Monschau, Höfen: Die Lebensmittelindustrie gibt den Trend vor. So genannte „Reißverschlusskühe“, die zwar jede Menge Fleisch und Milch geben, aber auf Grund der Hochzüchtung nur noch per Kaiserschnitt ihre Kälber zur Welt bringen können, sind keine Utopie mehr, sondern Programm. Betroffen von „Zuchtoptimierung“ sind alle Tiergattungen, die in irgendeiner Form zur Lebensmittel-Produktion genutzt werden. Und die alten Nutztierrassen? Die werden nicht mehr gebraucht und sterben langsam aber sicher aus.
Das wollen und können Melanie und Andreas Hugot so nicht hinnehmen – zumindest nicht auf ihrem Bauernhof. „Für uns ist das ein No-Go. Bereits der generelle Umgang mit den Tieren in solchen Tierproduktionsstätten ist aus unserer Sicht einfach nur unmenschlich. Dort muss sich alles dem wirtschaftlichen Aspekt unterordnen. Wenn bei uns ein Tier etwas absolut nicht will, dann darf es das. Wir verbiegen uns, damit das Tier so sein kann, wie es ist“, so die Hugots. Wer nun glaubt, bei den beiden Tierfreunden handele es sich um hoffnungslose Weltverbesserer, die ihre Tiere vermenschlichen, ist schief gewickelt. Die Hugots halten ihre Rinder, Schweine und das Geflügel zur Vermarktung. Weltfremde Träumer sind Melanie und Andreas Hugot also nicht.
Idyllisch unmittelbar bei Höfen im Heidgen gelegen, können Spaziergänger Rinder, Ziegen, Schafe, Schweine und Geflügel auf den Weiden des Hugotshofs entdecken. Aber irgendwie sehen die Tiere ganz anders aus als gewohnt. Zugegeben, Schottische Hochlandrinder sieht man in der Eifel inzwischen öfter. Wegen ihrer Robustheit und Genügsamkeit. Besonders der Umstand, dass die urtümlichen Rindviecher auch im Winter zwingend keine Ställe vertragen, scheint für die raue Eifel wie geschaffen. Doch wer hat schon von Walliser Schwarzhalsziegen, Wollschweinen, Schwarznasenschafen oder Cröllwitzer Puten gehört? Geschweige denn sie bereits gesehen?
Der Hugotshof ist nicht nur eine Nutztier-Arche auf dem Papier. Hier finden Tiere Schutz und Bestimmung. Neben den wirklich aussterbenden Rassen wie den Wollschweinen, die spätestens nach dem 2. Weltkrieg und dem nachfolgenden Wirtschaftswunder auf Grund des wachsenden Magerwahns der Konsumenten nicht mehr gefragt waren, tummeln sich noch andere, „historische“ Haustierrassen auf dem Bauernhof der Hugots. So wie beispielsweise das „Tiroler Grauvieh“. Eine robuste Rinderrasse, die sowohl als Milch- wie auch als Fleischlieferant gezüchtet wurde und mit den Bedingungen in der Eifel bestens zurechtkommt.. „Die sind genauso genügsam und robust wie die Schottischen Hochlandrinder. Auch wenn sie wesentlich weniger Milch geben als die üblichen Milchkühe, so sind sie in jeder Hinsicht ideal für uns“, erklärt Andreas Hugot.
Die Walliser Schwarznasenschafe leben auf dem Hof, weil bei dieser Rasse beide Geschlechter gehörnt sind und sich deshalb optimal mit den ebenfalls gehörnten Walliser Schwarzhalsziegen verstehen. So ist eine gemeinsame Haltung dieser gefährdeten Haustierrassen auf dem Bauernhof – wie auch früher in ihrer Schweizer Heimat- wieder möglich.
Hugots Bressehühner legen zwar nicht so viele Eier wie ihre Artgenossen in der „Industrie“, sind aber gleichzeitig ideale Fleischspender. Auch bei Truthähnen neigt die Lebensmittelindustrie dazu, sie immer größer zu züchten. Der Erfolg ist nur für die Produzenten messbar. Die Tiere selbst führen bis zur Schlachtung ein elendes Leben. Ihre Beine können das eigene Gewicht kaum tragen und wegen der Intensivhaltung müssen ihnen ständig Medikamente, meist Antibiotika, verabreicht werden. Die Cröllwitzer Puten der Hugots habe da Glück gehabt. Sie sind wesentlich kleiner, beweglicher – kurz vitaler. „Gerade beim Fleisch wollen wir keine Kompromisse machen“, wird Melanie Hugot ernst. „Wir wissen, wie unsere Tiere leben und was sie fressen. All das macht für uns am Ende die Qualität des Fleisches aus.“
Das Ehepaar, das ursprünglich aus medizinischen Berufen kommt, lebt seit 2007 auf ihrem Bauernhof in Höfen. Hübsch ist es dort, aber auch erfrischend authentisch. Man sieht gleich: Hier wird gelebt und gearbeitet. Und wer mit dem sympathischen Paar ins Gespräch kommt, spürt, dass sie ihr Leben mit der vielen Arbeit und den Tieren lieben. Während Melanie Hugot noch ihrem ursprünglichen Alltag im medizinischen Bereich nachgeht, konzentriert sich ihr Mann Andreas ganz auf die Arbeit auf dem Hof. Zu tun gibt es immer mehr als genug. Denn der Vermarktung ihrer Produkte gehen zahlreiche Arbeitsschritte voraus. So macht das Ehepaar Mozzarella von der Milch ihres Tiroler Grauviehs und nimmt nach der Arbeit des Schlachters das Wurstmachen selbst in Angriff. In ihrem Hofladen können die Kunden dann aus dem Vollen schöpfen. Ob Blut-, Leber-, Mett-, oder Teewurst, ob Sülze, geräucherter Speck und manchmal auch geräucherter Schinken – die Hugots machen alles selber. Daneben kann man im Hofladen auch selbst gemachte Fruchtaufstriche und ihren Milch- oder Holunderblütenlikör kaufen. Weitere Informationen unter: www.hugotshof.de
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