Eifel: Mit der Bergung kostbarer Fundstücke aus der Jungsteinzeit konnten die Archäologen des LVR-Amtes für Bodendenkmalpflege ihre Grabungen in einem Rheinbacher Gewerbegebiet vergangenen Sommer beenden. Neben den erwarteten Resten der römischen Eifelwasserleitung waren es vor allem die unscheinbaren Reste von Tongefäßen, Steingeräten und Knochenbruchstücke, die das Archäologenherz höherschlagen ließen.
Diese Fundstücke konnten nämlich in die späte Jungsteinzeit um 2.700 v. Chr. datiert werden. Da man nur wenig über diesen Zeitabschnitt weiß, sprechen die Fachleute auch von den „Dark Ages“ der rheinischen Jungsteinzeit. Keramikgefäße wie aus Rheinbach werden zwar hin und wieder im Rheinland entdeckt, doch eine genaue zeitliche Einordnung war bislang kaum möglich. Ein Glücksfall also, dass die Keramik-Fragente des Rheinbacher Fundplatzes zusammen mit Hirschgeweih- und Knochenresten gefunden wurde, die sich mit Hilfe der 14C-Methode genauer datieren ließen.Auf einer Fläche von 10.000 Quadratmetern hatten die Archäologen 2017 nach Spuren der Vergangenheit gesucht. „Dass wir auf Reste der römischen Wasserleitung stoßen würden, war klar“, erläutert Grabungsleiter Dr. Erich Claßen. Die weiteren Funde entpuppten sich als wichtige Puzzlestücke, die weitere Rückschlüsse auf das Leben in der Jungsteinzeit ermöglichen.
In einer der Abfallgruben des jungsteinzeitlichen Siedlungsgebietes wurden Bruchstücke einer recht groben, großen Keramik gefunden, die Quarzbruchstücke aufweist. Aufgrund des geborgenen Gefäßbodens gehen die Archäologen davon aus, dass die ursprüngliche Keramik eine Höhe von etwa vierzig Zentimetern hatte. Die Analysen der Knochenfunde belegen zudem, dass zu dieser Zeit Rind und Schwein als Haustiere gehalten wurden, zusätzlich aber auch Wildtiere wie Hirsch, Reh und Auerochse gejagt und verzehrt wurden. „Die damaligen Siedler betrieben Ackerbau und Viehzucht“, erklärt Claßen. Bei Altgrabungen auf dem Terrain konnten in den vergangenen Jahren bereits mehrere Häuser nachgewiesen werden. Diese Siedlung sei 5300 und 4900 v. Chr. bewohnt worden, präzisiert Claßen. „Die vorangegangenen Untersuchungen hatten nördlich und östlich der jetzt untersuchten Fläche eine Siedlung der Bandkeramik mit mindestens neun Häusern und eine mittelneolithische Siedlung mit mindestens drei Häusern zu Tage gefördert. Zusätzlich konnten Siedlungsbefunde der Bronze- und Eisenzeit, sowie der römischen Kaiserzeit freigelegt werden“, beschreibt der Archäologe die umfassende, jahrelange Forschungsarbeit. Ein besonderes Fundstück des vergangenen Sommers stellt der vollständig erhaltene Schleifstein aus feinkörnigem Sandstein dar, der sich in einer Abfallgrube fand. Dieser diente – ausweislich der auf drei Seiten vorhandenen Gebrauchsspuren – höchstwahrscheinlich der Zurichtung von Beilklingen aus Feuerstein, die für das spätere Neolithikum charakteristisch sind. In Rheinbach selbst fehlten die Beilklingen, sie kommen im Rheinland insgesamt aber hundertfach als Oberflächenfunde vor. Eines der wesentlichen Beilproduktionszentren war in dieser Zeit der Lousberg bei Aachen. Möglicherweise wurden Beilhalbfabrikate von dort auf dem in Rheinbach gefundenen Schleifstein in ihre endgültige Form gebracht und in der Siedlung genutzt.Der prähistorische Schleifstein ist – als Fundstück des Monats April – während der nächsten Wochen im Foyer des Bonner LandesMuseums ausgestellt.
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