Eifel: In diesem Jahr leuchten die Äpfel nicht nur in den Privatgärten um die Wette, auch die Bäume auf den Streuobstwiesen hängen voller Früchte. Und viele Spaziergänger fragen sich, ob sie dieses verlockende Obst einfach ernten dürfen. Gehört diese Wiese der Allgemeinheit, ist sie in Privatbesitz oder kümmern sich ehrenamtliche Baumpaten um Pflege und Ernte der alten Obstsorten?
Einblick in kostenlose Erntemöglichkeiten gibt das Internetportal „Mundraub“. Hier sind weltweit über 16.000 Fundstellen eingetragen, an denen man ohne Ärger ernten kann. Sogar auf den Malediven, in der Mongolei oder in Melbourne sind mittlerweile Orte markiert, an denen „Mundräuber“ reiche Beute finden. An Farbe und Symbol der Fähnchen lässt sich ablesen, ob es sich um Äpfel, Beeren, Nüsse oder Kräuter handelt. Und schaut man auf die Detailkarte, tauchen am rechten Bildschirmrand weitere Stellen in der Nähe auf, an denen die Obstpflücker fündig werden können.
Vor sechs Jahren kamen Katharina Frosch und Kai Gildhorn auf die Idee, eine Online-Community in Sachen Obst aufzubauen. Bei einer gemeinsamen Paddeltour entdeckten sie in freier Natur Streuobstwiesen und probierten die Früchte. Von dem unverfälschten Geschmack und der Artenvielfalt waren die beiden so begeistert, dass ihnen ihr Obstproviant aus dem Supermarkt wie der blanke Hohn vorkam. Die Idee, in enger Kooperation mit Eigentümern, Verwaltungen und Naturschutzinitiativen ein Internet-Portal aufzubauen, war geboren.
Um einen freundschaftlichen, fairen Umgang miteinander zu gewährleisten, wurde auf der Internetseite ein Verhaltenskodex formuliert. Ein rücksichtsvoller Umgang mit der Natur ist Ehrensache, zusätzlich werden die Mundräuber ermuntert, sich ebenfalls für die Pflege und Pflanzung von Obstbäumen einzusetzen, damit die alten Sorten erhalten und die historischen, ökologisch wertvollen Streuobstwiesen weiter bestehen bleiben. Und sollten doch einmal Zweifel aufkommen, ob man an dieser Stelle wirklich ernten darf, ohne Ärger zu bekommen, wird empfohlen, sich vor Ort zu erkundigen.
Vor einigen Tagen hat auch Heimbachs Bürgermeister Peter Cremer sich der Mundraub-Initiative angeschlossen. Er meldete die Streuobstwiesen Über Rur, in der Nähe vom Haus des Gastes, ganz offiziell bei Mundraub an. Einheimische und Wanderer haben nun grünes Licht, dort köstliche, heimische Äpfel zu ernten, ohne von misstrauischen Menschen des Diebstahls bezichtigt zu werden. „In diesem Jahr gibt es eine wahre Apfelschwemme. Es wäre doch schade, wenn das tolle Obst ungenutzt verfault“, unterstreicht Peter Cremer seinen Schritt.
Bei der Internet-Initiative Mundraub können auch Privatleute ihre Obstbäume zur Ernte freigeben. Eine Anmeldung kann jederzeit mit einem Klick wieder rückgängig gemacht werden, falls die Ernte bereits beendet ist oder die Bäume in einem Jahr wider Erwarten doch nicht so viel Obst tragen.
Die Mundraub-Gründer werden mittlerweile vom Bundesbildungsministerium gefördert und heimsten vergangenes Jahr den Deutschen Tourismuspreis ein. In gemeinsamen Ernte-Aktionen haben die Organisatoren über 20.000 Liter Saft für die Bundesgartenschau 2015 gepresst. Auch in Heimbach besteht dieses Jahr wieder die Möglichkeit, aus den privat geernteten Äpfeln, Birnen und Quitten einen eigenen Saft pressen zu lassen. Die mobile Saftpresse der SoNNe macht am Sonntag, dem 11. Oktober, an der Rur Station. Wie in den vergangenen Jahren wird um eine kurze Anmeldung mit Mengenangaben bei der organisierenden Obstbaumwartin Nicole Krupp 0177-7114009 gebeten.
Wer sich näher über die Mundraub-Initiative erkundigen möchte, findet auf der Seite www.mundraub.org viel Lesens- und Wissenswertes. Hier können auch Info-Broschüren bestellt bzw. gegen eine Spende heruntergeladen werden.
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