Eifel: Auslöser für die neueste Publikation von Hans-Dieter Arntz war ein intensives Gespräch mit seinem Enkel. Der damals Zehnjährige, bereits Mitglied des Nabu, freute sich Anfang dieses Jahres darüber, dass der Wolf zunehmend in die Eifel zurückkehrt. Das hingegen sieht sein Großvater aber äußerst kritisch.
Als am 2. Januar 2020 ein Biologe einen herumstreunenden Wolf im Kreis Euskirchen (Nordeifel) – auf der B 266 zwischen Strempt und dem Eifeler Alpenhof in Höhe der Ortschaft Kalenberg – entdeckte, beschloss er, das Wolfsprojekt umzuzusetzen.
So machte sich Arntz, der 40 Jahre an einem Euskirchener Mariengymnasium Englisch, Geschichte und Pädagogik unterrichtete, an die Recherchenarbeit: Er durchforstete Stadtarchive, historische Zeitungen und vergilbte Bücher zum Thema „Wolf“. Auch das „Königlich Preußische Amtsblatt der Regierung zu Trier“ wurde zur reichhaltigen Informationsquelle.
Entstanden ist ein hochinteressanter Beitrag zum Thema „Eifelwölfe damals und heute wieder – Rückblick auf die Wolfsplage (1800 bis 1880) und Ausblick auf die Zukunft .“ Arntz‘ Ausführungen sind im renommierten Eifeljahrbuch 2021 des Eifelvereins nachzulesen, für das er seit über 30 Jahren ehrenamtlich schreibt.
Seine Aussagen belegt er stets mit der passenden Quelle und verweist darauf, dass die Raubtiere in den vergangenen knapp 200 Jahren großen Schaden bei den Haus- und Weidetieren angerichtet haben. Deshalb fragt er sich und seine Leser: „Warum sollten aber nach etwa 150 Jahren die Nachfahren des Eifelwolfes ’sozialisierter‘ sein als seine Vorfahren? Der stete Hinweis auf die Ungefährlichkeit der Wölfe ist meiner Meinung nach eine Übertreibung.“
Zudem beunruhige ihn, dass im Januar 2020 ein Wolf in unserer Nähe bei Mechernich-Strempt die B 266 überquerte und jetzt vielleicht auch bald in unserer Umgebung herumstreunt. Da habe er „als wohl störrischer Großvater“, sich entschlossen, „mit dem nun vorliegenden Artikel über ‚Eifelwölfe damals und heute wieder‘ meine etwas konträre Ansicht zu begründen.“
Tatsache sei doch, „dass die erwartete Verbreitung der auch in die Eifel zurückkehrenden Wölfe nicht nur bei den Schafhaltern berufsbedingte Sorgen verursacht, sondern allmählich auch bei einem Teil der wanderlustigen Bevölkerung oder den Schaf- und Ziegenhaltern in den wenig besiedelten Gegenden. Öfters hört man jetzt von der Befürchtung, dass Nutztierrisse nicht nur eine Bedrohung für die heimische Landwirtschaft, sondern gar eine Warnung vor eventuell bevorstehenden Angriffen auf Menschen und Haustiere sind.“
Die Wolfspopulationen nehmen bundesweit zu, auch deren tödlichen Übergriffe:
Im Jahre 1996 wurde der erste Wolf in der Bundesrepublik Deutschland gesichtet (Sachsen) und 2018/19 gab es bereits 105 Rudel, 25 Paare und 13 sesshafte Einzeltiere. Im Jahre 2018 folgten 472 Übergriffe, und etwa 1667 Tiere – meist Schafe und Ziegen – wurden getötet. Daraus resultiert, dass augenblicklich die Rückkehr des Wolfes zu Lasten der Schaf- und Ziegenhalter geht. Darüber habe ich mir als engagierter Großvater eigentlich nie Gedanken gemacht. Ich befürchte jetzt, dass die bewundernswerte Tierliebe meines Enkels Schaden erleidet, wenn er eines Tages ein zerrissenes Opfer hinter einem angeblich schützenden Gatter erblicken würde,
führt Arntz aus.
„Ich persönlich möchte demnächst nicht im kalten Winter einem gerade zugewanderten Neubürger, einem knurrenden Eifelwolf, im Wald gegenüber stehen. Ich weiß nicht, ob mich dann mein Enkel in einem solchen Fall mit den Worten beruhigt: „Wahrscheinlich will der doch nur spielen…“.
Vor zwei Wochen sei er zuletzt mit dem Nachwuchs zum Ziegenhof von Kolvenbach gefahren, um die 60 Ziegen und Zicklein zu beobachten, die sein Enkel über alles mag. Vor dem Zaun habe er dem Kleinen dann erklärt, wie traurig der Junge wohl wäre, wenn der Wolf in diesen Schutzraum eindringt und die Tiere reißen würde . Auch habe man sich gemeinsam die riesigen Reißzähne des angeblich letzten, erlegten Eifelwolfs im Bonner Museum König zusammen angeschaut. „Nächste Woche fahren wir noch einmal nach Kolvenbach“, erzählt er im EIFELON-Gespräch.
„Die gewünschte Vergrößerung der Wolfspopulation in unserer Naturlandschaft, im weitflächigen und gebirgigen Eifelgebiet, sollte meiner Meinung nach nicht zu großzügig gefördert werden! Ich möchte mit meinem Wunsch aber auch nicht als Tierfeind bezeichnet werden!“
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