Eifel: Die Schutzverordnungen wegen des Coronavirus zeigen Folgen. Für gefährdete, ältere Menschen ist es – aus Sorge vor Ansteckung – zurzeit schwierig, die privaten Einkäufe zu erledigen. Deshalb gründeten sich vielerorts Einkaufsinitiativen: Eine Welle der Solidarität und Hilfsbereitschaft rollte an. Seit dem Wochenende gibt es beispielsweise einen Für-Zu-Hause-Einkaufsservice für die Mechernicher Orte Breitenbenden, Vussem und Holzheim. Kontaktmann ist Carsten Vogel unter Handy 0173 – 7409414 oder Festnetz 02484 – 2429. Auch die Heimbacher Blumenhändlerin Michaela Hurtz wurde aktiv und scharte Gleichgesinnte um sich. Als „Heinzelmädchen“ entwickelten sie einen Infozettel, der im Rathaus vielfach kopiert wurde. Ein eigenes Handy (0175 – 4743870) wurde angeschafft, über das man während der Ladenöffnungszeiten von 8.00 bis 20.00 Uhr um Einkaufshilfe bitten kann. „Für Getränkelieferungen bekommen wir vom EDEKA-Marktleiter Bernd Engels einen Wagen ohne Ladekante geliehen. Diese Geste ist grandios“, freut sich Michaela Hurtz.
Das Frauennetzwerk StädteRegion Aachen hat ebenfalls eine Initiative auf den Weg gebracht, die die bestehenden Systeme ergänzt und gleichzeitig die Taxiunternehmen in der Region aktiv unterstützt. Gemeinsam mit dem Aachener Taxiruf alfa 0241 – 22222 ist es nun möglich, Lieferaufträge zu koordinieren. Bestellungen können entweder telefonisch oder Mail () an den Taxiruf gerichtet werden, dieser gibt die Einkaufsliste an einen Fahrer weiter, der die Ware einkauft. Bitte nennen Sie: Name, Adresse und Telefonnummer. Die Lieferung wird fünf Minuten vor Ankunft – verbunden mit einer Zahlungsinformation – angekündigt und vor die Tür gestellt. Das Geld kann dann in einem Umschlag hinterlegt werden. Die Lieferkosten betragen im Aachener Stadtgebiet acht Euro. Bestellungen aus dem Bioladen Paulinenwäldchen werden nach Richterich und Laurensberg zu diesem Preis geliefert.
Verstärkte Internetpräsenz im Freilichtmuseum Kommern
„Langeweile haben wir garantiert nicht“, versichert Daniel Manner vom Freilichtmuseum Kommern. Zwar ist das riesige Gelände mit den historischen Gebäudegruppen momentan geschlossen, aber hinter den Kulissen gibt es trotzdem unendlich viel zu tun. Schließlich müssen nicht nur die Museumstiere tagtäglich versorgt werden. Die verordnete Auszeit wolle man zusätzlich dazu nutzen, Publikationen abzuschließen und die Beschilderung auf dem weitläufigen Museumsterrain zu erneuern. „Wir werden nicht untätig bleiben. Wir bauen weiter.“ Schließlich gelte es, die Brühler Milchbar (EIFELON berichtete) an ihrem neuen Standort herzurichten. Auch eine alte Mühle wartet noch darauf, als Zeugnis vergangener Zeiten restauriert zu werden. Diese Maßnahmen finden allerdings unter erschwerten Bedingungen statt. „Schließlich müssen auch unsere Mitarbeiter den vorgeschriebenen Sicherheitsabstand wahren.“
Ein wenig enttäuscht ist Daniel Manner trotzdem, denn vergangenen Sonntag, 22. März, sollte die große Sonderausstellung „Trüb und klar. Unser täglich Wasser.“ eröffnet werden. „Punktgenau sind wir fertiggeworden, und nun das.“
Auch der traditionelle Jahrmarkt Anno dazumal musste abgesagt werden. Um Besucher jedoch weiterhin über das attraktive Ausflugsziel zu informieren, werde man nun verstärkt im Internet auf das Museum aufmerksam machen.
Druck auf Tourismusbranche
Vor riesige Herausforderungen gestellt ist auch die in Vlatten gebürtige Tourismusexpertin Claudia Aschbeck. Gemeinsam mit ihrem Mann leitet sie in Köln ein Reisebüro. Erst Anfang der Woche kamen sie von einer, durch sie begleiteten Gruppenreise aus Myanmar zurück. „Unterwegs fühlten wir uns wie in einem Kokon. Zwar hörten wir Nachrichten, aber erst an unserem ersten Arbeitstag haben wir gesehen, wie dramatisch die Lage für unsere Tourismusbranche ist.“
„Die aktuelle Ausbreitung des Corona-Virus stellt die gesamte Reisebranche vor ungeheure Aufgaben. Neue Meldungen und Informationen kommen teilweise im Minutentakt. Im Moment setzen wir unsere ganze Energie für unsere Kunden ein, die noch in der Welt unterwegs sind oder deren Abreise unmittelbar bzw. in Kürze bevorsteht. Wir arbeiten mit Hochdruck daran, diese schwierige Situation mit Flugstreichungen, Einreisestopps, Stornos und auch Umbuchungswünschen zu meistern. Die bisherigen Bedingungen für Flug- oder Reisestornierungen oder Umbuchungen sind aufgrund der Pandemie außer Kraft gesetzt.“
Neben diesem organisatorischen Kraftakt, droht – genau wie bei Gastwirten und Hoteliers – auch ein finanzielles Desaster. „Nun müssen wir alle Gelder und Provisionen zurückgeben, die wir über Wochen und Monate verdient haben und wofür wir unsere Arbeit geleistet haben.“
Aschbecks Kundenstamm reagierte loyal: Vielen lieben Dank für alle aufmunternden Worte, für allen Zuspruch, für alle Hilfsangebote – bis hin zur Zahlung von Provisionsausfällen. Vielen Dank für Ihr Verständnis und Ihre Unterstützung in dieser außergewöhnlichen Situation. Wir sind sehr berührt und dies gibt uns Mut und Kraft diese große Herausforderung durchzustehen.
„Wir haben schon so manche Krise gemeistert“, meint die Reisebüroleiterin im EIFELON-Gespräch. Sei es der Einbruch der USA-Reisen nach dem 11. September 2001, seien es die Turbulenzen rund um die Insolvenz des Reiseriesen Thomas Cook. „Wir haben die Zuversicht, dass wir eines schönen Tages wieder dort anknüpfen, wo wir ausgebremst worden sind und freuen uns schon heute darauf, irgendwann wieder unvergessliche und besondere Reisen zu planen.“
Heiraten in Corona-Zeiten
Wer dieses Frühjahr in den Hafen der Ehe segeln wollte, steht ebenfalls vor großen Problemen. Nur in einigen Ausnahmefällen dürfen sich Paare das Ja-Wort geben. Lediglich für dringende Fälle würden Genehmigungen erteilt, erklärt Patrick Stötzer als Standesbeamter in Heimbach, der kleinsten Stadt NRWs. Man wolle nicht riskieren, dass die mühsam in der Heimat beantragten Unterlagen von ausländischen Mitbürgern „verfristen“, wie es in der Amtssprache heißt. Die Ausnahmeregel gelte aber nur für Heimbacher, betont er.
Die Feierlichkeiten finden allerdings in ganz kleinen Rahmen statt. Maximal vier Personen sind zugelassen: Das Brautpaar, zwei Trauzeugen und eben Patrick Stötzer. „Das Zeremoniell darf dann nur mit ganz viel Abstand vollzogen werden“, erklärt der Standesbeamte, denn „auch Brautleute müssen während der Corona-Krise ein gutes, sicheres Gefühl haben.“
Auch viele Arztpraxen passen ihre Sprechstunden an: Um die Ansteckungsgefahr so gering wie möglich zu halten, wurden eigene Infektionssprechstunden eingerichtet. So sitzen Betroffene mit Grippesymptomen nicht dicht an dicht neben Besuchern, die wegen allergischer Heuschnupfenbeschwerden den Arzt konsultieren. Wer in den vergangenen zwei Wochen Kontakt zu einem Corona-Erkrankten hatte oder unsicher ist, ob er sich möglicherweise infiziert hat, sollte sich zunächst telefonisch mit seinem Hausarzt in Verbindung setzen. Eine vorausschauende Entscheidung, um das Risiko zu minimieren.
Bleiben Sie auch in dieser Ausnahmesituation optimistisch, denn positiv ist, wenn man negativ auf Corona getestet wird.
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