Eifel: Die Forstleute in der Eifel betrachten den bisherigen warmen Winter mit gemischten Gefühlen. Ihnen sind richtig knackige Frosttage lieber. Kälte reduziert den Schädlingsbefall und das Pilzwachstum an Bäumen. Gerade die Eifel liegt in diesem Winter in einer milden atlantisch geprägten Wetterlage. In den Höhenzügen kommt das jahreszeitlich bedingte hohe Feuchtigkeitsaufkommen hinzu. Das fördert Parasitenwachstum.
Vor allem Buchen leiden unter verstärktem Befall. Die so genannte Rindennekrose findet sich an fast allen älteren Buchen. Die normalerweise glatte Rinde des Baumes wird rau und rissig. An den geschädigten Stellen haben Parasiten und Pilze ideale Bedingungen, in den Baum einzudringen. Die feucht-warme Witterung könnte nach Ansicht von Dr. Mathias Niesar, Waldschutzexperte von Wald und Holz NRW, schlimme Folgen für die bereits geschädigten Buchenbestände in den Hochlagen der Mittelgebirge haben.
Für eine Schädigung müssen verschiedene Faktoren zusammenkommen, die Niesar in diesem Winter alle als gegeben ansieht: Während die Bäume ihre Abwehrmechanismen gegen Pilzbefall im Winter heruntergefahren haben, entwickle sich der Rotpustelpilz in der milden Witterung ganz ungestört. Dieser Pilz öffne bei Temperaturen von über fünf Grad seine Sporenkörper und der Regen spüle dann die Sporen in die Luftlöcher der Rinde. „Hier sind optimale Wachstumsbedingungen für den Pilz, in der Folge stirbt dann das Rindengewebe ab“, erklärt Niesar. Letztlich sterben die erkrankten Bäume durch einen Stammbruch des Holzes an der, durch die Pilze zersetzten Stelle.
Die Pilzanfälligkeit der Buchen im feuchten atlantischen Klima ist kein neues Phänomen, es wird aber durch die zunehmend wärmeren Winter verstärkt. Dr. Niesar geht davon aus, dass von den alten Waldbeständen in den Höhenlagen der Eifel höchstens 30 Prozent der vorhandenen Buchen ein andauerndes, feucht-warmes Klima überleben werden. Er hofft auf eine evolutionäre Anpassung der „Überlebenden“. Dann werde es – hoffentlich – eine neue Buchenart geben, die mit einer veränderten Rindenstruktur auch dem verstärkten Pilzwachstum standhalten kann.
Die Buchenrindennekrose – oder auch Buchenkomplexkrankheit – verursacht hohe Ernteausfälle im Nutzwald der Nordeifel, im angrenzenden Rheinland-Pfalz und im Norden von Luxemburg. Seit 1997 beobachten Forstexperten eine stetige Zunahme des Buchensterbens in den Wirtschaftswäldern. „Die Buchen sehen nicht gut aus. Über zwei Drittel der Bestände in der Eifel sind geschädigt“, berichtet der Leiter der Arenbergschen Forstverwaltung, Holger Hoffmann aus Schleiden. Der Arenbergsche Forstbetrieb bewirtschaftet mit über 8.000 Hektar einen der größten Waldbestände in der Eifel. Diese Entwicklung führt zu fühlbaren Schäden, über 60 Prozent der Buchen könnten nicht mehr als Nutzholz verkauft werden und eignen sich nur noch als Brennholz. Im Wirtschaftswald verzichtet man weitgehend auf die Kultivierung neuer Buchenbestände. Für Hoffmann liegt die Zukunft des Eifelwaldes bei einem höheren Mischwaldanteil. Wobei der Forstexperte eine ökologisch stabile Zukunft des Waldes bei circa 70 Prozent Nadelholzanteil, bestehend aus Fichte, Weißtanne und Douglasie, sieht.
Der Nationalpark Eifel hat andere Schwerpunkte. Hier forciert man den Laubholzanteil und möchte die Douglasie und Fichte als „nicht standorttypisch“ aus dem Bereich des Nationalparks verbannen, um langfristig einen Buchennationalpark zu errichten. Man geht davon aus, dass die Fichte erst mit den preußischen Rekultivierungsmaßnahmen vor 200 Jahren in die Eifel kam und folglich hier nicht heimisch sei. Die ebenfalls im Nationalpark vertretene Douglasie stammt aus dem westlichen Nordamerika und wurde erstmals von David Douglas im 19. Jahrhundert nach Europa importiert. Hier fand sie als schnell wachsender Holzlieferant große Verbreitung. Im Nationalpark werden die Bestände gefällt, da man den Baum ebenfalls als nicht standorttypisch einstuft. 2013 hat das Bundesamt für Naturschutz die Douglasie auf die Liste der invasiven Arten gesetzt. Andere Forstwissenschaftler schreiben der Douglasie beste Wachstumsvoraussetzungen in Mitteleuropa als „Baum der Zukunft“ in einem möglichen Klimawandel zu.
Das Gesundheitsproblem der Buchen sieht der Nationalpark eher wissenschaftlich:
Wir haben als Nationalpark ja komplett andere Ziele als ein forstlich betriebener Wirtschaftswald. Während wir uns über Strukturvielfalt in den Baumbeständen freuen und auch nichts gegen Zunderschwämme an Buchenstämmen haben, da diese dem natürlichen Prozess der Zersetzung dienen, ist es für Wirtschaftswälder ziemlich desaströs, da für die die Buchen wirtschaftlich hochwertig sind und durch einen solchen Befall einfach wertlos werden. Wir haben bislang in den Wäldern des Nationalparks noch keine verstärkte Zunahme (der Buchenkomplexkrankheit, Anmerkung der Redaktion) feststellen können. […] Für uns wäre ein solches Phänomen als Nationalpark eher willkommen als abschreckend, da sich ein solcher Befall gerade auf stärkere absterbende und abgestorbene Buchen ja struktur- und damit wert erhöhend für Nationalparkwälder auswirkt. In einem Nationalpark gibt es in dem üblichen Sinn ja keine „Schädlinge“. Für einen Nationalpark wäre es dann eher interessant zu wissen, wie sich die durch das Klima geschwächte Buchen auf die Konkurrenzkraft der anderen Mischbaumarten auswirkt.
Soweit die Stellungnahme des Nationalparks.
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Danke für den sehr informativen Artikel!
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