Eifel: Der Naturpark Nordeifel startete am letzten Januarwochenende gemeinsam mit der Nationalparkverwaltung Eifel, der Natur- und Umweltschutz-Akademie (NUA) NRW und der Astronomie-Werkstatt „Sterne ohne Grenzen“ erstmals die Ausbildung und Zertifizierung zu so genannten SternenGuides.
Seit dem Frühjahr 2019 hat die International Dark Sky Association (IDA) den Nationalpark Eifel endgültig als Internationalen Sternenpark anerkannt. Diese Auszeichnung ist mit dem Auftrag verbunden, die natürlich dunkle Nachtlandschaft zu schützen und Naturfreunden für die Schönheit und den Wert einer natürlichen Dunkelheit zu sensibilisieren. Denn in der Eifel kann man die Milchstraße in sternklaren Nächten mit bloßem Auge sehen und bestaunen.
Bereits damals grübelte Projektleiterin Sylvia Montag darüber nach, wie man den Eifeler Sternenhimmel als touristisches Highlight „in Wert setzen kann“. So fügen sich nach und nach viele Planungsbausteine zu einem Gesamtkonzept zusammen. „Wir sind Vorreiter in der Region, in ganz NRW“, meint sie zufrieden. „Menschen, die wir ausbilden, müssen ein gutes Gespür für die Umwelt haben“, erläutert sie weiter. Deshalb sei es wenig verwunderlich, dass viele bereits zertifizierte Naturführer an dem Seminar teilnehmen. „Die sind mit Herzblut dabei und machen das aus Leidenschaft.“ Bislang konnte – corona-bedingt – die Schulung aber nur per Internet stattfinden.
Die gestartete Ausbildung ist ein weiterer Schritt hin zum Ziel, die Eifel als Nachthimmel-Erlebnisregion erlebbar zu machen und das Bewusstsein für den Schutz des nächtlichen Sternenhimmels zu schärfen. Das Fortbildungskonzept ist das Ergebnis einer intensiven Zusammenarbeit zwischen allen beteiligten Institutionen. Die in NRW bislang einzigartige Weiterbildung richtet sich gezielt an bereits zertifizierte Natur- und Landschaftsführer. Aus den eingegangenen Bewerbungen wurden 30 besonders geeignete Kandidaten für diese Pilotausbildung ausgewählt.
Für sie beginnt nun – wie es den derzeitigen Rahmenbedingungen in der Corona-Pandemie entspricht – die Zertifizierung zunächst im Onlineformat mit Webinaren zu Themen wie Kosmische Dimensionen, Orientierung am Sternenhimmel, sowie der nötigen Ausrüstung. In Folgeveranstaltungen wird der Blick dann nicht nur nach oben gerichtet, sondern auch auf das Geschehen im Wald bei Nacht gelenkt, auf Geräusche und aktive Tiere.
„Mehr als 50 Prozent aller Tiere sind nachtaktiv“, erklärt Michael Lammertz im EIFELON-Gespräch. „Die kommen nur klar, wenn sie nicht gestört werden.“ Deshalb sei ein sensibler Umgang mit Flora und Fauna notwendig. Trotzdem wolle man die Menschen für den unendlichen Blick ins Universum begeistern. Nach der Ausbildung der ersten 30 SternenGuides sollen so genannte „Sternenblicke“ eingerichtet werden. Treffpunkte, wo man bei klarer Sicht den Blick – unter kundiger Anleitung – in den unendlichen Kosmos schweifen lassen kann. Der Nationalpark selbst sei als nächtliches Entdeckungsfeld ein absolutes Tabu, fügt er hinzu. Schließlich herrsche dort die strengste Schutzkategorie.
Nicht zuletzt wird sich ein Ausbildungsmodul auch mit Angebotsalternativen bei bewölktem Nachthimmel beschäftigen. Und die Veranstalter hoffen, dass wenigstens eine Präsenz-Abschlussveranstaltung im späten Frühjahr möglich sein wird, um sich persönlich kennenzulernen und tatsächlich Sterne zu beobachten.
Astronom Harald Bardenhagen, Ideengeber, Dozent und seit vielen Jahren „Sonne, Mond und Sterne“-Kolumnist bei EIFELON, zieht trotz der verschärften Bedingungen eine positive Bilanz: „Am ersten Wochenende ist alles effektiv und gut gelaufen.“ Lediglich zwei Teilnehmer seien wegen Netzüberlastung aus dem Online-Meeting geflogen. „Das ist aber kein Problem. Ich biete eine ‚Nachholstunde‘ an und teile Tipps und Tricks.“
Und dann sprudelt er über vor angewandter Pädagogik: Für Kursteilnehmer erstellte er ein Kreuzworträtsel, um das bisherige Wissen abzufragen… vermittelte das Buch „Sternenhimmel für Verliebte“… Bierdeckel mit aufgedruckten Galaxien… Es müsse doch stets anschaulich und nachvollziehbar bleiben:
Wenn Kinder das verstehen, verstehen das auch Erwachsene,
meint er lachend.
Das Projekt hat den Landesförderwettbewerb „Naturpark.2021.NRW“ des Umweltministeriums NRW gewonnen und wird durch die Städteregion Aachen sowie die Kreise Euskirchen und Düren kofinanziert. Der Eigenanteil wird vom Naturpark Nordeifel e.V. getragen. Insgesamt stehen gut 500.000 Euro für die Erreichung der Projektziele zur Verfügung.
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