Kreise, Kreis Euskirchen: Die einstimmige Entscheidung hat niemanden überrascht, denn schon in den vorangegangenen Ausschusssitzungen war die Erweiterung des Sternenparks im Nationalpark Eifel als „International Dark Sky Reserve“ auf großes Interesse gestoßen. Jetzt gab auch der Kreistag seine Zustimmung. „Für den Kreis bedeutet dieser Beschluss, dass künftig im Zuge anstehender Erneuerungen in allen Einrichtungen des Kreises die Beleuchtung entsprechend ausgerüstet wird“, erklärte Pressesprecher Wolfgang Andres. Außerdem werden mit dem Beschluss die Städte und Kommunen gebeten, sich ebenfalls an diese Kriterien zu halten. Umliegende Gemeinden wie Heimbach oder Schleiden sind bereits dabei, die öffentliche Beleuchtung zu optimieren. Notwendig ist dazu Licht mit einem geringen Blauanteil. Im Februar 2014 hatte der Nationalpark von der International Dark-Sky Association (IDA) die Zertifizierung zum anerkannten Sternenpark erhalten.
„Der Kreistag begrüßt die Bewerbung des Vereins Naturpark Nordeifel e.V. um die Anerkennung der Erlebnisregion Nationalpark Eifel als „International Dark Sky Reserve“ bei der International Dark-Sky Association (IDA) und erkennt die als Anlage 1 zu V 271/20 16 (Anlage 1) beigefügten Beleuchtungsrichtlinien als verbindlich an. Er bittet die betroffenen Kreise, Städte und Gemeinden ebenfalls um eine entsprechende Beschlussfassung.“
In der Begründung der Beschlussvorlage heißt es unter anderem:
[…] Nunmehr soll als folgerichtiger nächster Schritt die Anerkennung als „International Dark Sky Reserve“ mit der deutschsprachigen Bezeichnung „Sternenregion Eifel“ angestrebt werden, um nachhaltig die Qualität des nächtlichen Sternenhimmels und den Schutz der nächtlichen Naturlandschaft in der ganzen Region zu erhalten und weiter zu verbessern sowie in der ganzen Region das Naturerlebnis eines sternenreichen Nachthimmels zu ermöglichen. Für die Antragstellung ist es erforderlich, dass in einem Umkreis von etwa 15 km um die Grenzen des existierenden Sternenpark Nationalpark Eifel (Kernzone) herum die angrenzenden Städte und Gemeinden (Randzone) sich ebenfalls zu diesen Zielen erklären.
[…] Die Beleuchtung mit effizienten, belastungsarmen und nicht himmelwärts strahlenden Beleuchtungssystemen kann insbesondere Einsparungen im laufenden Betrieb nach sich ziehen. Die Beleuchtungsempfehlungen beinhalten deshalb auch ein großes Energieeinsparpotential und unterstützen die Klimaschutzinitiative des Kreises. Zudem wird ein besserer Schutz und die Förderung der Artenvielfalt der nachtaktiven Lebenswelt (Tiere und Pflanzen) erzielt. Mit der Anerkennung als „International Dark Sky Reserve“ würde die gesamte Region darüber hinaus um einen besonderen touristischen Anziehungspunkt reicher. Bei einer Anerkennung wäre die ‚Sternenregion Eifel‘ einer der ersten ‚International Dark Sky Reserves‘ in Deutschland. Die Dokumentation der in Teilen vorhandenen natürlichen Nachtlandschaft wäre ein Alleinstellungsmerkmal unserer Region, das auch noch stärker touristisch genutzt werden kann…
Ein Problem gibt es jedoch noch: In Vogelsang wird eine Flüchtlingsunterkunft errichtet und da will die Bezirksregierung eine andere Beleuchtung einsetzen – aus Sicherheitsgründen. Zum Einsatz kommen sollen Lampen, die einen hohen Blauanteil haben. Für den Sternenpark könnte dies das vorläufige Aus bedeuten, denn die IDA hat klare Beleuchtungskriterien und das Zertifikat könnte aberkannt werden. „Wir geben nicht auf und hoffen, dass die Bezirksregierung auf unseren Kompromissvorschlag eingehen wird“, meinte Andres. Sie suchten nach Mitteln und Wegen, um eine Lösung zu finden. Im Januar wird es die nächsten Gespräche geben und der Kreis will der Bezirksregierung einen Kompromiss vorschlagen: Es könnten beide Beleuchtungsarten installiert werden. Die eine, die der Zertifizierung entspräche, und die, die die Bezirksregierung sich vorstelle. Je nach Notwendigkeit wird dann die eine oder andere Beleuchtung angeschaltet. Unklar ist schließlich noch, ob und wieviele Flüchtlinge überhaupt nach Vogelsang kommen und ob wirklich immer die grelle Beleuchtung notwendig ist.
Für Astronom und Gründer der Astronomie-Werkstatt in Vogelsang Harald Badenhagen wäre die von der Bezirksregierung vorgesehene Beleuchtung fatal. Denn seine Astronomie-Werkstatt liegt nur rund 180 Meter von der Flüchtlingsunterkunft entfernt. Doch zunächst geht der Kölner davon aus, dass es einen Kompromiss geben wird. Seit sechs Jahren setzt sich Badenhagen schon dafür ein, die Lichtverschmutzung in Grenzen zu halten und seine Aktivitäten auf Vogelsang sind gut besucht. 78 Veranstaltungen hat er schon für 2017 geplant: „Ich muss positiv denken“. Bei der Diskussion gehe es ihm aber nicht nur um seine Astronomie-Werkstatt, sondern um die gesamte Region, betonte Badenhagen. Der Sternenpark habe schon zu einer erhöhten Aufmerksamkeit in der Bevölkerung und bei Besuchern geführt. Die Eifel als Ort, wo man noch ungestört in den Nachthimmel schauen kann, hat sich herumgesprochen und in den umliegenden Gemeinden gibt es schon touristische Angebote wie im Oktober die „Sternenwoche in der Rureifel“ der Rureifel Touristik. Auch der Nordeifel Tourismus hat schon einige Veranstaltung zum Thema Sternenhimmel im Angebot (www.sternenpark-nationalpark-eifel.de).
Das Thema Astrotourismus ist jedoch nicht nur für die Eifel interessant. Während der Internationalen Tourismus Messe (ITB) in Berlin vom 8. bis 12. März wird es eine eigene Halle zum Thema Astrotourismus geben. 2015 hatte sich der Nationalpark erstmals in Berlin mit dem Sternenpark präsentiert und stieß dabei auf große Resonanz. Im nächsten Jahr werden die Eifeler auch wieder kräftig am Programm mitwirken. Mit dabei ist natürlich Harald Badenhagen. Erst kürzlich hatte er Besuch von einer Mitarbeiterin der ITB und hat ihr den Eifeler Sternenhimmel gezeigt. Badenhagen selbst wird auf der Messe einige Vorträge halten, unter anderem zum Thema Lichtverschmutzung und die Bedeutung für den Astrotourismus. Noch sind die Planungen nicht abgeschlossen, doch ein Planetarium außerhalb der Halle und ein Observatorium in der Halle werden vielleicht aufgebaut und damit zum Anziehungspunkt der Besucher werden – die Finanzierungsfrage ist allerdings noch nicht abschließend geklärt.
In jedem Fall wird es jedoch ein umfassendes Programm für Fachbesucher wie für das Publikum geben. Und die Eifeler können wieder kräftig für ihre Region werben – auch für den Sternenpark, beziehungsweise die erhoffte Zertifizierung zum „International Dark Sky Reserve“. Ein touristisches Pfund, das hoffentlich auch bei der Bezirksregierung ein Umdenken bewirken wird.
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