Umland, Bonn: Was im Monat August in der Sondervitrine des Bonner LandesMuseums zu sehen ist, sind die ersten, restaurierten Schmuckstücke aus einem sensationellen Fund im Dürener Nordkreis. Im Vorfeld des Tagebaus Inden wurde das bislang größte früheisenzeitliche Brandgräberfeld des Rheinlands mit über 550 Bestattungen entdeckt. Neben zumeist einfachen, lediglich mit einer Deckschale oder einem Miniaturgefäß versehenen Urnengräbern fielen einige Bestattungen durch eine für das Rheinland ungewöhnliche Ausstattung auf.
„Das gesamte letzte Jahr bis in den Mai hinein waren wir mit den Ausgrabungen beschäftigt“, beschreibt Dr. Udo Geilenbrügge, Leiter des LVR-Amts für Bodendenkmalpflege im Rheinland, Außenstelle Titz, die akribische Arbeit der Archäologen.
Eins der Brandgräber, die im 8. bis 6. Jahrhundert vor Christus angelegt wurden, enthielt einen schmalen Armring mit Strichgruppenverzierung. Dieser Metall-Reif ist in regelmäßigen Abständen mit fünf- bis siebenfachen senkrechten Ritzungen verziert. In der Urne wurde zusätzlich eine im Scheiterhaufenbrand geschmolzene Glasperle, die auf einem dünnen Bronzedraht aufgezogenen war, entdeckt. Der ebenfalls beigegebene so genannte „scharflappige Wendelhalsring“ erlaubt eine Datierung des Grabes ins 6. Jahrhundert vor Christus. Da diese Art von Halsschmuck viele scharfkantige Metallgrate aufweist, vermuten die Fachleute, dass solche Wendelhalsringe nur über der Kleidung getragen wurden, oder zusätzlich mit einem weichen Material umwickelt waren. „Wenn der einmal geschlossen war, musste er bleiben, wo er war“, erläutert Udo Geilenbrügge, aber das sei nur eine Theorie. Denn an nachgeschmiedeten Objekten zerbrachen die Verschlüsse nach dem dritten oder vierten Mal Schließen und Öffnen.„Für die damalige Zeit sind solche Funde äußerst selten“, erläutert Geilenbrügge. Damals habe Metall-Armut geherrscht und wenn dann solch ausgefallene Schmuckstücke aus einem Gräberfeld geborgen werden könnten, sei das schon eine Sensation. Seine Schlussfolgerung: Es müsse sich hier um eine kleine, privilegierte Personengruppe gehandelt haben, die sich schon damals Luxus leisten konnte. In den meisten der über 550 Grabstätten wurden lediglich die Urnenüberreste und einige Opferschälchen gefunden, die den Verstorbenen mit auf die Reise ins Jenseits gegeben wurden.
Das zweite Grab aus gleicher Zeit besitzt eine noch reichere Ausstattung: zwei tordierte (gedrehte) Halsringe, jeweils aus Bronze und Eisen, einen Bronzering mit Eisenkern, zwei kleine Bronzeringe mit „Pfotenenden“ – katzenpfotenähnlichen Verdickungen – und mindestens sieben strichgruppenverzierte Bronzearmringe. Mehrere bandförmige Eisenkettenfragmente waren ein- oder mehrteilig an einer kleinen Eisennadel mit Spiralring befestigt.
Sämtliche Beigaben und der Leichenbrand befanden sich in einer Urne, die aus Ton mit einer für die Region ungewöhnlichen schwarztonigen „Magerung“ – einem mit Dung und Stroh vermengten Ton – hergestellt war. Früheisenzeitliche Gräber mit dieser Ausstattung waren im Rheinland bislang unbekannt und höchstens im Rheintal Richtung Koblenz vorhanden. Dorthin – und weiter südlich – passen sie hinsichtlich des Inventars gut zur dort verbreiteten Hunsrück-Eifel-Kultur. Ob die in Inden beigesetzten Personen vielleicht ursprünglich aus diesem Gebiet stammen, müssen weitere Untersuchungen zeigen.
Die Funde werden nun im Landesmuseum analysiert und aufgearbeitet.
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