EIFELON weiterempfehlen

Wir informieren die Eifel

unabhängig. überparteilich. unbezahlbar.

neue Kommentare
0
Dieser Schmuck zeugt vom Wohlstand der Verstorbenen. [Foto: Jürgen Vogel]

Fund des Monats August: Früheisenzeitlicher Schmuck aus einem Brandgräberfeld im Tagebaugebiet Inden

Umland, Bonn: Was im Monat August in der Sondervitrine des Bonner LandesMuseums zu sehen ist, sind die ersten, restaurierten Schmuckstücke aus einem sensationellen Fund im Dürener Nordkreis. Im Vorfeld des Tagebaus Inden wurde das bislang größte früheisenzeitliche Brandgräberfeld des Rheinlands mit über 550 Bestattungen entdeckt. Neben zumeist einfachen, lediglich mit einer Deckschale oder einem Miniaturgefäß versehenen Urnengräbern fielen einige Bestattungen durch eine für das Rheinland ungewöhnliche Ausstattung auf.

„Das gesamte letzte Jahr bis in den Mai hinein waren wir mit den Ausgrabungen beschäftigt“, beschreibt Dr. Udo Geilenbrügge, Leiter des LVR-Amts für Bodendenkmalpflege im Rheinland, Außenstelle Titz, die akribische Arbeit der Archäologen.

Früheisenzeitliche Schmuckstücke aus dem Dürener Nordkreis. [Foto: Jürgen Vogel]

Eins der Brandgräber, die im 8. bis 6. Jahrhundert vor Christus angelegt wurden, enthielt einen schmalen Armring mit Strichgruppenverzierung. Dieser Metall-Reif ist in regelmäßigen Abständen mit fünf- bis siebenfachen senkrechten Ritzungen verziert. In der Urne wurde zusätzlich eine im Scheiterhaufenbrand geschmolzene Glasperle, die auf einem dünnen Bronzedraht aufgezogenen war, entdeckt. Der ebenfalls beigegebene so genannte „scharflappige Wendelhalsring“ erlaubt eine Datierung des Grabes ins 6. Jahrhundert vor Christus. Da diese Art von Halsschmuck viele scharfkantige Metallgrate aufweist, vermuten die Fachleute, dass solche Wendelhalsringe nur über der Kleidung getragen wurden, oder zusätzlich mit einem weichen Material umwickelt waren. „Wenn der einmal geschlossen war, musste er bleiben, wo er war“, erläutert Udo Geilenbrügge, aber das sei nur eine Theorie. Denn an nachgeschmiedeten Objekten zerbrachen die Verschlüsse nach dem dritten oder vierten Mal Schließen und Öffnen.

„Für die damalige Zeit sind solche Funde äußerst selten“, erläutert Geilenbrügge. Damals habe Metall-Armut geherrscht und wenn dann solch ausgefallene Schmuckstücke aus einem Gräberfeld geborgen werden könnten, sei das schon eine Sensation. Seine Schlussfolgerung: Es müsse sich hier um eine kleine, privilegierte Personengruppe gehandelt haben, die sich schon damals Luxus leisten konnte. In den meisten der über 550 Grabstätten wurden lediglich die Urnenüberreste und einige Opferschälchen gefunden, die den Verstorbenen mit auf die Reise ins Jenseits gegeben wurden.

Das zweite Grab aus gleicher Zeit besitzt eine noch reichere Ausstattung: zwei tordierte (gedrehte) Halsringe, jeweils aus Bronze und Eisen, einen Bronzering mit Eisenkern, zwei kleine Bronzeringe mit „Pfotenenden“ – katzenpfotenähnlichen Verdickungen – und mindestens sieben strichgruppenverzierte Bronzearmringe. Mehrere bandförmige Eisenkettenfragmente waren ein- oder mehrteilig an einer kleinen Eisennadel mit Spiralring befestigt.

Sämtliche Beigaben und der Leichenbrand befanden sich in einer Urne, die aus Ton mit einer für die Region ungewöhnlichen schwarztonigen „Magerung“ – einem mit Dung und Stroh vermengten Ton – hergestellt war. Früheisenzeitliche Gräber mit dieser Ausstattung waren im Rheinland bislang unbekannt und höchstens im Rheintal Richtung Koblenz vorhanden. Dorthin – und weiter südlich – passen sie hinsichtlich des Inventars gut zur dort verbreiteten Hunsrück-Eifel-Kultur. Ob die in Inden beigesetzten Personen vielleicht ursprünglich aus diesem Gebiet stammen, müssen weitere Untersuchungen zeigen.
Die Funde werden nun im Landesmuseum analysiert und aufgearbeitet.

4.8.2017KulturUmland, Bonn0 Kommentare bwp

Bisher 0 Kommentare
Kommentar schreiben

Es gibt noch keine Kommentare zu diesem Beitrag. Schreiben Sie den Ersten.

Einen neuen Kommentar schreiben

Um einen neuen Komentar zu schreiben, melden Sie sich bitte mit ihrem Benutzernamen und Passwort an. Wenn Sie noch keinen EIFELON-Account haben, können Sie sich kostenlos und unverbindlich registrieren.


  1. *Ihre eMail-Adresse wird nicht veröffentlicht
  2. Ein Passwort wird Ihnen an Ihre eMail-Adresse zugeschickt, Sie können es anschließend in Ihrem Benutzerberich leicht ändern.
  3. Den Button zur Registrierung finden Sie unter unserern folgenden Richtlinien:
Die Richtlinien für die Nutzung der EIFELON Diskussionsplattform
Die Benutzer bestätigen/akzeptieren mit ihrer Anmeldung unsere Richtlinien. Falls es im Nachhinein noch Änderungen an den Richtlinien gibt, werden die User beim nächsten Einloggen aufgefordert, die Richtlinien erneut zu bestätigen: Wir bieten Ihnen hier eine Plattform für sachliche und konstruktive Diskussionen. Um dies zu gewährleisten, behält sich die Redaktion vor, Kommentare nicht zu veröffentlichen, die einer sachlichen Diskussion nicht förderlich sind. Wir bitten Sie daher, durch die Einhaltung unserer Richtlinien zu einem freundlichen Gesprächsklima beizutragen.
1. Gegenseitiger Respekt
Bitte behandeln sie andere Nutzer so, wie Sie selbst behandelt werden möchten. Zeigen Sie Toleranz gegenüber anderen Meinungen und verzichten Sie auf persönliche Angriffe und Provokationen.
Selbstverständlich werden Kommentare, die ehrverletzend, beleidigend, rassistisch, pornografisch oder auf andere Weise strafbar sind, nicht freigeschaltet.
2. Wortwahl und Formulierung
Sachliche Argumentation ist die Basis für eine konstruktive Diskussionskultur. Nehmen Sie sich die Zeit, Ihren Kommentar vor dem Abschicken zu überprüfen. Habe ich den richtigen Ton getroffen? Könnten meine Formulierungen Missverständnisse hervorrufen?
3. Benutzernamen
Diese genannten Richtlinien gelten auch für die Verwendung von Benutzernamen.
4. Quellenangaben und Verlinkungen
Wenn Sie Zitate verwenden, verweisen Sie bitte auf die Quelle und erläutern Sie deren Bezug zum Thema.
5. Zeichenbegrenzung
Die Länge eines Kommentars ist auf 1000 Zeichen zu begrenzen, um eine Moderation in einem adäquaten Zeitrahmen zu gewährleisten. Mehrteilige Beiträge können daher leider nicht berücksichtigt werden.
Bitte sehen Sie davon ab, denselben oder einen sehr ähnlichen Kommentar mehrmals abzuschicken.
6. Werbung
Die Nutzung der Kommentarfunktion zu kommerziellen Zwecken ist nicht erlaubt. Inhalte gewerblichen oder werbenden Charakters werden nicht freigeschaltet. Gleiches gilt für politische Aufrufe aller Art.
7. Sonstige Hinweise
Es besteht kein Anspruch auf Veröffentlichung eines Kommentars. Beiträge, die sich als falsch oder unwahr herausstellen, können auch im Nachhinein noch gelöscht werden. Sollten Sie auf Beiträge stoßen, die gegen die Richtlinien verstoßen, machen Sie die Moderation bitte darauf aufmerksam. Schicken Sie einfach den Link des betreffenden Kommentars mit einer kurzen Erläuterung an redaktion@eifelon.de. Bei wiederholten oder besonders schweren Verstößen gegen diese Richtlinien behalten wir uns einen Ausschluss einzelner User vor.


zurück zur Startseite