Umland, Köln: Begonnen hat es als Hilferuf um mehr Aufmerksamkeit. Im 12. Jahr ihres Bestehens ist die „Kölner Musiknacht“ zum festen – und bundesweit einmaligen – Schaulaufen der freien Musikszene geworden. Am 17. September ist es wieder so weit. Allein die nackten Zahlen sind schon beeindruckend: 300 Musikerinnen und Musiker geben 69 Kurzkonzerte (keines ist länger als 45 Minuten) an 18 Spielorten. Und das innerhalb von sechs Stunden. Noch beeindruckender ist die Vielfalt der gebotenen Musik: Alte und Neue Musik, Jazz, Weltmusik, Chansons, Klangskulpturen, Bekanntes ebenso wie Experimentelles – alles ist dabei. Und viele Künstlerinnen und Künstler, die außerhalb Kölns bekannter sind als im Schatten des Doms. Was sogar für die Domkantorei gilt.
Das Programm stellt der Initiativkreis Freie Musik Köln (IFM) allein aus den Reihen seiner rund 600 Mitglieder und deren Gäste zusammen. Er kann dabei auf ein überaus breites Angebot zurückgreifen. Daniel Mennicken, neuer Vorsitzender vom veranstaltenden IFM-Projekte, einer „Dachorganisation“ des lockeren Initiativkreises Freie Musik Köln (IFM), begründet die Anziehungskraft Kölns für Musiker mit der Größe der Stadt. Sie liege gerade unterhalb der kritischen Grenze, ab der man die Übersicht über das aktuelle Angebot und Geschehen verliere. Es gebe sogar „Rückkehr-Tendenzen“ aus Berlin, weiß er zu berichten.
Im 12. Jahr wartet das Musikfest mit einigen Neuerungen auf. So wird erstmals eine Initiative vorgestellt – in diesem Jahr die Kneipe „Singender Hollunder“, Treffpunkt für sangeslustige Menschen. Außerdem arbeitet man mit dem Edelweißpiraten-Festival zusammen. Viele Musiker, die bei diesem Event Anfang Juli im Kölner Friedenspark auftraten, werden jetzt bei der Musiknacht mit dabei sein. Neu auch die Spielstätte Kubus zwischen VHS und Zentralbibliothek sowie ein Workshop für Kinder und ein kleines Filmfestival: Hier werden Filme gezeigt, die Jugendliche im Vorfeld von Proben einiger Musiker gedreht haben.
„Musik hören macht Spaß“, begründet Mennicken den Erfolg des Festivals beim Publikum. Da bleiben beim Publikum die Sorgen der freien Musikszene etwas außen vor. Doch die bestehen weiter: Die Gagen sind weiter gering, es fehlen Probe- und Aufführungsräume. Und natürlich Geld. Immerhin: „Die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit, von Verwaltung und Politik für die Probleme der gesamten Kölner freien Szene – nicht nur der Musiker – ist gestiegen“, sagt Mennicken und verweist auf den zuletzt gestiegenen Zuschuss von insgesamt derzeit einer Million Euro für eben die ganze freie Szene. Zum Gesamtetat der Musiknacht von 83.000 Euro trägt die Stadt 21.000 Euro bei, zusätzlich hilft sie bei Organisation und Werbung. „Aber“, ergänzt er selbstkritisch, „die Musiknacht könnte politischer sein, um die Zuschauer auf die finanzielle Situation und die Probleme der Musiker aufmerksam zu machen.“
20,00 Euro kostet ein Ticket, das – ohne Sitzplatzanspruch – Eintritt in alle Konzerte bietet. Die Spielorte liegen dicht beieinander, sechs Konzerte lassen sich da zwischen 18.00 und 24.00 Uhr bei guter Planung schaffen. Die Veranstaltungen in den beiden WDR-Sendesälen werden von WDR 3 live übertragen. Erstmals wird auch ein Einzelticket für ein einzelnes Konzert angeboten. [ehu]
Weitere Informationen: www.koelner-musiknacht.de
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