Umland, Trier: Es ist ein besonderes Projekt, welches zur Zeit in der Tufa Trier – der Kulturfabrik – realisiert wird: Ende Oktober ist die Premiere des Theaterstückes „Odyssee.16“. Es ist ein Kunst und Handwerk Musik-Theaterprojekt mit jungen Geflüchteten. Die Kulturfabrik kooperiert dabei mit dem Jobcenter Trier und dem Palais e.V.
Mit den Eindrücken der letzten Wochen und Monaten und vielen Gesprächen mit Flüchtlingen und bereits anerkannten Asylbewerbern, die in Trier tatkräftig unterwegs sind, entwickelte der Regisseur Stefan Bastians die Idee, eine Adaption der Odyssee zu verfassen, die sowohl Künstler als auch junge Handwerker mit ins Boot nimmt. Die Adaption speist sich aus der Vorlage Homers aber auch aus den Biographien der jungen Flüchtlinge, die sich in dieses Projekt künstlerisch und handwerklich einbringen können. Ihre Geschichten fließen in die Odyssee mit ein oder werden assoziativ transkribiert. Das Theater bietet ein breites Spektrum verschiedener Gewerke, die den Flüchtlingen neue Perspektiven einer möglichen Ausbildung aufzeigen können: Handwerk, Technik, Gestaltung und Kunst.
Der Regisseur und Ideengeber des Stückes, Stefan Bastians, hat bereits reichlich Erfahrung mit Immersionsunterricht in Belgien und Frankreich gesammelt und weiß, dass Menschen, die kaum oder kein Deutsch können, gerade in solchen Projekten und in alltäglichen Situationen schnell und nachhaltig lernen. Der Erwerb der fremden Sprache folgt hierbei ausschließlich den Prinzipien des Mutterspracherwerbs. Die Entwicklung des Stückes erfordert den gemeinsamen Austausch aller Gewerke und Mitwirkenden, so dass die sozialen Kontakte schnell geknüpft sind und das Miteinander eine wichtige Rolle spielt. Somit wird auch die Entscheidung für den zukünftigen Weg, sei es eine Ausbildung, ein Studium etc. in einer sehr lebendigen und beglückenden Form einer Veröffentlichung, sprich einer Premiere, möglich gemacht. Die Musik für die Produktion wird von Saif al Kayyat, einem aus dem Irak stammenden Musiker, der in Trier lebt, komponiert und arrangiert. Besonders interessant ist dabei die Mischung aus Barockmusik, alter klassischer arabischer Musik und neuen Kompositionen. Arabische Instrumente wie Duduk, Ney und Oud werden kombiniert mit klassischen westlichen Streichinstrumenten, die in diesem Fall vom collegium musicum der Universität Trier gespielt werden.
Zum Inhalt: Die ganze Odyssee ist eine einzige Variationsanordnung von Figuren, die sich einander nähern, sich finden wollen, aber davon abgehalten werden. Auch wird dies durch andere Figuren vereitelt oder einfach nur verzögert durch Lügen, Verleumdung und den anderen Auf-die- Probe-stellen. Wichtig ist am Ende das Finden, ein sublimer Kampf um Vertrautheit und Fremdheit, Nähe und Ferne. Des Kriegers Heimkehr, Odysseus Irrfahrt, wird zu einer Flucht in seine inneren Abgründe. Telemachos, auf der Suche nach seinem Vater und seiner Identität, bricht aus seiner ohnmächtigen Starre und Penelope, Mutter und langjährige Strohwitwe, zu schwach, um sich gegen die Fremdinteressen der Freier zu wehren, verwaltet die Heimat als ein inneres Asyl.
In einem Zirkusrund wird mit der Geschichte der Odyssee und mit den Attraktionen der Legende eine Utopie erzählt: Der Krieg aller Kriege ist zu Ende, alle kehren heim. Aber der Weg zurück ist nicht gerade, die Heimat scheint unerreichbar und völlig verändert zu sein; sie wird zu einem letzten Kriegsschauplatz.
Informationen: www.tufa-trier.de
Seit Mai 2016 führt der Palais e.V. im Auftrag des Jobcenter Trier Stadt und in Kooperation mit der Tufa e.V. Arbeitsgelegenheiten (AGH) für Personen mit Fluchthintergrund durch. Das Ziel der Maßnahme ist die berufliche und soziale Förderung von erwerbsfähigen Leistungsempfängern mit Flüchtlingshintergrund. Die Teilnehmer können unter fachlicher Anleitung ihre Kenntnisse und praktischen Fähigkeiten sowie ihre Schlüsselqualifikationen erweitern und schulen. Sie stellen unter Anleitung Bühnenbilder, Kostüme und andere Ausstellungsstücke her.
Das Jobcenter Trier Stadt betreut derzeit ca. 400 junge Flüchtlinge zwischen 15 und 30 Jahren. Den jungen Menschen sollen neue berufliche Perspektiven aufgezeigt werden und sie sollen schrittweise an den Ausbildungs- und Arbeitsmarkt herangeführt werden. Aus diesem Grund hat das Jobcenter gemeinsam mit dem Träger Palais e.V die Arbeitsgelegenheit „Kunst und Kultur“ entwickelt und sich zur Finanzierung dieses Projektes entschieden. Im Rahmen dieser arbeitsmarktpolitischen Maßnahme haben die Flüchtlinge die Möglichkeit, sich einerseits in verschiedenen handwerklichen Bereichen auszuprobieren und entsprechende berufsrelevante Fähigkeiten zu erwerben oder erweitern. Andererseits vertiefen sie ihre Sprachkenntnisse und lernen verschiedene Ausbildungsberufe kennen, was ihnen die Kontaktaufnahme zu Arbeitgebern erleichtert.
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