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Professor Schumacher (r.) mit Wiesensalbei neben der neuen zweiten Informationstafel im Rotbachtal. v.l.: Hans-Gerd Dick, Stadt Zülpich, Naturfreund Rolf Höveler, Ottmar Voigt, Beigeordneter der Stadt Zülpich. [Foto: Stadt Zülpich]

Rotbachtal – ein Beispiel für wiedergewonnene Vielfalt der Natur

Zülpich: „Seit fast fünfzig Jahren engagiere ich mich für den Naturschutz, weil es mir ein Anliegen ist, die Schönheit und Vielfalt der Natur zu bewahren und damit auch etwas für die Menschen in der Region zu tun“, erzählt Professor Wolfgang Schumacher, Vizepräsident der NRW-Stiftung. Diese unterstützt gemeinnützige Vereine, Verbände und ehrenamtlich arbeitende Gruppen, die sich für den Naturschutz sowie die Heimat- und Kulturpflege einsetzen. „Zu oft wird unterschätzt, dass die Erholung in der Natur und das Erleben von Natur und Landschaft für viele Menschen wichtig ist, ebenso wichtig wie das Erleben von Kultur.“

Nicht immer sah es gut aus mit der biologischen Vielfalt auf den Wiesen und Weiden – auch nicht in der Eifel. Um in einer globalisierten Wirtschaft wettbewerbsfähig zu sein, haben Landwirte die Flächen intensiv bewirtschaftet, stark gedüngt und häufiger als früher gemäht, so dass nur noch hoch ertragreiche Futtergräser überlebten. Die Anzahl und Vielfalt von heimischen Stauden und Kräutern ging stark zurück. Um den Rückgang der Biodiversität bis 2010 zu stoppen, verabschiedeten die damaligen EU-Staatschefs auf dem Gipfeltreffen der Europäischen Union in Göteburg im Juni 2001 die „2010-Ziele für die Erhaltung der Biodiversität“.

„Für die NRW-Eifel ist dies gelungen“, sagt Professor Schumacher. „Sie zählt zu einer der artenreichsten Regionen in NRW.“ Das liegt auch daran, dass nicht erst seit 2001, sondern seit 30 Jahren Landwirte und Schäfer aus der Eifel in den Vertragsnaturschutz von NRW eingebunden werden: Landwirte bewirtschaften ihre Flächen Natur schonender, so wie es bis Anfang der 1960er noch üblich war. Sie mähen später im Jahr und verzichten auf Dünger. Bauern und Schäfer lassen ihre Rinder, Schafe und Ziegen auf artenreichen Flächen weiden. Im Gegenzug erhalten sie den Unterschiedsbetrag zwischen normaler Nutzung und extensiver Wiesen- und Weidenutzung vergütet. Jährlich fließen seit etwa 2005 in den Vertragsnaturschutz und ähnliche Maßnahmen in der Eifel wie die Renaturierung von Bächen und die Erdpflege von schutzwürdigen Biotopen zirka zehn Millionen Euro, je zur Hälfte von der EU und dem Land NRW. „Im kulturellen Bereich wird das Zehnfache ausgegeben“, ordnet Professor Schumacher die Gelder ein.


Positivbeispiel Rotbachtal

Die NRW-Stiftung unterstützt unter anderem viele Naturschutzprojekte in ganz NRW. Mit Hilfe von Lotteriegeldern und Sponsoren hat sie in den vergangenen Jahrzehnten 6.000 Hektar Fläche erworben. Die Narzissenwiesen an der deutsch-belgischen Grenze zählen dazu, die Wacholderhänge bei Blankenheim, das Urfttal zwischen Nettersheim und Sötenich oder das Rotbachtal bei Schwerfen, das am Übergang von der Eifel in die Zülpicher Börde liegt. Die Stiftung hat beispielsweise vor rund zehn Jahren im Rotbachtal und den umliegenden Hochflächen zwischen Schwerfen, Eicks und Floisdorf eine Fläche von rund 30 Hektar erworben, um gefährdete Lebensräume für Tiere und Pflanzen zu sichern und positiv weiterzuentwickeln: Kalkmagerrasen auf den trockenen, kalkreichen Hängen und magere Weiden werden hier wie früher durch Schafe und Ziegen beweidet. Wiesen im Tal und an den Hängen werden gemäht, um Heu zu gewinnen, hochstämmige Streuobstbäume werden gepflegt und Kalkäcker ohne Unkrautbekämpfungsmittel bewirtschaftet. Die Arbeit hat sich gelohnt, denn zahlreiche Pflanzen, die vor den Maßnahmen nur noch vereinzelt hier vorkamen, sind jetzt wieder häufiger – wie zum Beispiel das Sommer-Adonisröschen, das nur auf ungespritzten Äckern überleben kann, oder die gefährdete Orchidee Bienen-Ragwurz und der Ranzen-Enzian. „Ein Highlight in diesem Jahr war der Leindotter. Der kam hier so zahlreich vor wie noch nie zuvor“, erzählt Professor Schumacher.

Und überhaupt schwärmt er von dem Tal, durch den der 39 Kilometer lange, eisenhaltige Rotbach als Namensgeber fließt, nachdem er westlich von Mechernich entsprungen ist und schließlich in die Erft mündet: „Rundherum sind Ackerflächen. Niemand erwartet hier so ein tief eingeschnittenes Tal, in dem bis ins 14. Jahrhundert sogar Wein angebaut wurde und in dem immer noch ein paar Weinstöcke aus dieser Zeit wachsen.“ Es ist ein Tal mit vielen Heckenzügen aus Schlehen, Weißdorn, Berberitze und Pfaffenhütchen. Zehn Orchideenarten kommen vor, Schmetterlinge wie Bläulinge und der Schwalbenschwanz. Im Bleibach schwimmt die Groppe, die Nachtigall singt im Tal. Auch jetzt im Herbst bieten die Früchte von Berberitze, Liguster, Hartriegel, Weißdorn und Pfaffenhütchen dem Auge farbige Vielfalt. Ende Oktober bilden sich erste Rosetten von Orchideen aus, die im nächsten Frühling blühen. „Wenn ich mich im Rotbachtal ins Gras setze und die vielfältige Natur betrachte, dann empfinde ich große Freude“, sagt Professor Schumacher. „Es ist ein Werk vieler, die das geschaffen haben, das Werk der NRW-Stiftung, der Landwirte, Schäfer und anderer zum Beispiel der Biologischen Station in Nettersheim.“

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Rundweg durchs Rotbachtal

Spaziergänger und Wanderer können an dieser Natur teilhaben. Die NRW-Stiftung hat die Flächen nicht nur gekauft, sondern auch vor Kurzem einen Wanderpfad eingerichtet, der großteils über Grünwege und wassergebundene Wegdecken führt und oberhalb Schwerfens entlang der Hangkante über dem Rotbach verläuft. Über anschließende Wirtschaftswege gelangen die Besucher von diesem gelb markierten (nicht barrierefreien) Grünweg wieder zurück Richtung Schwerfen. PKW-Parkmöglichkeiten bestehen im Tal an der Schützenhalle des Dorfes. Neben dem Naturerlebnis bieten sich auf dem Pfad eifelwärts Panoramablicke in das Rotbachtal, in Richtung Weingartener Höfe und zum Kahlenbusch. Landeinwärts reicht der Blick zur Floisdorfer Hubertuskapelle, dem Matthiasplatz am Irnicher Berg und über Zülpich hinweg bis zum Vorgebirge und dem Rheinischen Braunkohlenrevier am Horizont. Mehrere Bänke bieten Gelegenheit zum Verweilen. Der Pfad lässt sich auch als Etappe in größere Wanderrouten einpassen, streift beispielsweise den Wanderweg 2 der Eifelvereins-Wanderkarte „Zülpicher Börde“ Richtung Eicks. Zwei Informationstafeln der NRW-Stiftung geben vor Ort über das Rotbachtal und seine „Schätze“ Auskunft. Die eine befindet sich im Tal oberhalb der Rotbachfurt, die andere in der Nähe von Schwerfen direkt am Steilhang über dem Rotbach.

Weitere Informationen über das Rotbachtal und andere Projekte der Stiftung finden Interessierte unter www.nrw-stiftung.de.

14.10.2016NaturZülpich0 Kommentare js

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