Eifel: Die Gemüter haben sich ein klein wenig beruhigt und alle Beteiligten sind im Gespräch. Zufrieden sind bisher allerdings weder die Eifelpendler noch der Nahverkehr Rheinland (NVR) oder die Bahn. In einem Pressegespräch informierten sie über den Stand der Dinge. Seit Dezember 2014 hat es mit der Einführung der neuen LINT-Züge auf den Strecken der Voreifelbahn (Euskirchen-Bonn) und Euskirchen-Köln massive Probleme und eine extreme Unpünktlichkeit der Züge gegeben. Sehr zum Ärger der vielen Eifelpendler. Die Situation habe sich von „katastrophal“ in Richtung „nicht akzeptabel“ verändert, gab auch Heiko Sedlaczek, Geschäftsführer Nahverkehr Rheinland, zu. „Wir sind bis heute nicht mit der Situation zufrieden und sind noch nicht da, wo wir hin möchten“, sagte er, doch besonders auf der Voreifelbahn habe es inzwischen eine deutliche Verbesserung gegeben.
Gaby Cremer, Sprecherin der Eifelpendler – einer Facebook-Gruppe mit inzwischen fast 2.000 Mitglieder – betonte ebenfalls, dass sie ‚tief im Gespräch‘ seien. Es sei ihnen nicht an Schuldzuweisungen gelegen, sondern daran, Lösungen zu finden. „Aber es ist frustrierend, dass es nicht so schnell passiert, wie man es sich wünschen würde“. Vor allem auf der Strecke Euskirchen-Köln sieht sie noch massive Probleme. Ein großes Manko stellten die langen Türöffnungszeiten dar, doch da hat der Hersteller inzwischen nachgerüstet: Die Zeiten konnten verkürzt werden. Eine neue Software wird bis Ende des Jahres rollierend in allen Zügen installiert, so dass sich die Öffnungsdauer von anfangs 9,2 auf 6,2 Sekunden verringern wird. Dies erscheint wenig, doch auf einer Strecke von Euskirchen nach Köln ergeben sich dadurch verlängerte Fahrtzeiten von mehreren Minuten. Um in den Stoßzeiten für mehr Sitzplätze zu sorgen, werden die Züge verlängert. Sieben der zweiteiligen LINT-Fahrzeuge werden um einen Mittelteil ergänzt, so dass die Anzahl der Sitzplätze von derzeit 480 auf 600 steigen wird. Dies wird sukzessive ab Januar 2016 geschehen. Eine Garantie auf einen Sitzplatz zur Hauptverkehrszeit könne man jedoch nicht geben, meinte Sedlaczek.
Fehlende Investionen in die Infrastruktur
Doch die meisten Probleme sind nicht kurzfristig zu lösen, denn es hakt bei der Infrastruktur. „Das Netz ist komplett ausgelastet“, betonte der NVR-Geschäftsführer. Hier sind in den kommenden Jahren große Investitionen notwendig. Das Rheinland sei bei der Mittelvergabe bisher im Nachteil gegenüber anderen Regionen gewesen, meinte auch Bernd Kolvenbach, Zweckverbandsvorsitzender des NVR. Hier sind die Landespolitiker gefragt, um auch in Berlin beim Verkehrsminister Druck zu machen und mehr finanzielle Mittel ins Rheinland zu bringen – darin sind sich alle Beteiligten einig.
Für die Zukunft wünschen sich nicht nur Kolvenbach und Sedlaczek eine S-Bahn-Linie mindestens bis nach Euskirchen. Doch dafür ist unter anderem eine Elektrifizierung notwendig, die Bahnsteighöhe muss angepasst werden und eine komplette Zweigleisigkeit gegeben sein. Für die Strecke Bonn-Euskirchen könnte eine S-Bahn vielleicht in acht bis zehn Jahren Realität werden. Für die Richtung Köln wollte Sedlaczek keine Prognose abgegeben. Doch es müssten dafür jetzt die Voraussetzungen geschaffen werden, meinte Kolvenbach. Der Vorteil wäre, dass die Regionalbahn nicht mehr überall halten müsste, sondern durchfahren könnte. Die S-Bahn könnte dann alle Haltestellen bedienen. Für die Eifelpendler ist dies noch Zukunftsmusik. Sie hoffen nun, dass der Umbau der Züge fristgerecht erfolgt, damit mehr Sitzplätze vorhanden sind und dass auch auf der Strecke nach Köln bald Verbesserungen in der Pünktlichkeit spürbar werden.
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