Eifel: „Gib einem Mann einen Fisch und du ernährst ihn für einen Tag. Lehre einen Mann zu fischen und du ernährst ihn für sein Leben.“ Diese Worte des chinesischen Philosophen Konfuzius hat sich Thorsten Flieg zu eigen gemacht. Die Natur entdecken, erleben und Erfahrungen weitergeben – das ist seine Motivation, nun als Dozent erstmals Lehrgänge zur Fischer-Prüfung anzubieten.
„Viel Wissen ist in den vergangenen Jahrhunderten verloren gegangen“, erklärt der 45-Jährige. Bereits als Dreijähriger ging er mit seinem Großvater an der Mosel auf Angeltour. Später nahm ihn sein Onkel mit an Bord. „Gemeinsam haben wir damals am Wasser gezeltet, bei Regenwetter mit Taschenlampen Würmer gesucht, um anschließend am Pulvermaar angeln zu gehen.“ Für ihn bis heute unvergessliche Abenteuer. Den anerkannten Angelschein erwarb er – gemeinsam mit seinem Vater – bereits als Teenager. Beim Hausbau der Eltern kam das gemeinsame Hobby von Vater und Sohn dann allerdings zu kurz, bedauert er. Doch mit dem Umzug von der Mosel an den Rursee und der Geburt der Tochter lebte seine Passion wieder auf. Er holte die Angelrute aus dem Keller: „Ich wollte mein Wissen einfach an sie weitergeben.“
Seit zwei Jahren kümmert sich der passionierte Angler auch intensiv um den nachwachsenden Fischbestand im Rursee: Am Vereinssteg der Segelfreunde Neurath in Schwammenauel installierte er einen großen „Kindergarten“ für kleine Fische. Zwischen den schwimmenden Stegen versenkte er insgesamt 230 Meter Laichhilfe: Grüne borstige Schnüre, die – mit einem Durchmesser von 20 Zentimetern – an überdimensionale Flaschenbürsten erinnern. So soll das natürliche „Krautfeld“, in dem die Fische sonst in Ufernähe ihre Eier ablegen, nachgeahmt werden. Genau nach Sonnenstand ausgerichtet, sortierte er die Laichhilfen im Rursee – beschwert mit selbstgegossenen Betongewichten.
Bereits im ersten Jahr wurde diese Kinderstube von Rotaugen, Brassen und Barschen gut angenommen. Doch durch einen Produktionsfehler der Herstellerfirma trudelte ein Drittel der Laichhilfen 30 Meter tief auf den Seegrund. „Dort liegen sie nun im Morast wie so mancher Autoschlüssel“, weiß Thorsten Flieg. Von seiner Idee, den Fischbestand im Rursee aufzufrischen, ließ er sich aber nicht abbringen – im Gegenteil. Er rüstete nach und in diesem Frühjahr waren alle Laichhilfen komplett mit Eiern bestückt. Aufmerksam dokumentierte er – Foto für Foto – die Entwicklung unter Wasser. „Die jungen Fische waren natürlich auch ein ‚Drive in‘ für Hechte“, erzählt er. Aber unzählige der Jungfische überlebten.
Im EIFELON-Gespräch stellte Thorsten Flieg seine ökologische Fisch-Farm vor. Während er uns mit der Rollfähre zum Steg des Segelclubs überholt, schaut er in die Tiefe des Sees. „Da steht ein Hecht“, meint er mit Kennerblick, während kurz darauf blitzschnelle Barsche zu entdecken sind. Seine Frau Judith, selber begeisterte Fotografin, kommentiert schmunzelnd: „Nun hat er wieder sein ‚Fischauge’“. Am Steg angekommen, kräuselt sich die Wasseroberfläche. Überall flitzen Fische durch das sonnendurchflutete Wasser – dazwischen lauernd ein Hecht.
Am Rursee gibt es feste Regeln: Ab einer Körperlänge von 55 Zentimetern muss der geangelte Hecht getötet werden. In den Niederlanden gelten andere Regeln. Dort hat Thorsten Flieg vor wenigen Wochen den Fang seines Lebens gemacht. Gemeinsam mit seinem Freund Dieter hatte er einen Superhecht am Haken. Wenn er von diesem Erlebnis erzählt, fühlt man sich an alte Hollywood-Filme erinnert. Mit der Angelrute fest in der Hand, mussten die Angler solange warten, bis der gewaltige Hecht ermüdete. Erst dann konnten sie ihn mit dem „Schwanzwurzelgriff“ ins Boot ziehen, um ihn dann – wie vorgeschrieben – wieder ins Wasser gleiten zu lassen. Noch heute spricht Thorsten Flieg voller Ehrfurcht von diesem Erlebnis: Für ihn ist die Angel der Sensor, um die verborgenen Unterwasserwelten zu entdecken.Die Fischer-Prüfung gliedert sich in zwei Teile: einen theoretischen und einen praktischen. Zum Ende des etwa 30-stündigen Kurses gilt es zunächst, 60 Fragen zur Fisch- und Gewässerkunde sowie Natur- und Tierschutz richtig zu beantworten. Unter anderem sind vier von sechs Fischen richtig zu erkennen und mit dem richtigen Artennamen zu benennen. Im praktischen Teil geht es dann rund ums Rüstzeug: Welches Wurfgewicht, welche Angelschnur ist welcher Rute zuzuordnen…
Ein „absolutes Manko“ sei bislang die Praxis direkt am Gewässer, meint Thorsten Flieg. Denn wie geht man – trotz bestandener Fischer-Prüfung – mit der Kreatur Fisch um, wenn erstmals solch ein zappelndes Exemplar am Haken hängt? Deshalb empfiehlt er allen Anfängern, sich direkt einem Verein anzuschließen, um aus den Erfahrungen der anderen zu lernen. Anmeldeschluss für den Schmidter Kurs ist der 10. September. Weitere Details und Hinweise zu anderen Lehrgängen finden sich auf http://www.rhfv.de
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