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Am Flügel oder mit Akkordeon begleitete Hans Georgi seine hintergründigen Texte. [Foto: bwp]

Hans Georgi präsentierte Musik-Kabarett in der Kunstakademie

Heimbach: Es war ein Abend mit tiefgründigem Humor und leichter Melancholie. Als Gast der Internationalen Kunstakademie kam der Musik-Kabarettist Hans Georgi erneut nach Heimbach. Im Gepäck hatte er das Manuskript seines bislang unveröffentlichten Romans „Anne“, viele bissige Gedichte und das schon vertraute schwarze Bakelit-Telefon. Bereits 2012 überzeugte der bekennende Erich-Kästner-Fan im Palas der Burg Hengebach mit seinem Programm „Die Welt ist rund – Erich Kästner für Erwachsene“.

In seinem Roman schildert Hans Georgi das (Er-)Leben von Anne, einer sensiblen Frau, die durchs Leben taumelt. Bei Günter, dem Gastronomen ihres geliebten Cafés Caloni, begegnet sie Künstlern, Musikern und so manche ihrer „Skandälchen“. Etwaige Ähnlichkeiten zu noch lebenden Personen seien rein zufällig, betonte Georgi gleich zu Anfang mit hintergründigem Lächeln. Doch um dem amüsierten Publikum auf die Sprünge zu helfen, lag auf jedem Platz ein „Spickzettel“ mit den Namen der Protagonisten. Da tauchen Geliebte und Kleinbanker auf; Lebenskünstler, Fernfahrer und Telefonseelsorger, sowie wie Museumsleiter und Klinikverwalter.

Mit Wortwitz und bissigem Humor zog Hans Georgi Prominente, Politiker und Künstler und so manch feinen, kleinen Skandal durch den Kakao, was beim Publikum zu Schmunzeln, Lachen und spontanen Applaus führte, denn jeder hatte bei den präzise beschriebenen Personen seine eigenen Assoziationen im Kopf. Gerade in Zeiten von Fake-News erntete der Kabarettist für sein Gedicht „Herr Schreiberling, wo bleibt das Positive?“ besonderen Beifall.

„Er war ein guter Maler, doch ein schlechter Steuerzahler“, intonierte Georgi mit stillem Lächeln. Auch Partnervermittlungen wurden in Georgis Musik-Kabarett aufs Korn genommen: „Kommen Sie zu uns, wir vermitteln Hinz und Kunz!“ Genial verband Hans Georgi seine teils spöttischen, teils nachdenklichen Verse mit Musik. Manche Roman-Passagen und Gedichte untermalte er mit einfühlsamer Musik aus der Retorte, andere begleitete er fingerfertig auf dem Akkordeon oder am Flügel. Mit fein geschliffenen Worten und viel Musikalität zeichnete er so ein subtiles Soziogramm der Gesellschaft. Die Lebensgeschichte von Anne beruht im Kern auf wahren Begebenheiten: „Während einer Kur in Süddeutschland habe ich sie kennen gelernt. Danach haben meine Frau Rita und ich uns drei Jahrzehnte bis zu ihrem Tod um sie gekümmert.“

Auf Rückfragen der Zuschauer lüftete Georgi zum Schluss seiner musikalischen Lesung manches „Pseudonym“. Der inzwischen verstorbene Maler und Lebenskünstler Win Braun habe ihn beispielsweise zu der Romanfigur Klaus von Hermeskeil inspiriert und für den unverdrossenen Pianisten Mickesch van Brömmel war Mickesch van Grümmer Vorbild, der früher sowohl mit Bill Ramsey, als auch mit Hans Georgi auf der Bühne stand. Wer als Vorbild für den ortsansässigen Politiker Ortwin Bolz herhalten musste, erzählte Hans Georgi ebenfalls im EIFELON-Gespräch. „Genau wie Kanzlerkandidat Martin Schulz stamme ich aus Würselen und früher haben wir gemeinsam Fußball gespielt.“ Für Georgi unvergessen eine Manöverkritik nach einem Spiel Mitte der 1970er Jahre: „Hans, Du bist dribbelstark, schnell, aber hüftsteif“, meinte Martin Schulz damals. Georgi konterte blitzschnell: „Und Du hast Führungsqualitäten.“

Mittlerweile lebt der Kabarettist in Roetgen. Dort hat er Haus und Garten in eine kleine Kunstgalerie verwandelt. „Die Entwürfe stammen von mir, wurden aber von Kunstschlossern oder Schreinern angefertigt“, meint der kreative Allrounder.

Auch hier hat Georgi genial quergedacht, denn – ganz im Ernst – wer hat schon eine überdimensionale hölzerne Wäscheklammer als Sitzbank in seinem Garten? Daneben tummeln sich riesige Notenschlüssel und das gemeinsame Frühstück wird an einem „tiefergelegten“ Flügel im Wintergarten eingenommen. Mit 70 Jahre will der Kabarettist seine Bühnenlaufbahn allerdings langsam ausklingen lassen. Sein Fazit: „Momentan sind offensichtlich nur junge Comedians gefragt.“

28.7.2017KulturHeimbach0 Kommentare bwp

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