Umland, Bonn: Dass wir Eifeler in einer kulturhistorisch äußerst interessanten Region leben, sollte jedem bewusst sein – Einheimischen wie Touristen. Hier tummelten sich Kelten, Römer und Germanen. Immer wieder finden sich im Erdreich Spuren ihrer Siedlungsgeschichte. Römische Thermen… feudale Fundamente… Doch daneben entdecken die Archäologen stets weitere, filigrane Raritäten. Es sind die kleinen Dinge, auf die man ebenfalls achten muss. Manchmal nur „Scherben“, dann wieder Sensationsfunde – aber stets beredte Zeugen der Vergangenheit.
Das zeigt auch der Fund des Monats, der diesen Oktober im Bonner LandesMuseum ausgestellt wird. Bei Ausgrabungen im Vorfeld des Braunkohlenabbaus (Tagebau Garzweiler) am ehemaligen Rittergut Haus Palant in Erkelenz-Borschemich konnten zahlreiche Funde des 16. Jahrhunderts aus den Verfüllschichten des Grabens geborgen werden, der das Herrenhaus umgab. Unter den vorwiegend keramischen Funden waren auch zwei vollständig erhaltene Trillerpfeifchen, die nun als Fund des Monats im Bonner Museum zu sehen sind.
Eines davon ist in Form eines Narrenkopfes (Eulenspiegel) gestaltet und besteht aus grauem, salzglasierten Steinzeug. Aufgrund nahezu identischer Vergleichsfunde vermuten die Experten, dass die damaligen Kinderspielzeuge in den Werkstätten des bekannten, belgischen Töpferzentrums Raeren entstanden sind. Noch heute werden dort in der Region solche „Trillerpfeifen“ hergestellt und Jahr für Jahr auf dem traditionellen Töpfermarkt im September angeboten. Ein Rundgang durch das dortige Töpfereimuseum gibt einen zusätzlichen Einblick in die Geschichte. Das zweite Stück in Vogelgestalt stellt eine Eule dar. Wo es gefertigt wurde, ist ungewiss.
Die typische Formgebung und die in den Ton eingestochenen Löcher zeigen, dass die beiden Hohlfiguren bereits im 16. Jahrhundert als Pfeifchen fungierten. Mit etwas Wasser befüllt, ließen sich vielfältige Trillergeräusche entlocken, die dem Gezwitscher von Vögeln ähneln. Dafür musste man natürlich tief Luft holen. Aber der Effekt ist bezaubernd. Damals wie heute.
Als typische Jahrmarktsware dürften diese schlichten Pfeifchen ein Stück kindlicher Lebensfreude am Rittergut derer von Palant im 16. Jahrhundert widerspiegeln. Auch heute noch lässt sich vergleichbares Klangspielzeug in aller Welt finden. Mittlerweile besteht es jedoch aus anderen Materialien, vorwiegend aus Plastik.
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