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Vom Mittelalter bis in die Neuzeit sind Holzinstrumente klingende Kostbarkeiten. [Fotos: bwp]

„Vom Holzklotz zum Meisterwerk“

Nideggen: Das Thema der Ausstellung wird gleich zu Beginn optisch umgesetzt: Ein wuchtiger Holzklotz, in dem eine winzige Säge steckt, verdeutlicht, wie viel körperliche Kraft es kostet, aus einem Baum ein Meisterwerk herauszuarbeiten. Mit Erfindungsreichtum setzten unsere Vorfahren den Werkstoff Holz ein: Beim Siedlungs- und Waffenbau, zur Herstellung alltäglicher Gebrauchsgegenstände oder kostbarer sakraler Kunstwerke. Die neu eröffnete Ausstellung im Nideggener Burgenmuseum zeichnet all diese vielfältigen Verwendungsfelder nach. Mit Exponaten aus dem 10. Jahrhundert bis in die Jetztzeit.

Welch wichtige Funktion der Baustoff Holz über die Jahrhunderte hinweg in der Architektur spielt, belegen die Beispiele von ersten befestigen Verteidigungsanlagen, die aus starken Holzstämmen in Holzbauweise entstanden. Bereits auf dem im 11. Jahrhundert kostbar gestickten Wandteppich von Bayeux, der als Kunstdruck ausgestellt wird, sind solche Turmhügelburgen zu sehen. Um die Konstruktion späterer Fachwerkhäuser nachvollziehen zu können, ist ein hölzerner Rahmen aufgebaut, in den die Besucher schmale Weidenzweigen einflechten können.

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Die meisten Alltagsgegenstände wurden früher aus Holz gefertigt.

Das Thema „Holz im Handwerk und Beruf“ beleuchtet die kunstfertige Arbeit der Drechsler und Küfer, Zimmerleute, Schreiner und Tischler. Anhand seltener Exponate – wie z.B. einem Fässchen, in dem drei verschieden Flüssigkeiten transportiert werden konnten – werden die einzelnen Gewerke assoziativ und informativ vermittelt. Spannend auch zu verfolgen, wie sich aus der früheren Holzwachstafel, dem „Laptop der Ritter“, die Holzschiefertafel entwickelt, die inzwischen von der Plastiktafel abgelöst wurde.

Der Rundgang durch alle Stockwerke des trutzigen Bergfrieds führt die einzelnen Entwicklungsschritte beim Umgang mit Holz eindrucksvoll vor Augen. Ob mittelalterliche Küche oder Kemenate, beim einfachen Volk wurden die Gebrauchsgegenstände des alltäglichen Lebens aus Holz gefertigt, denn nur wenige Adelige konnten sich den Luxus von Geschirr aus Glas und Ton oder Schuhe aus Leder leisten. Mägde und Knechte trugen hölzerne „Trippen“, um ihre Füße vor Schmutz und Kälte zu schützen. Niederländische Holzschuhe sind genauso zu sehen, wie die legendären Holz-Clogs der 1960er Jahre. Mittlerweile machen Damenschuhe mit dicker Holzsohle erneut Furore in der Modewelt. Und wer Lust hat, kann in einige der ausgestellten Schuhe schlüpfen oder auf einem holzgeschützten Abort „probesitzen“.

Wie sehr sich das Selbstverständnis der Holzschnitzer und Bildhauer im Laufe der Jahrhunderte wandelte, zeigt der Themenschwerpunkt „Holz in der Kunst“. Hier sind die unterschiedlichsten Skulpturen zusammengetragen. In den Vitrinen stehen bunt bemalte Krippenfiguren und idealisierende Madonnenfiguren aus dem 13. Jahrhundert. Gleich daneben thront die „Prinzessin auf der Erbse“. Eine moderne Holzskulptur, die nichts beschönigt.

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Nach Originalfunden wurden die Wikingerschiffe rekonstruiert.

Breiten Raum nehmen die Themenfelder Musik und Spiel ein, zu denen historische Instrumente und hölzerne Spielsachen aus vielen Jahrhunderten zu sehen sind. Im historischen Verließ, in das man über eine eng gewendelte Treppe hinabsteigt, wartet ein ganz besonderes „Schmankerl“. Hier können Besucher den Nachbau eines Wikinger-Bootes bestaunen, das bereits im Film „Wickie und starken Männer“ zum Einsatz kam.

Über Monate hinweg hat Museumsleiterin Luzia Schlösser sich mit der Holz-Thematik beschäftigt, eruiert und erkundet, um die über 300 Leihgaben zu den einzelnen Themenfeldern aus ganz Deutschland zusammengetragen. Bei der Vernissage, die von mittelalterlicher Musik und modernen Klangassoziationen begleitet wurde, lobte Käthe Rolfink als Vorsitzende der Kulturinitiative im Kreis Düren die Ausstellung als „Highlight für die Region.“ Die Ausstellung ist noch bis Ende des Jahres zu sehen. Und wer sie besucht, ist garantiert nicht auf dem „Holzweg“, denn selbst der Ursprung vieler Redensarten wird erläutert.

Das Museum hat Dienstag bis Sonntag jeweils von 10.00 bis 17.00 Uhr geöffnet. Im Begleitprogramm werden Workshops angeboten, in denen besonders Kinder den Werkstoff erleben und selber bearbeiten können. www.burgenmuseum-nideggen.de

14.5.2015KulturNideggen0 Kommentare bwp

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