Kreise, Kreis Düren: Märchen, Mythen und Sagen sind uraltes Kulturgut: Sie vereinen geschichtliche Ereignisse und teils überlieferten Volksglauben.
Vor über 100 Jahren sammelte Heinrich Hoffmann die Sagen aus unserer Region – dem Rur- und Indegebiet. 1848 in Breitenbenden bei Mechernich geboren, war Hoffmann ab 1881 als Lehrer in Pier tätig. 1895 wechselte er nach Gürzenich und arbeitete ab 1900 als Rektor der Peschschule in Düren. Erstmals herausgegeben wurden die volkskundlichen Texte 1911 und 1914.Bei seinem Tod am 11. Juli 1918 in Neuß hinterließ er 30 Hefte mit 1.369 Originaltexten. Außerdem lagen etwa 1.000 Erzählungen in hochdeutscher Ausarbeitung vor. Hinzu kamen einige kleine Hefte von Mitarbeitern sowie Aufzeichnungen von fremder Hand, alles in allem 2.500 Erzählungen. Bei den hochdeutschen Erzählungen war nur in wenigen Fällen der Autor genannt, dagegen fehlte nie die Ortsangabe, fasst Reinhild von Capitaine die Sammelleidenschaft von Heinrich Hoffmann zusammen. „Sein Sammelgebiet umfasste sowohl die nördliche Eifel wie den südlichen Teil des Flachlandes, vor allem den Kreis Düren und dessen Umgebung.“ Heinrich Hoffmann wurde 1918 in Düren begraben.
Das Vorwort und die Einführung in die Sagenthematik wurde Anfang des 20. Jahrhunderts von Professor Dr. Wilhelm von Capitaine, formuliert. Er arbeitete als Oberlehrer in Eschweiler und forderte seine Schüler auf, die ihnen bekannten Sagen niederzuschreiben. Der 1871 in Pier geborene Capitaine war katholischer Priester, Gymnasiallehrer, späterer Amerikakorrespondent des Erzbistums Köln und über 20 Jahre Jahre Pastor im Kölner Junkersdorf. Bereits 1909 erschien sein historischer Roman „Der Schmied von Aachen“ – allerdings unter falschem Namen, denn er war der Meinung, das solch ein volkskundlicher Stoff nicht zu seinen theologischen Publikationen als Pastor passen würde. „Wegen meiner schriftlichen Arbeiten nahm ich den Namen meines Neffen Johann Walter Neumann als Pseudonym“, zitiert Reinhild von Capitaine aus den Lebenserinnerungen ihres angeheirateten Großonkels.
Sie war es, die auch die Märchen- und Mythensammlung überarbeitete, digitalisierte und dann unter dem Titel „Von Römern, Rittern und ruschigen Juffern“ im „book on demand-Verfahren“ wieder auf den Markt brachte. Schon als kleines Mädchen im Alter von elf bis zwölf Jahren habe sie sämtliche Heldensagen verschlungen. „Das hat mich ein Leben lang fasziniert“, betont die resolute End-Siebzigerin. Im EIFELON-Gespräch erzählt die ehemalige Lehrerin, die Musik und Französisch studierte, zunächst am Kölner Montessori- und später am Burgau-Gymnasium unterrichtete, dass sie die historische Spurensuche immer begeistert habe. Sie fügt hinzu: „Heute, mit 78 Jahren, habe ich nicht vor, Stift und Computer ruhen zu lassen, aber im Sommer fordert auch der Garten sein Recht, das heißt, ich habe so mein Tun.“ In Bezug auf ihre historischen Recherchen fügt sie hinzu: „Ich finde es gut, dass ich das mache.“
Ob versunkene Schlösser, Irrlichter, Pestkranke, Hexen oder Brandstifter: In zwei Bänden lassen sich die längst vergessen geglaubten Volkserzählungen aus der Region wieder nachlesen.
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