Eifel: „In der Nähe von Nideggen ragt ein Felsen empor, bei welchem im grauen Altertume ein Klausner lebte, der durch seine Ermahnungen zur Buße auf das Volk der ganzen Gegend den wohltätigsten Einfluss übte. Manche Seele entriss er dem Satan, welcher, darob sehr ergrimmet, auf Mittel sann, dem heiligen Bestreben des frommen Mannes entgegen zu wirken und ihn beim Volke verdächtig zu machen. Einst nun lag der Einsiedler krank in seiner Klause, und obwohl er zwar seiner Gewohnheit gemäß auch an dem Tage der Menge von dem benachbarten Felsen das Wort Gottes verkündet hätte, so fühlte er sich doch dazu zu schwach.
Das Volk, welches von seiner Krankheit nichts wusste, hatte sich unterdessen wieder zahlreich eingefunden, den geliebten Lehrer zu hören. Da nahm der Teufel die Gestalt des Klausners an und trat auf den Felsen, um durch eine Rede in seinem Sinne die Menge zu täu- schen und vom rechten Wege abzubringen. In demselben Augenblicke wurde jedoch der Klausner aus seinem Schlummer wie durch eine unsichtbare Hand aufgerüttelt; er fühlte sich ganz gesund und erstarkt. Seiner Pflicht und der großen Menge eingedenk, eilte er sogleich zum Felsen hin. Erstaunt aber gewahrte er daselbst seine eigene Gestalt zum Volke redend, und den Bösen ahnend, vertrieb er ihn durch das Zeichen des heiligen Kreuzes. Dieser flüchtete sich in die Höhle eines naheliegenden anderen Felsen (das Teufelsloch genannt), wurde aber auch von hier durch den Klausner vertrieben. Indem der Böse sich in seiner wahren Gestalt zeigte, sprang er über den Felsen und verschwand für immer aus der Gegend. Noch sieht man den Eindruck, welchen er unter seinem Fuß beim Sprunge hinterlassen und jene ‚Kanzelley‘ genannt.“
In einer anderen Fassung ist der Nideggener „Teufelstritt“ folgendermaßen überliefert:
„Die jetzige Pfarrkirche zu Nideggen war früher die Schlosskapelle der Grafen von Jülich. Die Bewohner Nideggens besuchten immer die kleine Kapelle, die zu dem Kloster gehörte, das vor dem Städtchen lag. Jedoch war die Kapelle nicht groß genug, um die Menge der Gläubigen zu fassen, wenn ein Pater, der ein großer Redner war, predigen wollte. Er begab sich deshalb zur Kanzelley, um dem Volke zu predigen.
Eines Tages, als die Menge der Zuhörer noch größer wie zuvor war, hatte sich der Pater um eine halbe Stunde verspätet. Wie erstaunte er, als er einen anderen Pater in seiner eigenen Gestalt predigen hörte, dessen Stimme genau der seinigen glich. Den Bösen ahnend, vertrieb er diesen durch das Zeichen des heiligen Kreuzes. Der Teufel, der sich jetzt dem Volke in seiner wahren Gestalt zeigte, flüchtete sich schleunigst und lief zum Kühlenbusch, wo ihm aber eine große Schlucht entgegen gähnte. Er wollte hinüber springen, aber den Sprung hatte er nicht weit genug genommen. Er kam unten auf einem Felsen an, in den er seine Fußstapfen in Form eines Pferdehufes eindrückte und heute noch ‚Düvelstrett‘ genannt wird.“
Das Buch erschien erstmals 1911. Knapp 100 Jahre später wurde es durch Reinhild von Capitaine digitalisiert und neu veröffentlicht.
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