Heimbach: „Wir fangen mit Takt 146 an. Nur der Tenor bitte.“ Ein Rascheln geht durch den Probenraum, als die Chormitglieder in den Noten blättern. „Nun einmal mit dem Bass“, fügt Kantor Peter Mellentin hinzu. Er gibt den Rhythmus vor, während er voller Dynamik die Passage am Klavier intoniert. Dann setzen die Alt- und Sopranstimmen ein. Zum 130-jährigen Bestehen des Heimbacher Kirchenchors haben sich alle ein großes Ziel gesetzt: Die Aufführung von Georg Friedrich Händels „Messias“. Nicht das gesamte Werk, aber an elf Chorsätzen wird seit April geprobt.
„Vor anderthalb Jahren erzählte mir ein Chormitglied, dass sie diese ‚Messias‘-Auszüge bereits in Australien gesungen habe“, blickt Mellentin im EIFELON-Gespräch zurück. Seit 1989 ist er Kantor in der kleinsten Stadt NRWs und weiß, wie er seine Sänger begeistern kann. Ob Mozart-Requiem, Bachs Weihnachts-Oratorium oder Haydn-Messe – durch sein musikalisches Können und seine hohe Motivation beflügelt er die Heimbacher Sänger und bringt den kleinen, aber feinen Chor so zu ungewöhnlich hohen Leistungen.
„Stopp, da war der Bass zu früh“, hält er inne. Immer wieder wird diese intensive Passage geprobt. „Da loslassen und hier neu ansetzen“, erklärt er den Chormitgliedern temperamentvoll. „Hier hat Händel nicht etwa einige Noten vergessen“, beschreibt er den Spannungsbogen in der Komposition. Das heißt: Kurz innehalten, um anschließend umso intensiver wieder einzusetzen. „Sie müssen das Tempo spüren“, meint er, springt vom Klavier auf und saust durch den Raum. „Wenn Sie in San Francisco auf ein fahrendes Cable Car aufspringen wollen, müssen Sie auch an Fahrt aufnehmen.“
Ruhepunkte finden und trotzdem die Spannung halten: Seine Hände tanzen über die Klaviatur, während er Einsätze probt, wiederholt. „Diese Passage ist schwer, aber Sie schaffen das“, motiviert er die Chormitglieder. Ich singe innerlich mit. Gänsehautmusik. Wundervoll.
Mehrere Ganztagsproben haben mittlerweile stattgefunden. Den Orchesterpart übernimmt das Kammerorchester der Cappella Villa Duria. Die Soli werden gesungen von Katharina Bergrath (Sopran), Angelika Farrensteiner (Alt), Jens Lauterbach (Tenor) und Wolfgang Tombeux (Bass). Stimmliche Unterstützung erhält der Heimbacher Chor durch zusätzliche Sänger aus der Region, die das musikalische Projekt unterstützen. Damit die einzelnen Stimmlagen – egal, ob Solist oder Chormitglied – auch beim Konzert brillieren, hat Apotheker Felix Zimmermann ein großes Glas mit Menthol-Bonbons gestiftet.
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