Heimbach: Einen repräsentativen Querschnitt durch die künstlerische Arbeit in den Ateliers von Burg Hengebach bietet momentan die 57. Werkschau, die vergangenes Wochenende unter großem Publikumsinteresse eröffnet wurde.
In den vergangenen Wochen und Monaten seien die Kurse der Internationalen Kunstakademie Heimbach (IKAH) gefragt wie nie zuvor. „Teilweise laufen drei Kurse parallel“, erläutert Akademieleiter Professor Frank Günter Zehnder. Waren es zuvor meist ältere, gut situierte Teilnehmer, die ihre eigene Kreativität erproben und ausleben wollen, kommen – laut Zehnder – zunehmend jüngere Kursteilnehmer. „Mittlerweile mischt es sich sehr stark“, fügt er zufrieden hinzu und erzählt von einem jungen Workshop-Teilnehmer, der eigens für einen „Mappenkurs“ aus Mönchengladbach angereist sei. „Qualität spricht sich rum“, meint er mit einem stillen Lächeln.
Eine ganz eigenwillige Interpretation des Kurs-Mottos „Von der Farbe mitreißen lassen“ gestaltete Peter Reul im Workshop der Malerin MAF Räderscheidt. Unter dem Titel „Liberté, fraternité, bunt!“ formte er eine bunt bemalte Leinwand zu einer überdimensionalen Fahne, die sich – zwischen zwei Stöcken fixiert – im Wind zu drehen scheint.
Die satirisch angehauchte Zeichnung „Vollmond“ von Christa Oberbrenner lässt die Besucher vergnügt schmunzeln. Mit wenigen Strichen zauberte sie – spärlich koloriert – eine gaffende Menge aufs Papier, die – den Kopf tief die Nacken gelegt – das Himmelsphänomen betrachtet. Die qualmende Zigarette im Mund und den Hund an der Leine… Dieser Minimalismus erinnert an Kinderbuch-Illustrationen von Walter Trier zu Erich Kästners Buch „Konferenz der Tiere“. Ein flüchtig-zarter Hingucker.
Die polnische Künstlerin und Dozentin Wieslwawa Stachel ist bekannt für ihren, manchmal grellen, geometrisch-klaren Ausdrucksstil. Die künstlerischen Anregungen der Dozenten werden von den Kursteilnehmern allerdings mit eigener Fantasie in die Tat umgesetzt – oft völlig konträr zum Stil der Workshop-Leiter. Beeindruckend deshalb die Malstudien, die Brigitte Förster aufs Papier brachte. Auf zwei Blättern zeichnete sie farbige Glasflaschen – in sanften Blau-, Grün- und Lilatönen. Eine klassisch-schlichte Studie.
Gedankenversunken verharren die meisten Ausstellungsbesucher vor einem zart modellierten Kinderkopf, der mitten im Raum auf einer Säule steht. „Blumenmädchen“ – ein aus Ton entzückend modellierter Kinderkopf von Francesco Notti. Mit leicht geöffneten Mund blickt das kleine Mädchen mit rosenverziertem Hut staunend in die Welt. In der ebenmäßigen Perfektion erinnert dieses Kinderköpfchen an Fayencen aus dem 18. Jahrhundert.Auch ich bin fasziniert, kann den Blick kaum abwenden. Das versonnene Staunen dieses kleinen Kindes zieht all meine Aufmerksamkeit auf sich. Wer ist Francesco Notti, der diese Skulptur gefertigt hat? Ich frage mich durch und bekomme letztendlich seine Telefonnummer für ein EIFELON-Interview.
Francesco Notti, der seit seinem dritten Lebensjahr hier in der Region lebt, erzählt voller Begeisterung. Bei dieser Arbeit habe er an seine dreieinhalbjährige Tochter Valentina gedacht und innerhalb von fünf, sechs Stunden seine Gefühle aus dem großen Batzen Ton herausgearbeitet. „Das ist kein Ebenbild“, meint der 44-Jährige. „Das sind meine Emotionen.“
Inspiriert von dem französischen Bildhauer Auguste Rodin habe er angefangen zu modellieren. Seinen ersten, ausdrucksstarken Kopf habe er dem Kölner Prälaten Sauerborn geschenkt, meint der Süditaliener. „Der steht nun in seinem Büro“, erwähnt er nicht ohne Stolz. „Altmeisterliche Techniken liegen mir mehr als die Moderne“, umschreibt Notti, der lange Jahre in der Gastronomie arbeitete und nun in einer Fabrik den Lebensunterhalt verdient, seine eigene Kreativität. „Arbeit ist Mittel zum Zweck“, sagt er beherzt, denn die nächsten Kunstkurse sind schon geplant. Bei dem Heimbacher Workshop von Monika Otto habe er einfach versucht, in der Masse Ton den Ausdruck zu finden. Es ist ihm gelungen.
Bisher 0 Kommentare
Kommentar schreiben
Es gibt noch keine Kommentare zu diesem Beitrag. Schreiben Sie den Ersten.
Einen neuen Kommentar schreiben
Um einen neuen Komentar zu schreiben, melden Sie sich bitte mit ihrem Benutzernamen und Passwort an. Wenn Sie noch keinen EIFELON-Account haben, können Sie sich kostenlos und unverbindlich registrieren.