Heimbach: „Wasser formt unseren Planeten, ist Ursprung und Grundlage des Lebens.“ Gleichzeitig könne die Urgewalt des Wassers aber auch verheerende Katastrophen auslösen… In seinem Vortrag „Der Kreislauf des Wassers“ in der Internationalen Kunstakademie informierte der Polar- und Meeresforscher Professor Dr. Peter Lemke über das Lebens-Elexier Wasser, das aber zugleich durch Hurricanes und Überschwemmungen auch Tod und Zerstörung bedeuten kann.
In einem wissenschaftlichen Parforce-Ritt durch die Geschichte berichtete er im Palas der Burg Hengebach von der Erforschung dieses Elements. Bereits der Forscher und Naturphilosoph Thales von Milet habe etwa 500 Jahre vor Christus erklärt, der Ursprung aller Dinge sei das Wasser. Im 17. Jahrhundert widmete sich der Alchemist Robert Boyle besonders intensiv dem Phänomen Wasser, bis im 19. Jahrhundert der schwedische Wissenschaftler Jöns Jacob Berzelius die chemische Formel für Wasser prägte.
Wasser ist ein ganz besonderer Stoff, denn es hat interessante, physikalische Eigenschaften“,
beschrieb Lemke sein Forschungsgebiet. Schließlich käme Wasser in drei Aggregatzuständen vor: Fest – in Form von Eis und Schnee… flüssig – als kleiner Bachlauf oder gewaltiges Meer… sowie gasförmig – als Schönwetterwolken oder Gewittertürme…
Nicht nur dieser Wechsel von einem Aggregatzustand zum anderen setzt viele Kräfte frei: Glucksend perlt das Wasser in Bachläufen und läuft geschmeidig aus der Wasserleitung. Bei frostigem Wintereinbruch kann gefrorenes Wasser jedoch Berge sprengen und Rohre zum Bersten bringen. Der Wucht des Wassers gelingt es sogar, immense Felsbrocken rundzuschleifen oder auszuhöhlen. Schließlich heißt es bereits im Volksmund „Steter Tropfen höhlt den Stein!“
Lemke präsentierte viele erforschte Beispiele, doch leider waren Teile seines Power-Point-Vortrags für Viele im Publikum manchmal zu fachspezifisch: Schließlich saßen dort interessierte Laien und keine versierten Studenten. Deshalb verursachte so manche Tabelle mit mathematischen Formeln wie „10 hoch 12 Kubikmeter pro Jahr“ stilles Kopfschütteln. Zudem ließ sich die ungeheure Informations-“Flut“ über den globalen Wasserkreislauf oft nicht so schnell verarbeiten, wie sie vorgetragen wurde. Eigentlich schade, bei diesem spannenden, weltumgreifenden Thema…
Unvergessen aber Äußerungen wie „Bei vier Grad hat Wasser die größte Dichte“. Da kamen Erinnerungen an die eigene Schulzeit auf. Spannend auch Lemkes These „50 Gewitterwolken würden die Energie für ein Jahr garantieren.“ Aber wie ließe sich diese gebündelte Kraft „einfangen“?
Mit dem 35 Jahre alten Forschungsschiff „Polarstern“ war Lemke vielfach für mehrere Monate bei Minus 40 Grad im „ewigen Eis“ unterwegs. Mit ihm an Bord rund 50 andere Wissenschaftler, die gemeinsam Daten sammelten, um – in internationaler Zusammenarbeit – das Phänomen „Wasserkreislauf“ besser analysieren zu können. „Das Forschungsprojekt war für die einzelnen wissenschaftlichen Teilnehmer kostenlos“, informierte Lemke. Jeder sollte während der Reise sein Spezialgebiet erkunden, um eine Datenfülle zu schaffen, „damit wir das Phänomen Wasser besser verstehen können.“
Demnächst werden die Wissenschaftler mit einem neuen, hochmodernen Forschungsschiff in See stechen. „Die Arbeit auf der ‚Polarstern‘ wurde zu mühsam, denn das Schiff verfügte noch nicht über die heute übliche Computertechnik, um die Messdaten festzuhalten.“ Vier Millionen Euro wird das neue schwimmende Labor kosten, blickte Lemke in die Zukunft. Abschließend präsentierte er eigene Aufnahmen von der bizarren Schönheit der Eisberge – aber auch zugefrorene Tümpel und vom Frost überraschte, „überzuckerte“ Blüten aus dem eigenen Garten belegten seine Faszination für gefrorenes Wasser.
Mit einem Buchpräsent bedankte sich Akademiedirektor Professor Frank Günter Zehnder bei dem Wasser-Experten. Ursprünglich war Lemkes Vortrag als Auftakt zu Dreharbeiten eines poetischen Kurzfilms gedacht, den der Berliner Autor und Regisseur Rolf Teigler mit Kursteilnehmern der Internationalen Kunstakademie zum Thema „Wasser“ realisieren wollte. Wegen eines Unfalls des Dozenten musste das Filmseminar allerdings in den Oktober verlegt werden.
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