Heimbach, Düttling: Noch liegen die vier Meter langen Holzstämme auf dem Düttlinger Hof von Familie Linden. Erst dieses Wochenende sollen sie – Fuhre für Fuhre – zum Meilerplatz am Kermeter gekarrt und dort zu einem gigantischen Holzkohlemeiler aufgeschichtet werden. Bereits zum sechsten Mal organisiert Gerd Linden – mittlerweile pensionierter Landwirt des Freilichtmuseums Kommern – dieses Event. So hält er eine alte Tradition am Leben, denn im reich bewaldeten Kermeter gab es einst rund 1.400 Meilerplätze. Hier wurde die notwendige Holzkohle gewonnen, um die blühende Eisenindustrie im Schleidener Tal zu befeuern.
Auf Linden und sein „Meilerbuben“-Team kommen auch in diesem Jahr arbeitsintensive, heiße und abenteuerliche Tage und Nächte zu, um die alte Tradition des Köhlerns weiterleben zu lassen. Vom 13. bis 18. Mai werden die Baumstämme kunstvoll im Rund geschichtet. „Wir verwenden nur Buchenholz“, erklärt Linden: „Das ergibt eine hervorragende Holzkohle zum Grillen.“ Doch nicht nur an die Gourmets wird gedacht: Traditionell wollen Linden und seine Crew erneut wertvolle Zeichenkohle aus den filigranen Zweigen des Pfaffenhütchens gewinnen – nicht nur für die Internationale Kunstakademie Heimbach.
Diesmal kommt das Feuer, mit dem der Meiler am 19. Mai um 14.00 Uhr entzündet wird, aus der Geburtsgrotte in Bethlehem. „Bei all den Unruhen im letzten Jahr ist das wichtig für die ganze Welt.“ Regionaldekan Hans Doncks wird auch in diesem Jahr die feierliche Einsegnung des Kohlemeilers übernehmen. „Das Feuer wird dann von Heimbach aus, wo es momentan noch in der Kirche leuchtet, nach Düttling gebracht“, schildert Linden den Ablauf der Zeremonie. Für den Pilgerweg bis Düttling rechnet Linden mit knapp zwei Stunden. In Anwesenheit des nordrhein-westfälischen Staatssekretärs Dr. Heinrich Bottermann vom Ministerium für Umwelt, Landwirtschaft, Natur- und Verbraucherschutz wird dann der entscheidende Funke überspringen und den Verkohlungsprozess des Meilers in Gang bringen.
Dieses Jahr wurde der traditionelle Meilerplatz um einige Hundert Meter verlegt, dorthin „wo wir auf dem Gelände nun auch Strom haben“, meint Gerd Linden. Er und sein Team sind Profis, die nichts dem Zufall überlassen. Deshalb wurde auf dem neuen Terrain bereits vor Ostern ein kleiner „Probemeiler“ errichtet und entzündet. Gerd Linden wäre nicht Gerd Linden, wenn er nicht immer wieder neue Ideen in die Tat umsetzt: In diesem Jahr wird zum ersten Mal ein eigenes, markig-naturtrübes Bier am Meiler ausgeschenkt. „Schwazze Kerl“ heißt das Düttlinger Meilerbier, für das der Autor, Kabarettist und Karikaturist Ralf Kramp ein passendes Etikett entwarf. Ein erfrischend-herber Tropfen nicht nur für die heißen Kehlen der Köhler.
Der Kinderspruch „Wer hat Angst vorm schwarzen Mann“ gilt also für die EIFELON-Region nicht.
Im Gegenteil: Diverse Filmteams haben sich schon bei Gerd Linden angemeldet. Mit Hilfe einer ferngesteuerten Drohne soll zum Beispiel der historische Ablauf des Köhlerns fürs Schulfernsehen dokumentiert werden.
Und was sagt seine Frau Elke zu dem ehrenamtlichen Engagement? „Sie schimpft schon mal ein bisschen“, räumt Gerd Linden nach kurzer Bedenkpause schmunzelnd ein. Und fügt hinzu: „Jetzt muss ich aber noch mal raus, um den Weg zum Meiler mit einer Rüttelplatte zu ebnen. Da gibt es noch einige Löcher.“ Ein Mann, ein Wort, ein Meiler.
Meilerführungen gibt es vom 13. bis 18. Mai jeweils von 10.00 bis 19.00 Uhr. Ab dem 19. Mai kann man den Köhlern rund um die Uhr über die Schulter schauen und den tradionellen „Köhlerbraten“ genießen. Pfingstsonntag, 20. Mai, und am 27. Mai, dem Europäischen Tag der Parke, finden besondere Meilerfeste mit Führungen und Greifvogelschau statt. Nähere Informationen finden sich unter www.kohlemeiler.de.
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