Heimbach: Das Gebiet zwischen Bleiberg, Kermeter, Badewald und Neffeltal hat Geschichte geschrieben. Bereits die Kelten bauten in dieser Region Bodenschätze ab und zu römischer Zeit kreuzten sich hier wichtige Handelsstraßen. Wer die Landschaft „lesen“ kann, entdeckt auch 2000 Jahre später noch zahlreiche Spuren früherer Besiedlung und wirtschaftlicher Nutzung. In der mythischen Sagenwelt hieß diese ehemalige römische Erzprovinz „Nifflunga“. Das „Land der Nibelungen“, wie manche Forscher vermuten?
Seit 14 Jahren widmet sich das Dietrich von Bern Forum dieser Frage, sowie der Erforschung und Deutung von Heldensagen. Nun luden die Geschichtsfreunde zu einer Fachtagung ins historische Heimbach ein. Unter dem Motto „Es gibt noch einen anderen Nibelungenschatz“ trafen sich Wissenschaftler und Amateur-Forscher aus ganz Deutschland. Gemeinsam diskutierten sie die Frage, ob mit dem sagenumwobenen Nibelungenschatz in Wirklichkeit der Erzreichtum der Nordeifel gemeint war…
Wie viel historische Wahrheit steckt in Heldensagen?
„Man muss immer zwischen der historischen Person und der Sagenfigur unterscheiden.“, führte Forums-Vorsitzender Karl Weinand aus. Denn viele Heldenepen haben einen realen Hintergrund – selbst wenn sie im Laufe der Jahrhunderte durch mündliche Überlieferungen immer neu ausgeschmückt und fantasievoll verfremdet wurden.
In der „Thidrek-Saga“ wird Dietrichs Schwert wegen seiner brillanten Schärfe immer wieder als unschlagbare „Wunderwaffe“ gerühmt. Deshalb fachsimpelten die Teilnehmer während ihres dreitägigen Treffens auch über das Thema, wie im frühen Mittelalter Waffen und Werkzeuge geschmiedet wurden. „Wer die bessere Waffe hatte, war King.“, konstatierte Martin Alberts. Daran habe sich seit dem Mittelalter nichts geändert.
Ein scharfes Stahlschwert hatte damals den Gegenwert eines ganzen Bauerngutes, wusste Alberts zu berichten. Kein Wunder, denn die Herstellung solcher Waffen forderte viel Zeit und Geduld. In einem circa 40 Zentimeter hohen Brennofen aus Lehm, dem „Rennfeuerofen“, wurde zunächst zerkleinertes, eisenhaltiges Gestein erhitzt. Dadurch entstanden Eisenklumpen – so genannte „Luppen“ – die anschließend vom Schmied am Amboss – dem „Effels“ – weiterverarbeitet wurden. Noch heute künden hiesige Flur- und Straßennamen wie „Luperkaul“, „Gut Lüppenau“ oder „Im Effels“ vom mittelalterlichen Schmiedehandwerk.
Um an die wertvollen Rohstoffe zu gelangen, wurden ganze Hänge terrassiert und dienten so als Arbeitspodien zum oberflächigen Erzabbau. Noch Jahrhunderte später sind diese Geländeabstufungen in der Landschaft auszumachen. Ein besonders markantes Beispiel für die antiken Landschaftseingriffe findet sich im Sinnerstal, in der Nähe des Forsthaus’ Bade.
Kreisrunde, trichterförmige Mulden im Boden belegen eine weitere Art, die kostbaren Erze zu schürfen. Per „Pfahlrecht“ wurde die Größe der einzelnen Ausgrabungsgebiete festgelegt. Mit einem Seil, das an einem in den Boden geschlagenen Pfahl befestigt war, wurde ein Kreis markiert. Innerhalb dieses Zirkels durften sich die Bergleute in die Tiefe graben und die wertvollen Bodenschätze bergen. „In den Feldern und Wäldern zwischen Nideggen und Heimbach sind etwa 90 solcher unterschiedlich großen „Pingen“ entdeckt worden.“, erfuhren die Tagungsteilnehmer bei einer anschließenden Exkursion durch die geschichtsträchtige Region.
Vor Ort informierte der Berger Archäologe Walter Bender über Grabungsergebnisse Mitte der 1950er Jahren. Damals waren in einem neun Quadratkilometer großen Gelände entlang der historischen Eisenstraße neun römische Villen entdeckt worden. Die Exkursionsroute führte außerdem am Fundort antiker Schmelzöfen und an terrassierten Berghängen vorbei.
Der rege Informationsaustausch mit den Vertretern der hiesigen Geschichtsvereine (Albert Grein, Wollersheim, Heinz Bücker, Nideggen und Theo Kleinschmidt, Heimbach) inspirierte die Mitglieder des Dietrich von Bern Forums dazu, eine vereinsübergreifende Arbeitsgruppe zu bilden. Gemeinsam sollen nun bergbauliche Aspekte genauer erforscht werden.
Nähere Informationen zu dem Projekt erteilt Karl Mebold (Tel.: 02425 – 901520) Mail an:
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