Umland, Trier: Auf dem Weg zum Rheinischen Landesmuseum überlege ich: Wenn ich nun irgendwo im Stadtzentrum ein Loch von der Tiefe eines oder zweier Stockwerke in die Erde graben würde, wie wahrscheinlich wäre es, auf römische Spuren zu treffen? Laut Joachim Hupe, Leiter der Landesarchäologie im Museum, sehr wahrscheinlich. Oft ist er im Vorfeld von größeren Bauprojekten mit seinem Team vor Ort und fördert bei archäologischen Grabungen in vielen Fällen römische Funde zutage.
Ab und an wird bei einer solchen Grabung auch ein paar interessierten Zuschauern eine Führung angeboten. Auf solch einer Führung wurde auch mein Interesse an den Römern neu geweckt. Doch in der ältesten Stadt Deutschlands, dem so genannten „Augusta Treverorum“, in dem die römischen Bauwerke nicht nur zur Besichtigung geöffnet sind, sondern auch durch verschiedene Veranstaltungen belebt werden, fällt es sicher schwer, Besucher mit einer weiteren Ausstellung zu locken. Also frage ich mich, was mir mit der Präsentation „Spot an! Szenen einer römischen Stadt“ nun von den ‚ollen Römern‘ in meiner Wahlheimat noch Neues präsentiert werden kann.
Nach der obligatorischen Einleitung flanieren die Besucher durch die Räume, in denen verschiedenste Exponate zu sehen sind. Sie stammen aus den Depots des Museums, von den zahlreichen Ausgrabungen in Trier und Umgebung. Joachim Hupe hatte schon vor einer Weile angedeutet, dass einige Fundstücke ihren Weg in eine neue Ausstellung finden würden. Es gibt Fibelschließen, Öllampen, Schmuck und viele andere schöne Kleinode, die zum Teil noch nie gezeigt wurden. Multimediale Inszenierungen ergänzen das Bild. Werden die animierten Filme meine eigene Vorstellungskraft negativ beeinflussen? Doch das Gegenteil passiert. Spätestens beim Film über die damals luxuriösen Badeanstalten geraten die Besucher ins Träumen.
Ich kann mir nun noch viel besser und bunter vorstellen, wie die Römer damals – nach Geschlecht getrennt – einen Badetag in den Barbarathermen verbrachten. Dort galt es zwar, sich in erster Linie zu waschen und säubern, weil die meisten Wohnhäuser damals kein eigenes Bad hatten. Allerdings dehnte sich der Besuch einer Badeanstalt gerne zu einem „Spa-Tag“ mit Freunden und Bekannten aus – inklusive Massage und Restaurantbesuch. Die Thermen waren mit ihrem verschiedenfarbigen Marmor und beeindruckenden Statuen auch eine Wohltat fürs Auge. Ebenso bunte Innenräume gab es in der Basilika zu bestaunen. Dieser Kontrast zu der heutigen Ansicht ist besonders stark.Durch diese kompakte, informative Ausstellung lässt sich besser nachvollziehen, wie die antiken Gründer Triers „das Rom des Nordens“ geplant, aufgebaut und eingerichtet haben. Dass die Vergnügungen besonders extravagant waren, wird auch durch Filme und Exponate über das Amphitheater deutlich. Heutzutage moralisch inakzeptabel, war es damals Usus, aus aller Welt exotische Tiere zu beschaffen, um neben Gladiatorenkämpfen auch blutige Tierhatze zu veranstalten. Es gab sogar Fanartikel, ähnlich wie bei heutigen Großveranstaltungen. Man scheute weder Kosten noch Mühen, um Gewürze, Material oder Stoffe aus Indien, Asien oder Afrika herbeizuschaffen. Die damals 40.000 Einwohner der Stadt müssen überall dafür bekannt gewesen sein, dem Luxus zu frönen.
Ergänzt wird die Ausstellung durch ungewöhnliche Geschichten über römische und einheimische Gottheiten, Wagenrennen im Circus Maximus und weitere spannende Details. Auf den letzten Schritten durch diese Ausstellung wird mir bewusst, wie kurzweilig der Besuch war. Meine Phantasie über das Leben der Römer wurde sogar noch beflügelt. Genau so sollte Geschichte vermittelt werden. [Vanessa Baunach]
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