Zülpich: „Utere Felix“ – „Benutze (mich) glücklich“ ist auf einem der Glasflacons zu lesen, die in einem römischen Steinsarg im September vergangenen Jahres auf Zülpicher Stadtgebiet geborgen werden konnten. Bei Bauarbeiten zur Erweiterung des dortigen Gewerbegebiets stieß der für den Bodenabtrag zuständige Bagger – neben Spuren eines römischen Weges, der heutigen Bundesstraße 265 – auf eine große, grauviolette Sandsteinplatte. Diese bildete den Deckel eines etwa 2,30 × 1,10 Meter großen Steinsarges. Solche römischen Sarkophage sind Ausnahmefunde, die ab dem 3. Jahrhundert nach Christus in den nördlichen Provinzen vereinzelt für die Bestattung wohlhabender Römerinnen und Römer Verwendung fanden.
Innerhalb einer Woche wurde das Grab mit dem Steinsarg vorsichtig freigelegt, um Details wie Grabgestaltung und weitere Funde dokumentieren zu können. Eine nächtliche Rundum-Bewachung verhinderte Plünderungen und Beschädigungen durch ungebetene Besucher. Schließlich sollte der Sarkophag von Fachleuten erst unter kontrollierten Bedingungen in den Werkstätten des Bonner LVR-LandesMuseums geöffnet werden.
Die endgültige, reibungslose Bergung des mehrere Tonnen schweren Objektes erfolgte am 8. September vergangenen Jahres. „Bis dahin war nicht sicher, ob wir das Teil überhaupt heil heben können“, schildert Martha Aeissen von der Bonner Grabungsfirma „Archaeonet“ die atemberaubende Bergung des römischen Sarges.
Der „unberaubt“ geborgene Sarkophag stellt weltweit eine Sensation dar. „Statistisch gesehen stoßen Archäologen nur alle zehn Jahre auf einen solch bedeutenden, historischen Fund“, erklärt Aeissen und fügt hinzu, die ganze Bergungsaktion sei äußerst aufregend gewesen. Denn niemand konnte ahnen, ob und welche antiken Kleinode sich in dem tonnenschweren Steinsarg befinden… Da an dem Fundplatz unweit der antiken Fernstraße von Köln nach Trier zunächst weitere römische Gräber freizulegen waren, entschied der LVR zunächst, die Entdeckung bis zur vollständigen Sicherung der benachbarten Gräber nicht bekanntzugeben.
Nach der Öffnung gab der Sarkophag nach etwa 1.700 Jahren seinen Inhalt preis. Er enthielt das gut erhaltene Skelett einer jungen Frau, sowie eine Auswahl ihrer Besitztümer. „Sie muss im Alter von etwa 25 bis 30 Jahren verstorben sein“, erläutert LVR-Pressesprecher Uwe Steinkrüger. Bestattet wurde die junge Römerin mit ihren Schönheits- und Alltags-Utensilien, die vermutlich vor fast 2.000 Jahren täglich zm Einsatz kamen.
Ein kleines Kunstwerk stellt ein Klappmesser dar, dessen Griff aus einem auf seine Keule gestützten Herkulesfigürchen gebildet wird. Virtuos gearbeitet ist eine Griffschale aus Glas im Miniaturformat, die speziell für den Grabkult gefertigt wurde und metallenes Handwaschgeschirr nachahmt. Kostbar ist auch ein kleiner Handspiegel aus Silber, dessen Griff in Form zweier Finger gearbeitet ist. Eine Schminkpalette aus Schiefer und ein Spatel konnten zum Auftragen von Kosmetik oder Salben genutzt werden. Kostbare Salben und Duftstoffe waren in drei Glasfläschchen beigegeben worden.
Für eine Frau ungewöhnlich ist der Fund eines kleinen kugelförmigen Ölbehälters aus Bronze. Fingerringe aus „Schwarzem Bernstein“ (Gagat) und Silber, sowie eine Halskette aus polierten Gagat-Perlen und zwei Anhänger aus dem gleichen Material lagen zusammen mit Perlmuttanhängern in einem, mit Einlegearbeiten aus Horn verziertem Kästchen. Ebenfalls zum Schmuck zählen mehrere Knochennadeln, von denen eine mit goldenem Köpfchen verziert wurde.
Insider wissen, dass es – sobald alle Fundstücke archäologisches bewertet und restauriert sind – eine kleine Sonderausstellung geben soll. Wo die, auf Zülpicher Gebiet gefundenen römischen Relikte in Zukunft aufbewahrt werden, steht noch nicht fest. Sowohl das Bonner LandesMuseum, als auch die Römerthermen Zülpich – Museum der Badekultur haben bereits Interesse angemeldet.
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