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Seit vier Jahren sind Uwe Ostermann (l.) und Peter Heinzke befreundet. [Foto: bwp]

Graphic Novel: Das Making-of

Heimbach: Manche Geschichten schreibt das Leben: Seit seiner Kindheit sammelt Uwe Ostermann Comics. Früher, als kleiner Junge, waren es die gezeichneten Abenteuer von Mickey Mouse, Tim und Struppi oder Felix. Doch als er eines Tages Mitte der 1960er Jahre aus dem Kinderhort nach Hause kommt, ist seine lückenlos geordnete Sammlung verschwunden. „Meine Mutter hat alles komplett abholen lassen“, nachdem ein Pädagoge gemahnt hatte, diese „Schundliteratur“ würde Kinder negativ beeinflussen. Eine bittere Erfahrung. Nicht nur für Uwe Ostermann, der den damaligen Kahlschlag in den Kinderzimmern als „Vernichtung von Kinderträumen“ bezeichnet. Erst als junger Mann stößt er erneut auf ein Donald-Duck-Heft mit Zeichnungen des legendären Carl Barks und – trotz Literaturstudiums – entbrennt sofort wieder seine alte Leidenschaft. Er fängt erneut an zu sammeln. Mittlerweile lebt der 59-jährige als Bildhauer und Kulturmanager in Schmidt.

Der ländliche ÖPNV als Motor der Kunst

Viele Jahre lang war Peter Heinzke Leiter der Familienbildungsstätte der evangelischen Gemeinde zu Düren und hat dort viele kulturelle Projekte umgesetzt. Inzwischen lebt der agile Rentner mit dem markanten Schnauzbart in Köln. Sein Ferienhäuschen am Rursee in Eschauel hat er aber – trotz Pensionierung – weiterhin beibehalten. Regelmäßig reist er von der Domstadt mit dem öffentlichen Personennahverkehr an, wenn er eine entspannte Zeit am See verbringen will. „Für das letzte Stück bin ich dann auf einen kleinen Bus angewiesen“, meint er schmunzelnd. So auch an jenem Tag vor fast vier Jahren. Zufällig sitzt damals auch Uwe Ostermann im Bus. „Bei drei Fahrgästen kommt man zwangsläufig ins Gespräch“, erinnert sich Heinzke. Fazit: Die beiden kreativen Querdenker verstehen sich auf Anhieb. Fasziniert von der Sammelleidenschaft des Comic-Fans Ostermann, lässt Peter Heinzke die alten Kontakte zum Kreis Düren wieder aufleben. Seine Idee: Die privat gesammelten Comic- und Graphic Novel-Schätze von Uwe Ostermann sollen einer großen Öffentlichkeit zugänglich werden.

Kettenreaktion

Der Kreistagsabgeordnete Bruno Voss greift die Idee 2016 auf und nimmt – als Bindeglied – Kontakt zu Landrat Wolfgang Spelthahn auf. Der wiederum ist begeistert von dem Gedanken und informiert Professor Frank Günter Zehnder, den Direktor der Heimbacher Internationalen Kunstakademie. Schließlich hat Zehnder bereits 1996 – damals noch Leiter des Bonner LandesMuseums – die viel beachtete Ausstellung „WOW! 100 Jahre Comics“ realisiert. Nun brodeln die Aktivitäten. Erste gemeinsame Gespräche finden statt. „Professor Zehnder hat mich mit offenen Armen empfangen und für eine Verwirklichung dieser Idee gesorgt“, hebt Ostermann hervor.

Brainstorming

Über ein Jahr lang dauern die Vorbereitungen. Aus der umfangreichen Graphic Novel-Sammlung von Uwe Ostermann werden die passenden Titel herausgesucht und zu Themengruppen zusammengestellt. Doch wie sollen all diese Bücher präsentiert werden? Die erste Idee „Auslage in Vitrinen“ wird verworfen – das sei für die Besucher zu „distanziert“. Mit seinem Freund Peter Heinzke entwickelt Uwe Ostermann die jetzige Präsentationsform: das schlichte Holzbrett mit L-Leiste, auf der die Exponate stehen. Hergestellt werden sie vom „Club 55“, der Handwerkergruppe der Dürener Familienbildungsstätte, zu der Heinzke immer noch Kontakt hat. Um die rund 90 Exponate vor neugierigem Umblättern und zufälligem Verbiegen der einzelnen Seiten zu schützen, werden sowohl die geschlossenen, als auch die aufgeschlagenen Bücher dezent mit einem durchsichtigen Plastikband zusammengehalten. Gemeinsam entwickelt das Ausstellungsteam kurze, klar verständliche Texte, die die Entstehungsgeschichte des jeweiligen Buches erläutern. Die letzte Woche vor Ausstellungseröffnung wird fieberhaft gearbeitet, noch zehn Minuten vor Eröffnung der letzte kunstvoll gezeichnete Comic gehängt. Punkt 11.30 Uhr ist es dann am 6. August soweit: Die Ausstellung „Graphic Novel – Bücher und Bilder“ wird unter großem Publikumsinteresse eröffnet.

Ausblick

Bis zum 10. September ist die wirklich sehenswerte Ausstellung geöffnet. Trotz der Sommerferien in NRW haben sich schon viele Schulklassen zu Führungen angemeldet. Wer möchte, kann sich auch vom Sammler Uwe Ostermann persönlich durch die Präsentation führen lassen. Dann radelt er mit seinem E-Bike von Schmidt nach Heimbach und erzählt anschließend den Besuchern von seiner lebenslangen Passion.

Näheres im Netz unter www.kunstakademie-heimbach.de oder telefonisch 02446 – 809700.

11.8.2017KulturHeimbach0 Kommentare bwp

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