Heimbach, Mariawald: „Alles wird abgewickelt“, so lautet bislang die bittere Bilanz. „Seit gestern ist klar, dass auch die ‚weltlichen Betriebe‘ geschlossen werden.“ Erstaunt, überrascht und verärgert zeigten sich die Mitarbeiter in Mariawald. Sie mussten am Dienstag dieser Woche durch die Presse erfahren, dass sie demnächst ihre Arbeitsplätze verlieren sollen.
Bereits vor 14 Tagen hatten erneut Sondierungsgespräche stattgefunden, um den Erhalt des einzigen Trappisten-Klosters nördlich der Alpen zu gewährleisten; das Kloster Mariawald sowohl als Ort der Spiritualität, sowie auch als touristische Attraktion zu erhalten. „Alle waren da noch guter Hoffnung.“
Seitdem jedoch von Dom Bernardus Peeters, Abt der niederländischen Abtei Tilburg und Päpstlicher Kommissar der Abtei Mariawald, eine offizielle Pressemitteilung verschickt worden sei, glaube aber keiner mehr, dass es noch eine vernünftige Lösung gebe.
Für die zwölf Angestellten, die im Gaststätte, der Buchhandlung, der Likörfabrik sowie der Landwirtschaft arbeiten, wird gesorgt“,
heißt es in dem Schreiben aus Tilburg. „Ein Sozialplan wurde entwickelt.“
Allein schon diese Formulierung stieß bei vielen Heimbachern auf Kopfschütteln und Unverständnis, denn das Kloster Mariawald ist momentan Arbeitgeber für 30 Menschen aus der Region – egal, ob in verantwortlichen Führungspositionen oder als Minijobber. Für die knapp 4.400 Einwohner der kleinsten Stadt NRWs ein herber Verlust von Arbeitsplätzen.
EIFELON hat sich in der Region umgehört und einige Stellungnahmen zur geplanten Schließung gesammelt.
Heimbachs Bürgermeister Peter Cremer formuliert:
Bei allem Verständnis für die Entscheidung der Ordensleitung, die sicherlich in mancherlei Hinsicht begründbar ist: aber Heimbach und die Region ohne den touristischen Hot-Spot Mariawald ist für mich einfach undenkbar.
Ich denke aber auch an die verlorengehenden Arbeitsplätze. Die Abtei Mariawald ist neben dem Resort Eifeler Tor und der Stadtverwaltung einer der großen Arbeitgeber in unserer Kommune und auch ein „guter“ Steuerzahler. Schmerzlich ist es aber auch, dass mit der Schließung ein wichtiger spiritueller Ort verschwindet.
Ich werde in enger Abstimmung mit der kommunalen Politik sowohl dem Orden als auch dem Bistum alle Hilfe anbieten, die wir leisten können, Mariawald als Besuchermagnet für Gäste aus nah und fern zu erhalten.“
Die Französin Brigitte Segui, die seit Jahren mit Charme am Counter des Heimbacher Nationalparktors arbeitet und den Touristen die Highlights der Region ans Herz legt, sagt:
Das ist so, als ob man den Parisern den Eiffelturm oder den Kölnern den Dom abreißen würde. Ich kann das nicht verstehen.“
Auch Helmut Breuer, der seit seiner Jugend mit dem Kloster verbunden ist und zehn Jahre lang ehrenamtlich den Pfortendienst des Klosters betreut hat, ist fassungslos:
Ich bin mehr als enttäuscht. Das müssen wir retten.“
Mit seiner Anmerkung – ansonsten sei es die vierte Vertreibung der Priester aus dem Kloster – spielt er auf die wechselhafte Geschichte des Klosters an.
Heimbachs Kantor, Peter Mellentin, meint:
Die Nachricht der Schließung von Mariawald macht mich in vielerlei Hinsicht betroffen. Ich kenne Mariawald seit früher Kindheit und schätze das Kloster als spirituellen Ort. Ich denke insbesondere an den Konvent, die dort ihr monastisches Leben führen. Ich denke aber auch an die Zivilangestellten, die um ihre Arbeitsplätze bangen müssen. Hoffentlich gehen die Erben mit der Situation so adäquat um, dass sie einerseits das Kloster als einen spirituellen Ort der Stille erhalten und andererseits den Wirtschaftsbetrieben die Möglichkeit geben, weiter zu existieren.“
„Die endgültige Schließung soll im Laufe dieses Jahres erfolgen“, offenbart die Pressemitteilung von Dom Bernardus Peeters.
In der französischen Stadt La Trappe wurden bereits im 17. Jahrhundert die Weichen für die Glaubenskongregation der Trappisten gestellt. Aberwitziges Wortspiel, dass – aus der französischen Sprache übersetzt – ‚la trappe‘ dem deutschen Wort ‚Falltür‘ entspricht. Nun soll die letzte Klappe für das historische Heimbacher Trappistenkloster gefallen sein?
- 07.09.2018: Nach über 500 Jahren - das Ende von Kloster Mariawald
- 26.01.2018: ZwEifler: Hiobsbotschaft für Heimbach
- 04.11.2016: Kloster Mariawald: Rücktritt für einen Neuanfang
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Dass Mariawald nur noch 10 Mönche hat, dass sie ein Durchschnittsalter von mehr als 80 Jahren haben, dass es keine Novizen im Kloster gibt, ist den Verantwortlichen der Ordensgemeinschaft als auch dem Bistum Aachen doch seit Jahren bekannt. Und jetzt kommt ganz plötzlich die Nachricht von der Schließung des Trappistenklosters, einem bedeutsamen Ort der Zuflucht, der Stille und des Gebets; nicht nur für Mönche, sondern allgemein für Christen aus Nah und Fern.
„Kirche“ sind nicht nur Mönche, Priester, Äbte und Bischöfe! Zur „Kirche“ gehören all die Menschen, denen christlicher Glaube von Bedeutung ist. All diejenigen, die Mariawald aus spirituellem Bedürfnis heraus aufsuchen und wertschätzen sowie auch diejenigen, denen dieser Ort aus ökonomischer und touristischer Sicht wichtig ist, sollten mit an der Problemlösung beteiligt werden! Ich bin sicher, dass sich dabei Ideen entwickeln, diesen bedeutsamen Ort der Region und Religion auch nach über 500 Jahren zu erhalten.
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