EIFELON weiterempfehlen

Wir informieren die Eifel

unabhängig. überparteilich. unbezahlbar.

neue Kommentare
0
Der Kreis Düren fordert mehr Engagement der Landesregierung im Revier. [Foto: cpm]

Strukturwandel im Revier: Spelthahn und Bürgermeister schreiben Brief an Ministerpräsident Armin Laschet

Kreise, Kreis Düren: Der Kreis Düren steht angesichts der auslaufenden Braunkohleförderung vor einem heftigen Strukturwandel. Wenn die Tagebaue Inden, Hambach und Garzweiler geschlossen werden, fallen tausende Arbeitsplätze weg, die möglichst durch neue Arbeitsplätze kompensiert werden sollen. Um den Herausforderungen gerecht zu werden und seine Interessen angemessen vertreten zu können, hat der Kreis mit seinen 15 Städten und Gemeinden einen Brief an NRW-Ministerpräsident Armin Laschet verfasst, in dem es um finanzielle und personelle Rahmenbedingungen für die Region geht.

In dem Schreiben heißt es, dass die NRW-Landesregierung die Kosten des Strukturwandels für die nächsten 20 Jahre nach Medienberichten auf rund 6 Milliarden Euro schätze, während die Ministerpräsidenten der ostdeutschen Braunkohleländer für ihr Revier von insgesamt 60 Milliarden ausgingen. Die Unterzeichner sind sicher, dass die „volkswirtschaftlichen Auswirkungen eine deutliche zweistellige Milliardensumme ausmachen“. Für deren Kompensation müsse sich das Land verstärkt einsetzen.

Landrat Wolfgang Spelthahn und die Bürgermeister der 15 Städte und Gemeinden erwarten von der NRW-Regierung „eine entschiedene Entschlossenheit, diese Ansprüche in angemessener Deutlichkeit in die laufende Debatte einzubringen“.

Dazu gehöre auch eine „sichtbare Vertretung“ in den entsprechenden Foren. Landrat und Bürgermeister haben es „als irritierend wahrgenommen“, dass auf der jüngsten Strukturwandelkonferenz in Berlin die ostdeutschen Länder mit Repräsentanten auf Staatsminister- beziehungsweise Staatskanzlei-Ebene vorgetragen hätten – im Gegensatz zum Rheinischen Revier. In dem Brief wird Ministerpräsident Laschet deshalb gebeten, darüber nachzudenken, ob die Vermittlung der nordrhein-westfälischen Interessen nicht durch „einen von Ihnen persönlich beauftragten Vertreter erfolgen sollte“.

In Berlin beschäftigt sich derzeit die Kommission „Wachstum, Strukturwandel und Beschäftigung“ – die sogenannte „Kohlekommision“ – mit den Auswirkungen und Perspektiven, die sich durch das nahende Abbau-Ende der Braunkohle und dem sich daraus resultierenden Strukturwandel ergeben. Hier sieht der Kreis dringenden und verstärkten Handlungsbedarf durch die Landesregierung.

Scheindebatten – ein Kommentar
Es werden schwindelerregende Zahlen genannt, um einen vorzeitigen Kohleausstieg in Deutschland zu stemmen: 60 Milliarden für die Ostdeutschen Braunkohlereviere fordern die Ministerpräsidenten der ostdeutschen Braunkohleländer, das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) rechnet mit mindestens 100 Milliarden Euro im Zeitraum von 2020 bis 2040. Das IW sieht einen erfolgreichen Strukturwandel in den Braunkohlerevieren durch ein „Sektorziel 2030“ erheblich gefährdet.

Ein vorzeitiger Ausstieg bedeutet auch eine Reduzierung der Rücklagen für die Rekultivierung der Reviere nach dem Ende der Kohleförderung. Diese Gelder werden aus dem laufenden Kraftwerksbetrieb erwirtschaftet und würden bei einem vorgezogenen Ausstieg aus der Kohleverstromung natürlich wegfallen. Auch ein Punkt, den man im Auge behalten sollte.

In dieser Diskussion wird ein weiterer Faktor völlig ausgeblendet: Wenn Deutschland seine CO2 freien Atomkraftwerke – wie geplant – bis 2022 abschaltet und die Kohlekraftwerke zusätzlich weiter reduziert, kann mit Wind und Sonne kein deutsches Energienetz aufrechterhalten werden. Wind weht unregelmäßig, das Stromnetz benötigt aber gleichbleibend eine Frequenz von 50 Hertz. Wenn kein Wind weht, hilft auch keine Verdopplung der bisher installierten 30.000 Windmühlen. Speicher in ausreichender Größe sind in Deutschland nicht zu realisieren und nicht zu bezahlen. Bisher halten die konventionellen Kraftwerke das Netz mühsam aufrecht. Hier begrenzen Physik und Meteorologie die politischen Wunschträume.

Auch bei 60.000 Windmühlen: Bei Null Wind bleibt dann Null Kilowatt. Für diesen Fall muss eine zweite verlässliche Kraftwerksleistung, die dem deutschen Verbrauch entspricht, vorgehalten werden. Das schaffen von den Erneuerbaren weder Biomasse noch Wasserkraft. Frage: Worüber verhandelt dann die Kohlekommission? Ein Datum für das Ende der Kohle vorgeben zu wollen, ohne eine ausreichende Kompensation für ständig wechselnde Windstromerträge zu haben, grenzt an politische Geisterfahrerei.

Insofern macht es durchaus Sinn, Landesvater Laschet zu fragen, wie sich die NRW-Politik künftig in diese Verhandlungen verstärkt einbringen will. Die bisher gesetzten Zeichen der Landesregierung lassen nicht erkennen, dass sie das Grundsatzproblem verstanden hat.

Bei Eifelon zum Thema:

14.12.2018PolitikKreise, Kreis Düren0 Kommentare cpm

Bisher 0 Kommentare
Kommentar schreiben

Es gibt noch keine Kommentare zu diesem Beitrag. Schreiben Sie den Ersten.

Einen neuen Kommentar schreiben

Um einen neuen Komentar zu schreiben, melden Sie sich bitte mit ihrem Benutzernamen und Passwort an. Wenn Sie noch keinen EIFELON-Account haben, können Sie sich kostenlos und unverbindlich registrieren.


  1. *Ihre eMail-Adresse wird nicht veröffentlicht
  2. Ein Passwort wird Ihnen an Ihre eMail-Adresse zugeschickt, Sie können es anschließend in Ihrem Benutzerberich leicht ändern.
  3. Den Button zur Registrierung finden Sie unter unserern folgenden Richtlinien:
Die Richtlinien für die Nutzung der EIFELON Diskussionsplattform
Die Benutzer bestätigen/akzeptieren mit ihrer Anmeldung unsere Richtlinien. Falls es im Nachhinein noch Änderungen an den Richtlinien gibt, werden die User beim nächsten Einloggen aufgefordert, die Richtlinien erneut zu bestätigen: Wir bieten Ihnen hier eine Plattform für sachliche und konstruktive Diskussionen. Um dies zu gewährleisten, behält sich die Redaktion vor, Kommentare nicht zu veröffentlichen, die einer sachlichen Diskussion nicht förderlich sind. Wir bitten Sie daher, durch die Einhaltung unserer Richtlinien zu einem freundlichen Gesprächsklima beizutragen.
1. Gegenseitiger Respekt
Bitte behandeln sie andere Nutzer so, wie Sie selbst behandelt werden möchten. Zeigen Sie Toleranz gegenüber anderen Meinungen und verzichten Sie auf persönliche Angriffe und Provokationen.
Selbstverständlich werden Kommentare, die ehrverletzend, beleidigend, rassistisch, pornografisch oder auf andere Weise strafbar sind, nicht freigeschaltet.
2. Wortwahl und Formulierung
Sachliche Argumentation ist die Basis für eine konstruktive Diskussionskultur. Nehmen Sie sich die Zeit, Ihren Kommentar vor dem Abschicken zu überprüfen. Habe ich den richtigen Ton getroffen? Könnten meine Formulierungen Missverständnisse hervorrufen?
3. Benutzernamen
Diese genannten Richtlinien gelten auch für die Verwendung von Benutzernamen.
4. Quellenangaben und Verlinkungen
Wenn Sie Zitate verwenden, verweisen Sie bitte auf die Quelle und erläutern Sie deren Bezug zum Thema.
5. Zeichenbegrenzung
Die Länge eines Kommentars ist auf 1000 Zeichen zu begrenzen, um eine Moderation in einem adäquaten Zeitrahmen zu gewährleisten. Mehrteilige Beiträge können daher leider nicht berücksichtigt werden.
Bitte sehen Sie davon ab, denselben oder einen sehr ähnlichen Kommentar mehrmals abzuschicken.
6. Werbung
Die Nutzung der Kommentarfunktion zu kommerziellen Zwecken ist nicht erlaubt. Inhalte gewerblichen oder werbenden Charakters werden nicht freigeschaltet. Gleiches gilt für politische Aufrufe aller Art.
7. Sonstige Hinweise
Es besteht kein Anspruch auf Veröffentlichung eines Kommentars. Beiträge, die sich als falsch oder unwahr herausstellen, können auch im Nachhinein noch gelöscht werden. Sollten Sie auf Beiträge stoßen, die gegen die Richtlinien verstoßen, machen Sie die Moderation bitte darauf aufmerksam. Schicken Sie einfach den Link des betreffenden Kommentars mit einer kurzen Erläuterung an redaktion@eifelon.de. Bei wiederholten oder besonders schweren Verstößen gegen diese Richtlinien behalten wir uns einen Ausschluss einzelner User vor.


zurück zur Startseite