EIFELON weiterempfehlen

Wir informieren die Eifel

unabhängig. überparteilich. unbezahlbar.

neue Kommentare
0
Professor Benjamin Bergmann. [Foto: Manfred Lang/pp/Agentur ProfiPress]

Der Ton macht die Musik. Aber was macht Musik mit uns?

Mechernich: Musik kann betören, begeistern, Gänsehaut und Grusel auslösen. Ein Klangteppich kann sich wohlig auf die Seele legen – oder melancholisch und depressiv machen.

Wie das alles funktioniert, obwohl rein biochemisch und medizinisch im Innen- und Mittelohr durch Schnecke und Cortisches Organ lediglich mechanische Schallwellen in chemische Botenstoffe umgewandelt werden, die das Gehirn „versteht“, genau das erläuterte der emeritierte Medizinprofessor und Musikliebhaber Dr. Paul Georg Knapstein bei seinem Vortrag auf Einladung der Communio in Christo in der Cafeteria der Langzeitpflege in Mechernich.

Der Vortrag wäre nur halb so faszinierend gewesen, hätte Knapstein nicht seinen Professorenkollegen, den Violin-Dozenten Benjamin Bergmann von der Johannes-Gutenberg-Universität Mainz, und einige von dessen Studenten mit zur Communio gebracht.
Dabei handelte es sich um die Cellistin Lucija Rupert und die Violinisten Friederike Kampik, Jinsil Muschinski und Gufeng Wu, die dem Mechernicher Publikum von den Dreikönigskonzerten der „Mainzer Musici“ im Ratssaal bekannt sind. Diesmal lieferte das Teilensemble seinen Zuhörern, darunter zahlreiche Therapeuten der Communio-Pflegeeinrichtungen, wunderbare Klangbeispiele für die körperliche und seelische Wirkung von Musik.

Knapstein versuchte in seinem Parforceritt durch die Geschichte der wissenschaftlich untersuchten Wirkung von Musik auf Herz, Hirn und Gemüt alle Variationsmöglichkeiten zumindest zu streifen. Militärmusik, befand er, sei ein „Suggestiv“, das Menschen begeistert in den Tod marschieren lässt. Soldatenlieder wiederum seien Parodien darauf.

Etwas zu kurz kam der Aspekt, dass Marschmusik zumindest in offener Feldschlacht vergangener Tage eine „Waffe“ war, die den Gegner einschüchtern und demoralisieren, die eigenen Truppen aber moralisch aufrichten sollte. Französische Grenadiere sollen in den napoleonischen Schlachten im Morgennebel mehr als einmal vor den sich hörbar nähernden Highlandern wegen dem Klang von deren Dudelsackpfeifen und Trommeln geflüchtet sein.

Eine ganz andere Welt, aber psychologisch vergleichbar, sei die Kirchenmusik, die Andacht und Kontemplation im Ritual erzeugen und verstärken solle – und medizinisch von Professor Knapstein sehr positiv bewertet – in der Gregorianik sogar nachweisbar Pulsfrequenz und Blutdruck senkt. Während Techno, Punk und Drums im Stakkato das genaue Gegenteil bewirken, nämlich erhöhten Herzschlag und Stress. Biochemisch kann der gekonnt eingesetzte Schall Stresshormone ausschütten – oder die Glückshormone Seratonin, Dopamin oder auch Endorphine, das sind körpereigene Opiate.

Knapsteins Fazit war bemerkenswert: Musik wirkt auch im medizinischen Sinne nachweisbar – im Guten wie im Bösen. Und jeder hört, emotional und biochemisch gesehen, nicht dasselbe. Obwohl Schuberts „Innerer Friede“ Seratonin ausschüttet, „Don Giovanni“ Aggression und Kampfbereitschaft im Stammhirn auslöst und Rigoletto den Fluchtreflex, blieb am Ende nur das Resümee: „Jeder hat seine Musik in seinem Kopf“. Und: „Nicht alles ist erklärbar, vieles in der Musik bleibt rätselhaft“. [pp/Agentur ProfiPress]

25.10.2019KulturMechernich0 Kommentare redaktion

Bisher 0 Kommentare
Kommentar schreiben

Es gibt noch keine Kommentare zu diesem Beitrag. Schreiben Sie den Ersten.

Einen neuen Kommentar schreiben

Um einen neuen Komentar zu schreiben, melden Sie sich bitte mit ihrem Benutzernamen und Passwort an. Wenn Sie noch keinen EIFELON-Account haben, können Sie sich kostenlos und unverbindlich registrieren.


  1. *Ihre eMail-Adresse wird nicht veröffentlicht
  2. Ein Passwort wird Ihnen an Ihre eMail-Adresse zugeschickt, Sie können es anschließend in Ihrem Benutzerberich leicht ändern.
  3. Den Button zur Registrierung finden Sie unter unserern folgenden Richtlinien:
Die Richtlinien für die Nutzung der EIFELON Diskussionsplattform
Die Benutzer bestätigen/akzeptieren mit ihrer Anmeldung unsere Richtlinien. Falls es im Nachhinein noch Änderungen an den Richtlinien gibt, werden die User beim nächsten Einloggen aufgefordert, die Richtlinien erneut zu bestätigen: Wir bieten Ihnen hier eine Plattform für sachliche und konstruktive Diskussionen. Um dies zu gewährleisten, behält sich die Redaktion vor, Kommentare nicht zu veröffentlichen, die einer sachlichen Diskussion nicht förderlich sind. Wir bitten Sie daher, durch die Einhaltung unserer Richtlinien zu einem freundlichen Gesprächsklima beizutragen.
1. Gegenseitiger Respekt
Bitte behandeln sie andere Nutzer so, wie Sie selbst behandelt werden möchten. Zeigen Sie Toleranz gegenüber anderen Meinungen und verzichten Sie auf persönliche Angriffe und Provokationen.
Selbstverständlich werden Kommentare, die ehrverletzend, beleidigend, rassistisch, pornografisch oder auf andere Weise strafbar sind, nicht freigeschaltet.
2. Wortwahl und Formulierung
Sachliche Argumentation ist die Basis für eine konstruktive Diskussionskultur. Nehmen Sie sich die Zeit, Ihren Kommentar vor dem Abschicken zu überprüfen. Habe ich den richtigen Ton getroffen? Könnten meine Formulierungen Missverständnisse hervorrufen?
3. Benutzernamen
Diese genannten Richtlinien gelten auch für die Verwendung von Benutzernamen.
4. Quellenangaben und Verlinkungen
Wenn Sie Zitate verwenden, verweisen Sie bitte auf die Quelle und erläutern Sie deren Bezug zum Thema.
5. Zeichenbegrenzung
Die Länge eines Kommentars ist auf 1000 Zeichen zu begrenzen, um eine Moderation in einem adäquaten Zeitrahmen zu gewährleisten. Mehrteilige Beiträge können daher leider nicht berücksichtigt werden.
Bitte sehen Sie davon ab, denselben oder einen sehr ähnlichen Kommentar mehrmals abzuschicken.
6. Werbung
Die Nutzung der Kommentarfunktion zu kommerziellen Zwecken ist nicht erlaubt. Inhalte gewerblichen oder werbenden Charakters werden nicht freigeschaltet. Gleiches gilt für politische Aufrufe aller Art.
7. Sonstige Hinweise
Es besteht kein Anspruch auf Veröffentlichung eines Kommentars. Beiträge, die sich als falsch oder unwahr herausstellen, können auch im Nachhinein noch gelöscht werden. Sollten Sie auf Beiträge stoßen, die gegen die Richtlinien verstoßen, machen Sie die Moderation bitte darauf aufmerksam. Schicken Sie einfach den Link des betreffenden Kommentars mit einer kurzen Erläuterung an redaktion@eifelon.de. Bei wiederholten oder besonders schweren Verstößen gegen diese Richtlinien behalten wir uns einen Ausschluss einzelner User vor.


zurück zur Startseite