Nettersheim: Man schreibt das Jahr 325 nach Christus und die Aufregung in der Römersiedlung Marcomagus ist groß: In der Nacht wurde das Schatzhaus am Matronen-Heiligtum geplündert und seitdem ist der Hohepriester Magus spurlos verschwunden…
Vor dieses Szenario sind die Teilnehmer des Mitmach-Krimis aus der Römerzeit gestellt, die bei einem Rundgang durch den archäologischen Landschaftspark den „Frevel auf dem Tempelberg“ aufklären können. „Wir wollten die hiesigen Römer-Funde und Ausgrabungen besonders für Familien mit Kindern nachvollziehbar und erlebbar machen“, erklärt Resi Nießen von der Gemeinde Nettersheim. Und Organisator Joachim Starke fügt hinzu: „Um diesen Kriminalfall zu lösen, braucht man kein historisches Vorwissen, aber anschließend hat man garantiert ‚Nachwissen’“, denn die Krimi-Broschüre, sowie die von der Archäologin Dr. Imke Ristow konzipierten Hinweistafeln vermitteln Details zum Alltag in einer „Vicus“ genannten Römersiedlung oder einem Kastell.
Ausgestattet mit der von Judith Vogt und Michael Kuhn verfassten Krimi-Vorlage starteten die ersten Hobby-Detektive am Eröffnungstag zur Entdeckungstour. Unter ihnen auch die beiden Nachwuchskriminalisten Julian (12) und Marlon (9) mit ihrem Großvater Walter Zimmermann. Stellvertretend für den römischen Lagerkommandanten Valerius Secundinus sammelten sie die an den einzelnen Stationen – dem „Matronen-Heiligtum“, den „Streifenhäusern“ und dem „Kastell“ auf der anderen Seite der Urft – hinterlegte Zeugenaussagen der handelnden Personen – wie etwa Beobachtungen der Magd Drusilla, des Schmieds Barbatus, Wirtin Flavia oder des Gelegenheitsdiebes Musculus, die alle zur Aufklärung des Falles beitragen.
Am Matronen-Heiligtum fühlten sich die Teilnehmer ins römische Zeitalter zurückversetzt, denn hier empfing sie Felizius Poth, als römischer Priester in eine weiße Tunika gehüllt. Gestenreich zelebrierte er ein Rauchopfer, dessen Ingredienzien – Kiefer-, Douglasien- und Fichtenharze vermischt mit wohlriechendem Salbei – er nach alter Rezeptur zusammengestellt hatte. Natürlich konnten dem Priester, der eine erfolgreiche Lösung des Kriminalfalls prophezeite, einige sachdienliche Hinweise entlockt werden.
Entlang der geschotterten, römischen Agrippastraße, die früher die Städte Köln und Trier verband, führte der Weg anschließend durch den archäologischen Landschaftspark. 2009 konnte die Gemeinde Nettersheim das geschichtsträchtige Gelände unterhalb des Matronen-Tempels erwerben und dort gemeinsam mit Archäologen der Universität Köln erste Ausgrabungsarbeiten starten. Die Wissenschaftler sind überzeugt davon, dass es sich bei der römischen Siedlung um den „Vicus“ Marcomagus handelt, von dem sich der Ortsname Marmagen ableitet. Mittlerweile sind einige der so genannten römischen „Streifenhäuser“ in ihren Grundfesten markiert und bilden die Kulisse für den interaktiven Mitmach-Krimi. Mit Feuereifer gingen Julian und Marlon auch hier auf Spurensuche und notierten jeden entdeckten Hinweis in ihre Broschüre.
Nach der fast dreistündigen Rätselroute war die Indizienlage eindeutig: Unterstützt von den Erwachsenen hatten Julian und Marlon sämtliche Hinweise zusammengetragen und konnten – aufgrund der ausgewerteten Spuren und Zeugenaussagen – den Täter vom Tempelberg überführen. Als Anerkennung für ihren Spürsinn erhielten alle Teilnehmer eine kleine goldene Münze. Ein Replikat jenes römischen Geldstücks, das bei Grabungsarbeiten in Nettersheim gefunden worden war.
Ab sofort können sich Hobby-Detektive das ganze Jahr über auf Spurensuche begeben. Für 4,95 Euro ist die Krimi-Broschüre im Nettersheimer Naturzentrum erhältlich und mit dieser Anleitung können sich Familien und Gruppen selbstständig auf die spannende Rätseltour durchs die ehemalige Römersiedlung begeben. Die römischen Komparsen waren allerdings nur bei der Premierentour vor Ort, doch auch ohne diese Zeitzeugen ist ein abwechslungsreicher, informativer Ausflug garantiert. Nähere Informationen unter www.nettersheim.de
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