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Angharad Beyer führt historische Web- und Spinntechniken vor. [Fotos: bwp]

20. Wollersheimer Stiftshoffest: Archäologie zum Mitmachen

Nideggen, Wollersheim: „So ein Jubiläum soll besonders gefeiert werden.“ Mit diesen Worten stellte Petra Tutlies, Leiterin der archäologischen Außenstelle des Landschaftsverbands Rheinland, den Ablaufplan für den diesjährigen „Tag der offenen Tür“ vor. Am Sonntag, dem 19. Juni, können große und kleine Besucher von 10.00 bis 18.00 Uhr zum zwanzigsten Mal ganz tief in die hiesige Geschichte eintauchen. Neben einem bunten Mitmachprogramm, das Aufschluss über den gelebten Alltag vieler Epochen gibt, präsentieren die Bodendenkmalpfleger in einer Ausstellung 20 Highlights regionaler Archäologie. Mit Schautafeln, Fotos und oft auch Originalfundstücken werden die spektakulären Ausgrabungen der letzten zwei Jahrzehnte vorgestellt. Dabei sind selbst „unschöne Momente“ – wie Tutlies formulierte – nicht ausgeblendet: So wird beispielsweise an den, in Weilerswist entdeckten römischen Sarkophag erinnert, den Grabräuber kurz nach seiner Entdeckung in einem unbeobachteten Moment plünderten.

Weltweites Aufsehen erregte die Freilegung eines etwa 7.000 Jahre alten, in Blockbauweise gebauten Brunnens. Jürgen Werner, mittlerweile pensionierter Jungsteinzeit-Experte, wird den Besuchern diesen Sensations-Fund aus Erkelenz-Kückhoven erläutern. Nur einen Steinwurf weiter wurden später in einer Kiesgrube die Reste einer römischen „Villa rustica“ entdeckt. Bereits im zweiten oder dritten Jahrhundert muss der dortige, 13 Meter tiefe Brunnen zugeschüttet worden sein: Aus der Füllmasse konnten die Wollersheimer Archäologen Reste von tönernen Krügen und feinem Tischgeschirr bergen, die am Sonntag ebenfalls zu sehen sind. Zudem wurde ein – vor fast 2.000 Jahren – in den Brunnenschacht gefallener Schöpfeimer samt Förderseil wieder ans Tageslicht geholt. Bei der aufwändigen Konservierung des Seiles lässt sich die Bonner Museums-Restauratorin Juliane Bausewein über die Schulter schauen.

Beim 20. Stiftshoffest lässt sich regionale Geschichte hautnah erleben:

Die Vorstellungswelt der Archäologen wird lebendig, wenn historisches Handwerk – jungsteinzeitliche Keramik, Knochenschnitzen wie zu Wikingerzeiten, Herstellung von Gefäßen aus Birkenrinde, Fachwerk-Lehmbau und Drechsel-, Steinmetz- oder Schmiedearbeiten – vorgeführt werden:

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Mit tönernen Gewichten wurden die Kettfäden auf Spannung gehalten.

Traditionelle Textilherstellung zeigt die Aachener Expertin Angharad Beyer. Im selbstgewebten Merowinger-Gewand demonstriert sie, wie mit einfachen Stein- oder Knochenscheiben Wollfasern zu feinen Fäden gesponnen werden konnten. Und am aufrechten Webstuhl entsteht – Faden für Faden – eine Stoffbahn. Vor über 1.200 Jahren wurden die senkrechten Kett-Fäden des Webstuhls mit Gewichten aus Ton straffgehalten. Die Anzahl der später geborgenen, ringförmigen Beschwerungen gab Jahrhunderte später bei Ausgrabungen über die Breite der Webstoffe Auskunft.

Insgesamt 56 Erlebnisstationen laden zu einer Reise in die Vergangenheit ein. Schon vor dem Stiftshof, dem ehemaligen Zehnthof des Kölner Stiftes St. Maria im Kapitol, haben Kelten und Römer ihr Lager aufgeschlagen. Auf dem gesamten Innengelände warten dann speziell für Kinder viele Mitmach-Aktivitäten: Sie können Korn mahlen wie zur Römerzeit, Fossilien schleifen, basteln und filzen und natürlich als kleine Archäologen im eigenen Grabungsfeld tätig werden. Beim Steinschleuderschießen werden Wasserballons auf ein Ziel katapultiert. Anders als im Mittelalter, als die Zülpicher Stadtmauer mit zum Teil 50 Kilo schweren Steinkugeln sturmreif geschossen wurde. Eine dieser bei Grabungen entdeckten „Blidekugeln“ ist im Park zu sehen.

Anlässlich des Stiftshoffestes ist auch die alte Wollersheimer Kirche geöffnet. Hier führt der örtliche Geschichtsverein durch das romanische Gotteshaus und zeigt die Ausstellung „Bäuerliches Leben und Handwerk auf historischen Fotos.“ Jeweils um 14.00 und 16.00 Uhr geben die beiden Musikerinnen  Doris Werner und Elvi Trimborn ein Harfenkonzert.

Auch in diesem Jahr gibt es spezielle Angebote für Menschen mit Behinderungen. Neben einer Führung für gehörlose oder taubstumme Besucher (12.00 Uhr) werden individuelle Rundgänge für sehbehinderte und blinde Menschen angeboten.

Im Kaminzimmer des Haupthauses, das auch barrierefrei über eine Rampe zu erreichen ist, finden Vorträge zur römischen Küche – inklusive Verkostung – statt. Zusätzlich wird Michael Kuhn, Autor historischer Romane, hier sein neues Buch vorstellen. Alle Informationen zum Jubiläumsfest finden sich unter http://www.bodendenkmalpflege.lvr.de/de/aktuelles/veranstaltungen/stiftshoffest_vorank_allg.html

17.6.2016LebenNideggen, Wollersheim0 Kommentare bwp

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