EIFELON weiterempfehlen

Wir informieren die Eifel

unabhängig. überparteilich. unbezahlbar.

neue Kommentare
0

Das Glockenspiel zu Düren

Eifel: Genau wie viele andere Sagen, wurde diese Erzählung mündlich überliefert: „Das Glockenspiel auf dem Annaturme zu Düren war anfangs noch künstlicher eingerichtet als heute. Um zwölf Uhr erschienen aus einem Gehäuse die zwölf Apostel, und zwar mit jedem Schlage kam ein Apostel mehr zum Vorschein. Die Dürener waren stolz auf ihre Uhr und wollten den Ruhm dieses einzigartigen Glockenspiels für sich allein haben. Die Kölner wünschten auch gern ein solches Werk und versprachen dem Erbauer, den Weg von Düren bis Köln mit Talern als Preis zu belegen. Um ihn an dem Bau des Werkes zu hindern, blendeten die neidischen Dürener den Meister. Dieser sann auf Rache. Sein letzter Wunsch war, noch einmal an sein geliebtes Werk zu kommen, um noch eine Verbesserung vorzunehmen, die er in der Eile vergessen habe. Man traute ihm anfangs nicht. Doch willfahrte man schließlich seinem Wunsche und führte ihn auf den Annaturm. Ein Druck auf eine Feder in dem Uhrgehäuse genügte, und die zwölf Apostel kamen nicht mehr zum Vorschein. Die Dürener ließen tüchtige Meister kommen, um das Werk in Ordnung zu bringen, aber keiner war dazu imstande. Deshalb entfernte man das Gehäuse mit den zwölf Aposteln. Das vergoldete Brustbild mit den verbunden Augen im Balkongitter am Rathause stellt nach der Sage den geblendeten Meister des Anna-Glockenspiels dar.“

Eine weitere, zunächst mündlich weitergegebene und dann niedergeschriebene Überlieferung deutet die Balkonverzierung als Symbol der Gerechtigkeit:

„Das Symbol der Gerechtigkeit am Balkongitter des Dürener Rathauses stellt eine Jungfrau mit verbunden Augen dar. Vom Volke wird das Bild verschieden gedeutet. Die einen halten die Figur für das Bild des von den Dürenern geblendeten Meisters des Annaglockenspiels. So erklären es meist die Leute vom Lande. Die anderen sagen: Die Jungfrau habe die Augen verbunden, um das Elend nicht mit ansehen zu müssen, in das ein schlimmer Krieg die Stadt gestürzt habe. Andere deuten es so: Im Rathause war ehedem das Gericht. Wer es in Streitsa- chen anrufe, der sei blind und werde geschädigt, selbst wenn er auch gewinne. Endlich sagen andere: Das Gericht sah nicht nach der Person der Parteien, sondern urteilte gerecht, unbekümmert, um wen es sich handelt.“

Aus dem Buch „Von Römern, Rittern und ruschigen Juffern“: Zur Volkskunde des Jülicher Landes, Sagen aus dem Rurgebiet, gesammelt von Heinrich Hoffmann, 185 Seiten.

Das Buch erschien erstmals 1911. Knapp 100 Jahre später wurde es durch Reinhild von Capitaine digitalisiert und neu veröffentlicht.

4.9.2020LebenEifel0 Kommentare Gast Autor

Bisher 0 Kommentare
Kommentar schreiben

Es gibt noch keine Kommentare zu diesem Beitrag. Schreiben Sie den Ersten.

Einen neuen Kommentar schreiben

Um einen neuen Komentar zu schreiben, melden Sie sich bitte mit ihrem Benutzernamen und Passwort an. Wenn Sie noch keinen EIFELON-Account haben, können Sie sich kostenlos und unverbindlich registrieren.


  1. *Ihre eMail-Adresse wird nicht veröffentlicht
  2. Ein Passwort wird Ihnen an Ihre eMail-Adresse zugeschickt, Sie können es anschließend in Ihrem Benutzerberich leicht ändern.
  3. Den Button zur Registrierung finden Sie unter unserern folgenden Richtlinien:
Die Richtlinien für die Nutzung der EIFELON Diskussionsplattform
Die Benutzer bestätigen/akzeptieren mit ihrer Anmeldung unsere Richtlinien. Falls es im Nachhinein noch Änderungen an den Richtlinien gibt, werden die User beim nächsten Einloggen aufgefordert, die Richtlinien erneut zu bestätigen: Wir bieten Ihnen hier eine Plattform für sachliche und konstruktive Diskussionen. Um dies zu gewährleisten, behält sich die Redaktion vor, Kommentare nicht zu veröffentlichen, die einer sachlichen Diskussion nicht förderlich sind. Wir bitten Sie daher, durch die Einhaltung unserer Richtlinien zu einem freundlichen Gesprächsklima beizutragen.
1. Gegenseitiger Respekt
Bitte behandeln sie andere Nutzer so, wie Sie selbst behandelt werden möchten. Zeigen Sie Toleranz gegenüber anderen Meinungen und verzichten Sie auf persönliche Angriffe und Provokationen.
Selbstverständlich werden Kommentare, die ehrverletzend, beleidigend, rassistisch, pornografisch oder auf andere Weise strafbar sind, nicht freigeschaltet.
2. Wortwahl und Formulierung
Sachliche Argumentation ist die Basis für eine konstruktive Diskussionskultur. Nehmen Sie sich die Zeit, Ihren Kommentar vor dem Abschicken zu überprüfen. Habe ich den richtigen Ton getroffen? Könnten meine Formulierungen Missverständnisse hervorrufen?
3. Benutzernamen
Diese genannten Richtlinien gelten auch für die Verwendung von Benutzernamen.
4. Quellenangaben und Verlinkungen
Wenn Sie Zitate verwenden, verweisen Sie bitte auf die Quelle und erläutern Sie deren Bezug zum Thema.
5. Zeichenbegrenzung
Die Länge eines Kommentars ist auf 1000 Zeichen zu begrenzen, um eine Moderation in einem adäquaten Zeitrahmen zu gewährleisten. Mehrteilige Beiträge können daher leider nicht berücksichtigt werden.
Bitte sehen Sie davon ab, denselben oder einen sehr ähnlichen Kommentar mehrmals abzuschicken.
6. Werbung
Die Nutzung der Kommentarfunktion zu kommerziellen Zwecken ist nicht erlaubt. Inhalte gewerblichen oder werbenden Charakters werden nicht freigeschaltet. Gleiches gilt für politische Aufrufe aller Art.
7. Sonstige Hinweise
Es besteht kein Anspruch auf Veröffentlichung eines Kommentars. Beiträge, die sich als falsch oder unwahr herausstellen, können auch im Nachhinein noch gelöscht werden. Sollten Sie auf Beiträge stoßen, die gegen die Richtlinien verstoßen, machen Sie die Moderation bitte darauf aufmerksam. Schicken Sie einfach den Link des betreffenden Kommentars mit einer kurzen Erläuterung an redaktion@eifelon.de. Bei wiederholten oder besonders schweren Verstößen gegen diese Richtlinien behalten wir uns einen Ausschluss einzelner User vor.


zurück zur Startseite