Eifel: Ehe man von Düren an das Dorf Gey kommt, liegt links von der Landstraße der so genannte „Juffernknepp“. Er soll seinen Namen davon tragen, weil in dem Wäldchen sich drei Juffern aufhielten.
„Op dem Steen“ im Oberdorfe von Gey zeigte sich oft abends eine weiße Frauengestalt mit lang herabwallendem Schleier. Sie wanderte durch die Wiesen. Keiner durfte sie auf ihren Gängen anreden. Das wagte auch nicht leicht jemand, denn jeder fürchtete sich vor ihr.
Im Hochwalde zwischen Gey und dem Hofe Harth erschien auf dem alten Römerwege zu gewissen Zeiten eine schöne Jungfrau. Nur in der Zeit vom Einbruche der Dunkelheit bis zum Morgengrauen ließ sie sich sehen. Sie trug ein schwarzes Gewand, der lange Schleier aber war schneeweiß. Ein Mann aus Gey, der abends von Merode von der Arbeit kam, sah die schwarz gekleidete, weiß verschleierte Dame, die schweigend an ihm vorüberging und ihn in Ruhe ließ. Ein junger Mann trat ihr keck in den Weg, und ein Faustschlag streckte ihn zu Boden. Als er sich gleich erzürnt erhob, war sie nirgends mehr zu sehen.
Einmal wollte ein Handwerker früh morgens nach Schlich zur Arbeit. Es war zur Zeit des Morgengrauens; es hatte in der Nacht schneeweiß gereift. Kaum hatte er den Wald betreten, da erschien ihm die Juffer. Sie schwebte mehr über dem Boden, denn man konnte die Spuren ihrer Füße in dem Reife nicht wahrnehmen. Es ging durch Hecken und Gesträuch, aber kein Ästchen bewegte sich, und es war, als ob eine Gasse sich vor ihr öffnete. Erschreckt blieb er stehen, und er scheute, weiter zu gehen. Nicht weit von ihm war ein Kreuzweg. Dort glaubte er, sicher vor ihr zu sein. Und in der Tat, in demselben Augenblicke, wo er ihn betrat, war die Jungfrau wie ein Nebelstreif verschwunden.
Noch vielen anderen ist sie erschienen. Sie wollte gerne erlöst sein. Ein junger Mann, der auch am frühen Morgen des Weges kam, fing beim Anblicke der Jungfrau in seiner Angst laut an zu beten. Die Jungfrau wich ihm nicht aus dem Wege. In seiner Verwirrung stieß er endlich einen Fluch aus, und alsbald war sie weg aus seinen Augen.
Das Buch erschien erstmals 1911. Knapp 100 Jahre später wurde es durch Reinhild von Capitaine digitalisiert und neu veröffentlicht.
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