Eifel: „Himmlisches Lesevergnügen“ steht auf einer der ausrangierten Telefonzellen, die in kunstvolle Bücherschränke umgewandelt wurden. Auf himmelblau-wolkigem Hintergrund hat die Schleidener Künstlerin MAF Räderscheidt gemeinsam mit Kindern und Jugendlichen aus der Gemeinde Titz bekannte Märchenmotive verewigt: Die „Sieben Zwerge“ sind dort ebenso zu finden wie „Dornröschen“. Doch auch ein albanischer Mythos ist auf der zukünftigen Mini-Bibliothek zu entdecken: Die Sage vom starken Mann, der selbst mit Felsbrocken in den Armen schneller laufen kann als ein Hase… Gemalt von albanischen Migrantenkindern.
Gleich nebenan pinselten andere Kinder eifrig an geometrisch angeordneten Streifen in leuchtenden Neon-Farben. Gefächert wie ein aufgeschlagenes Buch oder diagonal geschichtet wie manches Bücherregal, soll die bunte Botschaft der polnischen Künstlerin Wieslawa Stachel Lust aufs Lesen vermitteln.
Fast asiatisch hingegen wirkt der zukünftige Bücherschrank, den Beatrix von Bock, ebenfalls Dozentin der Heimbacher Kunstakademie, mit den Kindern gestaltete. Bei diesem Entwurf konnten die Pänz zwei Dinge gleichzeitig lernen: Drucktechnik und angewandte Mathematik. Denn um die fast zweieinhalb Meter hohen Außenrahmen der ehemaligen Telefonzelle flächendeckend bedrucken zu können, mussten die Druckvorlagen erst einmal exakt berechnet und zugeschnitten werden. Als Druckmodel diente eine Strukturtapete, die zunächst ausgerollt in Acrylfarbe gedrückt werden musste, um dann passgenau von der Leiter aus auf die Außenwände der gelben Telefonzelle gepresst zu werden.
Bereits im Dezember 2014 fasste der Lit.Eifel-Vorstand den Entschluss, das Projekt Bücherschränke zu starten. Insgesamt sieben ausgemusterte Fernmeldehäuschen wurden zum Preis von jeweils 550,00 Euro im Brandenburger Depot der Telekom geordert, innen mit Stahlregalen ausgerüstet und fünf davon in den Heimbacher Bauhof transportiert, wo sie zunächst abgeschliffen werden mussten. Die beiden anderen Exemplare werden von den Lit.Eifel-Partnern im deutschsprachigen Belgien in Büchertauschbörsen umgewandelt.
„Nach dreieinhalb Jahren voller Autoren-Lesungen und anderthalb Jahren Vorbereitung des Bücherschrank-Projekts sind wir nun endlich in der Lage, hier Kinder und Künstler bei der Arbeit zu sehen“, freute sich Projektleiter Helmut Lanio über das bunte Treiben in der Halle des Bauhofs. Welche der Lit.Eifel-Kommunen einen der fünf kunstvoll verzierten Bücherschränke demnächst nutzen kann, stünde noch nicht fest, fuhr er fort. Doch Heimbachs Bürgermeister Peter Cremer ist sich sicher, dass seine Stadt dazu gehört. Die jeweiligen Kommunen, in denen die Mini-Bibliotheken zum Einsatz kommen, werden mit einem fünfjährigen Vertrag in die Verantwortung genommen. Über diese dauerhafte Patenschaft soll garantiert werden, dass der Inhalt der Schränke regelmäßig kontrolliert wird, schließlich dürften die Bücherzellen nicht zum Abladeplatz für „alte Hündchen“ verkommen: „Glücklicherweise ehrt man das Buch noch!“
Auch der Titzer Sozialpädagoge Rolf Sylvester, der die kostenlose Kulturrucksack-Aktion begleitete, fand lobende Worte: „Morgens waren sich die zwölf Kinder noch unbekannt, nun malen sie gemeinsam wie beste Freunde“, lobte er das kreative Miteinander.
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