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In Val Dieu befindet sich eine Minibrauerei tatsächlich im Gebäudekomplex der alten Abtei. [Fotos: awb]

Von frommen Männern und süffigen Bieren (III.)

Eifel: Eher unauffällig brauen die weiteren Trappistenabteien ihre Biere. Aus der nahe Chimay gelegenen Abtei Notre-Dame de Scourmont in der belgischen Provinz Hennegau kommen vier Varianten des nach dem Ort benannten leckeren Gebräues. Hier ist man besonders fleißig, mit jährlich etwa 130.000 Hektoliter Bier erzeugt man immerhin gut zehn Prozent des belgischen Spezialbiermarktes. Was unter anderem zur Folge hat, dass der Bierliebhaber in Belgien wohl kaum einmal vor einem Regal stehen wird, dessen Chimayfach leer geräumt ist. Dies kann dem Genießer nämlich vor allem mit Orval und Rochefort 10 passieren, vom Westvleteren ganz zu schweigen, das man ohnehin nur in der Abtei selber bekommen kann. Chimays rot und blau etikettierte Flaschen hingegen sind stets vorhanden, nur das weiß gelabelte Chimay triple könnte vielleicht nicht immer erhältlich sein. Erfreulich: Die Trappisten von Notre-Dame de Scourmont füllen ihr Bier auch für den etwas größeren Durst in 0,75 l Flaschen ab; das würde man sich manchmal auch von den anderen Abteien wünschen.

Doch in erster Linie gilt das Trinken von Trappistenbieren natürlich nur einem: der Gesundheit! Der letzte Schluck, gleich welcher Marke, enthält die besonders bekömmliche und vitaminhaltige Hefe; mit Sicherheit verdanken die Klosterbrüder nur diesem Zusatz ihr oft biblisches Alter und den üppigen Bartwuchs.

bier2Das Trinken der ebenso wohltuenden wie gesundheitsfördernden Trappistenbiere unterscheidet sich grundlegend vom „Hau wech!“, mit dem Massenbiere gekippt werden. Das beginnt bei der sorgfätigen Lagerung (aufrecht stehend im Dunkeln) und geht über die angemessene Trinktemperatur (zwischen 10° und 14° C bei den starken Bieren und nicht unter 6° C bei den leichteren) bis zur Kunst des richtigen Eingießens, die nicht nur eine gewisse Erfahrung, sondern auch eines jeweils der Biersorte angepassten Glases bedarf. Beim Eingießen ist darauf zu achten, dass man die aufrecht stehende Flasche sehr behutsam von ihrem Verschluss befreit und dann das Bier vorsichtig eingießt, damit der nicht ausgefilterte Bodensatz samt einem Schluck Flüssigkeit in der Flasche verbleibt. Denn dieser Nachschluck ist geschmacklich und – ich erwähnte es bereits – gesundheitlich der wertvollste Teil des Ganzen. Ihn kippt man, nachdem man zuvor die Flasche einige Male geschwenkt hat, ins dann leere Glas. So stelle ich mir Manna vor.

Westmalle (nicht zu verwechseln mit Westvleteren) liegt mit jährlich produzierten 120.000 Hektolitern nicht weit hinter Chimay, so dass im Handel auch die dort gebrauten Sorten Double und Triple (zu denen sich zweimal im Jahr noch ein weiteres Bier, das Extra, gesellt) stets verfügbar sind. Westmalle ist ohne Frage ebenfalls ein großartiges Bier, ihm fehlt aber der gewisse Zauber, wie ihn Orval, Rochefort und natürlich Westvleteren besitzen. Was auch für die drei Flaschenbiere (Tripel 8 %, Dunkel 8 %, Dunkel Extra 9,5 %) und zwei Fassbiere (Hell 5 %, Dunkel 5 %) des Klosters Unsere Liebe Frau von La Trappe im belgisch-limburgischen Achel sowie dem La Trappe aus dem niederländischen Trappistenkloster Onze Lieve Vrouw van Koningshoeven in Berkel-Enschot bei Tilburg gilt. Wohlgemerkt: auch bei den etwas weniger renommierten Trappistenbier-Marken bewegen wir uns immer noch auf höchsten Niveau!

Ich habe es bereits in Teil I dieser Geschichte erwähnt: Trappistenbiere müssen in einem Kloster gebraut werden. Nun gibt es nicht weit von Aachen, nahe Aubel im Herverland die Klosterbrauerei Val-Dieu. Und die wirbt mit dem Spruch „Das einzige Abteibier, das wirklich in einem Kloster gebraut wird.“ Nur: wie können die das behaupten, angesichts zumindest der Trappistenbiere?

Es ist tatsächlich nicht zu dick aufgetragen, wenn auch etwas spitzfindig. Andere belgische Klosterbiere wie beispielsweise Leffe oder Maredsous überlassen gegen gutes Geld ihren Namen zwecks Vermarktung einigen Großbrauereien, die jedoch ganz wo anders produzieren als in den jeweiligen Klöstern. In Val Dieu hingegen befindet sich die Minibrauerei tatsächlich im Gebäudekomplex der Abtei. Dafür gibt dort es zwar gar keine Mönche mehr, die Brauerei ist ein durch und durch weltliches Unternehmen, zudem mit einer Frau als Braumeisterin (O tempora! O mores!), aber das ist wieder eine andere Geschichte. Gebraut wird auf Klostergrund, und das zählt, damit der Werbespruch stimmt. Da Val-Dieu kein Trappistenkloster ist, braut man dort Abteibier. Die Trappisten hingegen brauen kein Abteibier, sondern Trappistenbier. Zwar in einer Abtei, aber eben eins mit einer eigenen, geschützten Bezeichnung. Somit gibt es also Abteibiere, die irgendwo gebraut werden, Abteibiere, die in einer Abtei gebraut werden und Trappistenbiere, die in Abteien von Trappisten gebraut werden. Kompliziert? Ach wo. Höchstens nach der dritten oder vierten Flasche. Bis dahin. Santé!

10.6.2015LebenEifel0 Kommentare awb

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