Umland, Düren: „Das passiert mir immer wieder“, räumt Ulrike Schwieren-Höger mit charmantem Lächeln ein, zieht fast entschuldigend die Schultern ein wenig hoch und lässt sie schmunzelnd wieder fallen. Eigentlich hatte sie sich vor gut drei Jahren fest vorgenommen, kürzer zu treten. Damals gab sie – gemeinsam mit anderen Gründungsmitgliedern – die Vorstandsposten der Jungen Alten in Heimbach in andere Hände, doch nun hat das Organisationsfieber sie erneut gepackt.
„Letztes Jahr habe ich an der mehrmonatigen Fortbildung ‚Kulturführerschein‘ des Kreises Düren und der Evangelischen Gemeinde zu Düren teilgenommen“, beschreibt sie, wie es zu dem neuen Projekt „Spätvorstellung – Fest der Talente“ gekommen ist. Gemeinsam mit drei weiteren Teilnehmerinnen – Reglinde Hölzl, Christa Brune und Brigitte Wirtz – galt es, als Abschlussarbeit eine Veranstaltung durchzuplanen. Die Idee „Spätvorstellung“ – ein buntes Bühnenprogramm, bei dem ältere Menschen ihre oft ausgefallen Hobbys präsentieren können – wurde im Februar 2017 geboren. Doch den Gedanken, das Fest der Talente bereits im Sommer 2017 zu realisieren, musste das Planungs-Quartett ad acta legen. Erst mussten noch viele organisatorische Hürden genommen werden. Mit Unterstützung von Monika Sandjon, Koordinationsstelle „Pro Seniorinnen und Senioren im Kreis Düren“, und Iris Vasic von der Evangelischen Gemeinde, Düren, entstand zunächst ein ansprechender Flyer, bunt bemalt mit Zeichnungen von Reglinde Hölzl. Er sollte Bürger des Kreises Düren zum Mitmachen animieren. „Wir waren erstaunt über die positive, vielfältige Resonanz“, freut sich die Vlattenerin noch immer.
Die ursprüngliche Idee einer open air-Veranstaltung wurde rasch verworfen. Stattdessen entschied man sich für den Großen Saal der Evangelischen Gemeinde zu Düren. „Als das Datum, 5. Mai 2018, feststand, haben wir als Vierergruppe überlegt, wie das Projekt umzusetzen sei.“
Die Besucher der „Spätvorstellung“ dürfen auf ein ausgefallenes Programm gespannt sein: Da treten Maler und Bildhauer, Sänger und Instrumentenbauer auf, kreative Autoren lesen Geschichten aus eigener Feder und aus leeren Tetrapack-Kartons werden bunte Handtaschen oder filigrane Lampen gestaltet.
Wir wissen nicht, was auf uns zukommt. Ich betrachte das als Experiment, als Pionierveranstaltung“,
erzählt die engagierte Journalistin und Buchautorin und schaut voller Vorfreude auf die Generalprobe am kommenden Freitag, wenn erstmals alle Teilnehmer auf der Bühne stehen.
So zum Beispiel Filmemacherin RoKa (Roswitha Katharina) Wirtz: Eigentlich ist ihr Sohn ‚Schuld‘ an dem aufwändigen Hobby der Rentnerin: Er kaufte sich einen neuen PC und vererbte ihr seinen alten – mitsamt einem Schnittprogramm für Videos. Das probierte sie aus und kaufte sich wenig später die erste Kamera. Inzwischen ist ihre Ausrüstung professionell – fünf Kameras, Stative, Mikros und Scheinwerfer gehören dazu. Mit diesem Equipment dreht sie Filme über die Menschen in der Eifelregion.
Auf seinen großen Auftritt am 5. Mai wartet auch Luciano Ronchini. Schon als junger Mann sang er in seiner italienischen Heimat, der Toscana, vor Publikum, und auch heute noch – mit 78 Jahren – gibt es kaum einen Tag, an dem er nicht Gitarre und Bass spielt oder singt. Mit 20 Jahren kam er nach Deutschland und hat hier jahrzehntelang in Bands gespielt, gesungen und seine Zuschauer in Tanzcafés unterhalten. „Ich war unter anderem bei den ‚Funnyboys‘. Wir haben auf Jahrmärkten und Schützenfesten in Köln immer für gute Stimmung gesorgt“, schaut Luciano Ronchini schmunzelnd zurück. Noch heute ist er im Mandolinenorchester Pier als Bassist aktiv, und bei Familienfesten unterhält er mit weltberühmten Liedern. Einige davon will er auch bei „Spätvorstellung“ vortragen.
Es gibt nur noch wenige Menschen, die die Kunst des Klöppelns beherrschen: Einer davon Hans L. Vielhauer. Bei einer Reise nach Brügge beobachtete der ehemalige Pfarrer aus Brühl die auf der Straße sitzenden Klöpplerinnen und beschloss, diese Handarbeitstechnik ebenfalls zu erlernen. Jahre später wurden in Nordhalben, in der Nähe von Coburg, Klöppelkurse angeboten. Die Familie machte dort einen Wanderurlaub und Vielhauer erlernte sein neues Hobby. In seiner Kirchengemeinde hat er später ebenfalls einen Klöppelkurs angeboten, aus dem sich ein noch heute existierender Kreis von Klöpplerinnen gebildet hat. Hans L. Vielhauer wird die Handarbeitstechnik, die auf dem systematischen, kunstvollen Wechsel von Drehen und Kreuzen der Fäden beruht, während der Veranstaltung „Spätvorstellung“ demonstrieren.Mich begeistert, dass all diese Menschen, die sich am 5. Mai präsentieren, beseelt sind von der Idee, ihr Talent auszuleben und ihre Begabung öffentlich zu zeigen“,
betont Ulrike Schwieren-Höger. Über eins ist sie aber ein bisschen enttäuscht: „Ich hatte so gehofft, dass sich auch ein Zauberer anmeldet…“
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