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Die Ausstellung HAAI des Naturhistorischen Museums Maastricht bietet tiefe Einblicke in die Welt der Haie. [Fotos: Jacques Severijns]

HAAI-Ausstellung: Das Phänomen Hai unter die Lupe genommen

Umland, Niederlande: Die Niederländer Jacques Severijns, Math van Es und Erik Meeuwsen und der Belgier Dirk Eysermans haben zwei Dinge gemeinsam: Sie sind “Fossilienjäger” und ihre Fundstücke zum Hai zeigen sie an diesem Wochenende auf der Sammlerbörse des Naturhistorischen Museums Maastricht. Die Börse findet im Rahmen der aktuellen Ausstellung HAAI statt.

Fossilienjäger sind schmerzfrei: Sie verbringen viele Stunden bei Wind und Wetter im Freien. Gebückt, kniend, Steine klopfend, Sand und Schlamm durchwühlend, um den fossilen Fund der Woche zu erblicken und in den Händen zu halten, beispielsweise fossile Haifischzähne aus dem Pliozän bis Mittel-Miozän, 3,6 bis 16 Millionen Jahre alt. Einige Sammler schrecken sogar vor einer Schlammdusche nicht zurück. Die Gelegenheit hierzu hatten sie noch bis vor gut einem Jahr an der ehemaligen Fundstelle in Mill-Langenboom in der niederländischen Provinz Nord-Brabant. Die Stelle diente eigentlich der Sandgewinnung. Über ein Rohr wurde der mit Schlamm durchmischte Sand aus dem Plio-Miozän in die Höhe gespült. Die Sammler mussten sich nur dicht danebenstellen, reinfassen und schon hatten sie jede Menge Fossilien in der Hand, darunter

Fossile-Haifischzaehne_Seve

Bereit, bestaunt zu werden: die fossile Haifischzahn-Sammlung von Jaques Severijns.

Haifischzähne.

Haie haben davon reichlich. In ihrem Maul befinden sich hintereinander mehrere Zahnreihen. Ein Haizahn ist nur für kurze Zeit funktional, fällt dann aus und wird durch einen neuen ersetzt. So kann ein Hai tausende Zähne produzieren und schließlich am Meeresboden hinterlassen. Da der Zahn aus Kalziumphosphat besteht, wird er einfach zum Fossil. Inzwischen ist die Sandgewinnung in Mill-Langenboom beendet, das Gebiet dient nun der Naturerholung. Sammler wie der Maastrichter Hobbypaläontologe Jacques Severijns kennen aber genug andere Stellen in der Eifel, in Belgien und den Niederlanden, wo es sich lohnt, nach Fossilien zu suchen.

Wer möchte, hat an diesem Wochenende (29. und 30. Oktober, 11.00 bis 16.30 Uhr) im Naturhistorischen Museum Maastricht die Gelegenheit, den Geschichten der Fossilienjäger zu lauschen und ihre Fundstücke zu bewundern. Auf der dortigen Sammlerbörse zeigen sie beispielsweise Haifischzähne unterschiedlicher Sorten und Zeitalter und erklären, wie sie diese aufgearbeitet und ihnen schließlich den richtigen Namen gegeben haben. Die Börse startet am Samstag mit der Vorstellung eines anhand fossiler Fundstücke rekonstruierten Kieferknochens mit Originalzähnen eines ausgestorbenen Hais, Carcharomodus escheri, von der Fundstelle Mill-Langenboom. Der Hai-Kieferknochen des heutigen Eigentümers Erik Meeuwsen aus Nijmegen ist noch während der gesamten Ausstellungsperiode HAAI bis nächstes Frühjahr zu sehen.

Die Ausstellung HAAI selbst geht nicht nur auf den vergangenen Hai, sondern auch auf aktuelle Haie und Rochen ein, eine Untergruppe der Haie. HAAI präsentiert mehrere Kieferknochen von Haien und Rochen, die heutzutage vorkommen. Sie alle stammen von dem belgischen Wissenschaftler Frederik Mollen. Sein Interesse gilt nicht den Fossilien, er sammelt derzeit bestehendende Arten und erfasst sie in einer Systematik. Hierfür reist er bis nach Afrika und Asien, besucht die dortigen Fischmärkte und schaut sich nach an Land gebrachten Haien um, die zum Verkauf angeboten werden. Er kauft den kompletten Hai, bestimmt vor Ort die Haisorte, das Geschlecht, die jeweilige Länge. Den tiefgefrorenen Kopf nimmt er mit nach Belgien und lässt ihn in der Antwerpener Universitätsklinik mittels Computertomografie untersuchen. Anschließend legt Frederik Mollen den Kieferknochen frei. Dieser wandert in seine große systematische Sammlung und eben auch zu HAAI.

Die Ausstellung HAAI möchte darüber hinaus das Phänomen Hai etwas genauer beleuchten: Ist er wirklich so ein Monster, wie uns der Film „Der weiße Hai” glauben lässt? Oder ist der Mensch eher das Monster – zumindest aus Sicht des Hais? Welche Sorten gibt es, wie pflanzen sie sich fort? Und was hat sich der Mensch vom Hai abgeguckt?
Zum Thema “Monster” sagt der Paläontologe des Museums, John Jagt: „Ja, ab und zu gibt es verletzte und tote Menschen, wenn Mensch auf Hai trifft. Was der Mensch allerdings derzeit mit Haien anstellt, ist skandalös.” Wenn der Hai beispielsweise einen Surfer attackiere, dann oftmals deshalb, weil der Surfer in seinen Lebensraum eindringe. „Das Surfbrett sieht der Hai als etwas Essbares an. Der Surfer ist dann ‚Kollateralschaden’.” Es gibt sogar Haie, in deren Inneren Nummernschilder von Autos gefunden wurden. Sie wurden wohl im Meer entsorgt. Auf der anderen Seite tötet der Mensch mehrere Millionen Haie jährlich. Oft sind sie Beifang in den Fischernetzen, werden zwar ins Meer zurückgeworfen, haben davon aber nichts mehr: Sie sind bereits tot. In Asien schneiden die Fischer dem Hai die Rückenflosse ab. Die Asiaten essen sie in der Suppe. Das verletzte Tier geht ins Meer zurück und verendet auf dem Grund.

Während der Menschheitsgeschichte hat der Mensch immer wieder Teile des Hais als Hilfs- und Gebrauchsmittel genutzt oder sich seinen Aufbau für den Bau eigener Gegenstände abgeguckt, auch das vermittelt die Ausstellung. So ist beispielsweise die Haihaut von der Schwanzflosse in Richtung und bis zum Kopf mit kleinen Zähnchen versetzt, die ihnen zur Verteidigung dienen und den Strömungswiderstand so klein wie möglich halten. Für Menschen war diese Haut das perfekte Schmirgelpapier, lange bevor sie dieses aus Sand herstellten. Bei früheren olympischen Spielen zogen Schwimmer Anzüge aus Haihaut an, um schneller ans Ziel zu kommen, und Ingenieure haben sich das Belüftungssystem vor allem in Offroad-Autos von der Kiemenstruktur des Hais abgeguckt.

So haben auch wir Menschen von diesem perfekt entwickelten Lebewesen der Gruppe „Neoselachii“ profitiert, zu der der heutige Hai und die Rochen zählen. Die Evolution ist beim Rochen sogar noch einen Schritt weiter gegangen und hat ihm zwei Flügel verpasst. Schon jetzt kann er mit diesen aus dem Wasser springen. Irgendwann werden seine Nachfahren vielleicht einmal richtig fliegen können.

Weitere Informationen zur Ausstellung finden Interessierte unter www.nhmmaastricht.nl

28.10.2016NaturUmland, Niederlande0 Kommentare js

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