Zülpich: Wieviel Striche braucht es, damit ein Gesicht erkennbar ist? Und wieviel Farbe ist notwendig oder funktioniert die Abbildung auch monochrom, weiß in weiß? Dies waren unter anderem Fragen, die sich der 17-Jährige Ben bei seiner Kunstaufgabe stellte. Er ist einer der Schüler aus den Kunstkursen der Stufe Q2 (Abschlussjahrgang) von Ingrid Warrach, Kunstlehrerin am Frankengymnasium. „Das experimentelle Portrait“ war die Aufgabe, die sie zusammen mit ihrer Kollegin Wiebke Welp ihren Schülern stellte und eine Besonderheit bot sie ihnen am Ende der Arbeiten: Die jungen Künstler stellen noch bis zu den Sommerferien ausgewählte Werke in den Römerthermen – Museum der Badekultur in Zülpich aus. Schulleiter Joachim Beilharz begrüßte den Weg aus der Schule heraus, dies sei auch eine Wertschätzung der Schüler durch das Museum, meinte er bei der Eröffnung.
Museumsleiterin Dr. Iris Hofmann-Kastner hatte sich besonders über das Thema der jungen Künstler gefreut. Sie habe dieses Thema selbst in einem Hauptseminar ihres Studiums belegt. Es sei keine einfache Aufgabe gewesen, gestand Ingrid Warrach. Aber: „Es war beeindruckend, was dabei herausgekommen ist“. Die Werke von Gerhard Richter waren unter anderem großes Vorbild für ihre Schüler, die sich sich mit Feuereifer an die Umsetzung machten. Unter ihnen auch Luis (18), Jakob (18), Julian (18).
Es habe eine Orientierung durch bestimmte Vorgaben gegeben, aber auch viel Freiraum. Bei der Arbeit hätten sie auch viel über sich selber nachgedacht. „Das Bild entstand im Prozess“, meinte Julian. Die Ausstellung außerhalb der Schulmauern kam für die Jugendlichen zwar unerwartet, doch sie sorgte auch für Freude. Es sei eine besondere Erfahrung, die Bilder würden gerahmt und man erfahre eine hohe Wertschätzung waren sich die jungen Künstler einig.
Drei Monate hatten sie Zeit gehabt, verschiedene Portraits oder Selbstportraits anzufertigen. Eine Mappe, in der alle Werke ihren Platz finden sollten, gehörte ebenfalls zur Aufgabe. Intensiv haben sich die Schüler mit dem Thema auseinandergesetzt, unter anderem mit Ölkreiden und Tusche gearbeitet, Portraits zerschnitten und wieder zusammengesetzt oder ihre eigenen Gesichter abgetastet und versucht, das auf dem Bild wiederzugeben, was sie ertastet haben. Sie haben sich auch Papiertüten übergezogen und dann vorsichtig mit Kreide die Konturen des Gesichts nachgezeichnet.
Eigentlich wolle man immer gut aussehen, meint Ingrid Warrach, mit diesen Werken hätten die Schüler dies durchbrochen. Kunst darf eben auch Normen durchbrechen und Grenzen überschreiten. Sie ist mehr als ein Abbild der Wirklichkeit, bei den Portraits wird dies besonders deutlich. Entstanden ist eine abwechslungsreiche und spannende Ausstellung, die viel von der Kreativität der Abiturienten zeigt.
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