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Die beiden Heimbacher Chöre sangen gemeinsam. [Foto: bwp]

Bistum Aachen streicht Subventionen: Heimbacher Wallfahrtskirche steht auf der Roten Liste

Eifel: Diese Botschaft löst nicht nur bei Gemeindemitgliedern Kopfschütteln und ungläubiges Staunen aus: „Unsere Kirche Christus Salvator steht auf der Roten Liste“, verkündete Pfarrer Kurt Josef Wecker zu Beginn eines Benefizkonzertes am vergangenen Wochenende. Das Bistum Aachen betreue etwa 3.000 pastoral genutzte Räume, doch das Geld sei mittlerweile so knapp geworden, dass ein Drittel der Instandhaltungskosten dieser Immobilien eingespart werden müsse. Das Kirchliche Immobilienmanagement (KIM) in Aachen setzt deshalb radikal den Rotstift an. Seit Jahresbeginn müssen die 71 Gemeinden des Aachener Bistums für 33 Prozent der Kosten ihrer pastoralen Gebäude selber aufkommen – egal, ob Kirche, Kapelle, Bücherei oder Jugendtreff. „Das bedeutet 71 unterschiedliche Immobilienkonzepte“, wie der Aachener KIM-Projektleiter Bernhard Stenmans erklärt.

Im Gemeindeverband Heimbach-Nideggen sind acht Gemeinden (Abenden, Berg, Hausen/Blens, Hergarten/Düttling, Heimbach, Nideggen, Schmidt und Vlatten) zusammengeschlossen. Und alle stehen vor dem gleichen Problem. Doch Heimbach hat es besonders hart getroffen. Die 1981 geweihte Wallfahrtskirche Christus Salvator ist das einzige Gotteshaus im Verband, das vollständig aus der prozentualen Förderung herausfällt. Die Argumentation aus Aachen, der kleine Wallfahrtsort verfüge über zwei Kirchen, das sei auf Dauer nicht zu halten, stieß bei den Heimbachern auf wenig Verständnis. Vergebens lief die hiesige Delegation von Pontius zu Pilatus. Selbst Fürsprachen des Bonner Theologen Professor Albert Gerhards konnten die Aachener KIM-Experten nicht umstimmen.

Sogar solch befremdliche Vorgehensweisen wie ein „kontrollierter Verfall“ von einer der beiden Wallfahrtskirchen, sei angesprochen worden, schüttelt Markus Lang den Kopf. Seit Sommer 2015 wird mit KIM gemeinsam diskutiert, was, wo und wann eingespart, gestrichen oder stillgelegt werden kann. „Unser Versuch, den historischen Wallfahrtsort Heimbach ganz von der Sparliste des Kirchlichen Immobilienmanagements zu streichen, ist gescheitert“, gibt er als stellvertretender Vorsitzender des Heimbacher Kirchenvorstands offen zu. Auf ihre provokante Frage, ob denn auch der Aachener Dom von solch massiven Sparmaßnahmen betroffen sei, erhielten die Eifeler allerdings ein klares Nein zur Antwort. Wird hier mit zweierlei Maß gemessen?

Über den rigiden Sparerlass sind die Heimbacher erzürnt, denn seit Jahrhunderten ist das Städtchen an der Rur Anziehungspunkt für unzählige Generationen von Pilgern. Ziel der Gläubigen ist die mittelalterliche Pietà, die – eingebettet in den kostbaren Antwerpener Schnitzaltar – zunächst in Kloster Mariawald verehrt wurde. Nach der Auflösung des Klosters durch Napoleon gelang es den Gläubigen im Sommer 1804, den Altar samt gotischem Gnadenbild in die Heimbacher Pfarrkirche zu retten.

Wolfgang Marx, der seit 30 Jahren in Heimbach als Küster tätig ist und die beiden Kirchen wie seine Westentasche kennt, blickt mit Sorge in die Zukunft: „Diese Entscheidung bringt uns an den Abgrund!“ Zwar sei die Salvator-Kirche mit ihren 35 Jahren der jüngste sakrale Neubau im Bistum, doch es gebe bereits einige technische Tücken. „Die Fußbodenheizung hat irgendwo ein Leck, sodass immer wieder Wasser nachgefüllt werden muss.“ Es gebe eine zusätzliche Luftheizung, die den Kirchenraum in kurzer Zeit auf Temperatur bringen kann, die trockene Luft schade jedoch auf Dauer der Orgel und dem wertvollen Altar. „Um den Schnitzaltar nicht zu gefährden, mussten wir eine sündhaft teure Befeuchtungsanlage anschaffen, die eine dauerhafte Temperatur von 15 Grad und eine Luftfeuchtigkeit von 60 Prozent gewährleistet.“ Diese und so manche andere Investition konnte nur dank des Fördervereins der Heimbach-Wallfahrt gestemmt werden.

„Früher wurden die fälligen Reparaturen in der Regel mit bis zu 60 Prozent vom Bistum bezuschusst“, weiß Wolfgang Marx aus Erfahrung und zitiert einen Ausspruch des emeritierten Aachener Bischofs Heinrich Mussinghoff: „In Heimbach schlägt das Herz des Bistums.“ Doch nun drohe der finanzielle Herzinfarkt, fügt er hinzu.

Die Summe der nun anfallenden Kosten stellt die kleine Gemeinde vor schier unlösbare Aufgaben. Selbst wenn die anderen sieben Gemeinden des Verbands Heimbach-Nideggen solidarisch in einen Fond einzahlen wollen und werden. „Die Höhe der einzelnen Beiträge steht aber noch nicht fest“, erläutert Markus Lang.

Die Idee für das erste Benefiz-Konzert entstand spontan. Ein Mitglied der Heimbacher Chorgemeinschaft Eifelperle und gleichzeitig Sänger im Kölner Männergesangsverein, brachte kurz vor Weihnachten kölsche Weihnachtslieder mit zur Probe. In Köln sei es üblich, während der Weihnachtszeit Mundart-Konzerte in den romanischen Kirchen aufzuführen und den erzielten Spendenbetrag dieser stimmungsvollen Veranstaltungen für den Erhalt der historischen Gotteshäuser zu verwenden… Diese Idee hat Chorleiter Theo Kleinschmidt gleich auf Heimbach übertragen, um erste Gelder zur künftigen Instandhaltung der Wallfahrtskirche Christus Salvator zu generieren. Für den Heimbacher Kirchenchor unter Leitung von Kantor Peter Mellentin war es Ehrensache, sich an dem Benefiz-Konzert zu beteiligen. Besonders bei den extra einstudierten kölschen Weihnachtsliedern wurde es den etwa 70 Zuhörern warm ums Herz.

Mit einem symphonischen Zusammenklang ging die gut einstündige „Weihnachtliche Musik“ zu Ende. Von Kantor Mellentin an der Orgel begleitet und von Theo Kleinschmidt dirigiert, stimmten die beiden Chöre gemeinsam „Lobt den Herrn der Welt“ an. Bei der anschließenden Sammelaktion kamen 614,11 Euro zusammen. Auf die nächsten Konzerte darf man gespannt sein, denn auf dem Programmblatt war zu lesen: „Dieses Konzert ist erst der Anfang!“

Siehe auch: ZwEifler: Die Kirche im Dorf lassen

Zuvor auf EIFELON: ZwEifler: Das Bistum und die Flüchtlingskinder

28.1.2017LebenEifel0 Kommentare bwp

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