EIFELON weiterempfehlen

Wir informieren die Eifel

unabhängig. überparteilich. unbezahlbar.

neue Kommentare
0
Windstill und kalt, zwei Begriffe, die die deutsche Energiewende in Frage stellen. [Foto: Myriam, Pixabay]

Kälteflaute gefährdet Stromversorgung

Umland: Zwischen dem 16. und dem 26. Januar war es kalt in Deutschland. Eigentlich im Winter nicht ungewöhnlich, sollte man meinen. Das ist auch nicht weiter tragisch, man legt ein Scheit mehr in den Ofen, stellt die Zentralheizung höher und freut sich über Schnee und Wintersport.

In den Schaltzentralen der Stromversorger war allerdings keine entspannte Winterfreude angesagt. Hier kamen die Verantwortlichen heftig ins Schwitzen und unsere Energieversorgung an die Grenzen ihrer Möglichkeiten. Zehn Tage lang lieferten Wind und Sonne so gut wie keinen Beitrag zur Deutschen Stromversorgung. Es herrschte Windstille überall im Land. Alle noch verfügbaren konventionellen Kraftwerke – inklusive der Atommeiler – wurden an ihre Leistungsgrenze hochgefahren, Atomstrom aus Tschechien und Frankreich zusätzlich importiert.

Bildschirmfoto 2017-02-10 um 18.59.48

Screenshot: https://www.agora-energiewende.de/de/themen/-agothem-/Produkt/produkt/76/Agorameter

Die jüngste „Kaltdunkelflaute“ an zehn Tagen im Januar – kein Wind, kaum Sonne – offenbarte das Ausmaß des „Speicherproblems“ von Wind- und Solarenergie. Konventionelle Kraftwerke mussten die Stromversorgung fast vollständig übernehmen. Die hohen Börsenstrompreise belegen die Stromknappheit in Deutschland während dieses Zeitraums.

Die „Stromspeicherung“ als Ausweg ist angesichts der Größenordnung des Stromverbrauchs illusorisch. Laut einer Analyse von Vernunftkraft wurden in diesen zehn Tagen circa 16 Milliarden kWh verbraucht. Für eine entsprechende Batteriespeicherung seine Investitionskosten von 16 Billionen (16.000 Milliarden) Euro fällig. Die einzige großtechnische Alternative über Pumpspeicherkraftwerke würde – zusätzlich zu den bestehenden sieben Anlagen – den Bau von 2.800 neuen Pumpspeichern mit je 1.000 MW Nennleistung erfordern.

Das letzte gebaute deutsche Pumpspeicherwerk Goldisthal ging 2003 ans Netz. Es hat eine Nennleistung von 1.000 MW und kostete 623 Millionen Euro. 2.800 entsprechende Pumpspeicher würden also mit circa 1.744 Milliarden an Errichtungskosten den Strompreis belasten. Ihr Einsatz an nur wenigen Tagen im Jahr würde zu einem hohen Subventionsbedarf führen. Ganz abgesehen von diesen enormen Kosten, gibt es nicht genügend geeignete Standorte mit entsprechendem Gefälle in der Bundesrepublik.

Doch nicht nur Kälteflauten, sondern auch Sturmtiefs bringen die wetterabhängige erneuerbare Stromversorgung immer häufiger und immer näher an den Kollaps: Ein Monat vor der Flaute war genau das Gegenteil der Fall. Der Weihnachtssturm 2016 versorgte das Land mit viel mehr Strom, als es benötigte.

Bei viel Sonne und Wind überschreiten die hohen Einspeisungen ins Netz immer öfter den gerade abgefragten Bedarf. Dann müssen EEG-Anlagen vom Netz genommen werden, um den Stromüberschuss zu begrenzen. Die dann nicht erzeugte Leistung muss aber – nach unseren Subventionsrichtlinien – trotzdem mit hohen Millionenbeträgen vergütet werden, genauso wie die Überproduktion von Windstrom, den wir nicht verbrauchen können. Dieser teuer subventionierte Strom wird dann an ausländische Abnehmer zu Minimalpreisen verkauft und landet – meist – im niederländischen Netz. Die Holländer haben flexible Gaskraftwerke, die sich dem deutschen Windstromüberschuss besser anpassen können.

Zusätzlich gefährdet das im Netz vorhandene Überangebot an fluktuierendem Strom aus ungleichmäßig laufenden Windenergieanlagen die Stabilität des Stromnetzes. Durch die wegbrechende Regelfähigkeit der konventionellen Anlagen – sie sollen ja nach und nach vom Netz genommen werden – wird die Netzstabilität extrem gefährdet. Die Situation, dass kein ausreichender Puffer zur Sicherung der Netzstabilität durch konventionelle Anlagen mehr vorliegt und der unverwertbare Anteil nicht regelbarer Energie zu negativen Strompreisen führt, wird zur Regel werden.

Viel schlimmer als die teure Entsorgung „wertlosen“ Stroms ist für die deutsche Stromversorgung der bald nicht mehr vorhandene Regelpuffer mit konventionellen Kraftwerken. Erst die konventionellen Kraftwerke stabilisieren das Stromnetz auf die notwendige Frequenz von 50 Hertz, um trotz der Einspeisung der unregelmäßigen regenerativen Energien die Netzfrequenz stabil zu halten. Die starke Zunahme von Eingriffen in die Erzeugungsleistung von Kraftwerken („Redispatch-Maßnahmen“), um Leistungsabschnitte vor einer Überlastung zu schützen, künden von der Gefahr: Da die Spitzen der Erzeugung von Sonne- und Windstrom – der vorrangig ins Netz soll – ein Maß erreicht hat, dass die konventionellen Kraftwerke eigentlich zeitweise abgeschaltet werden müssten. Die Kraftwerke sind aber nötig, um die Netzfrequenz von 50 Hertz zu erhalten. Sollten sie wegfallen, schwindet die Regelfähigkeit des Netzes aufgrund der schwindenden Flexibilität der Erzeugung massiv. Der konventionelle Kraftwerksstrom, der diese stabilisierende Aufgabe – auch für die Erneuerbaren – wahrnehmen muss, kann nicht mehr im übervollen Netz untergebracht werden. Der Blackout wird in solchen Phasen immer wahrscheinlicher.

Aus diesen Gründen fordert die Initiative „Vernunftkraft“, ein Zusammenschluss von über 630 Bürgerinitiativen aus dem gesamten Bundesgebiet, den Ausbau wetterabhängiger Stromerzeugung unverzüglich einzustellen:

Die Faktenlage legt eindrücklich nahe, dass der weitere Ausbau wetterabhängiger Stromerzeugungsanlagen die Stromversorgung immer näher an den Kollaps führt. Gleichzeitig werden auch die energiepolitischen Ziele ‚Wirtschaftlichkeit’ und ‚Umweltverträglichkeit’ mit jeder neu errichteten, durch Einspeisevorrang und Fixvergütung begünstigten Windenergieanlage in immer weitere Ferne gerückt.

Die ganze Analyse zum Nachlesen: http://www.vernunftkraft.de/kaltflaute/

Mehr zum Thema:

17.2.2017WirtschaftUmland0 Kommentare cpm

Bisher 0 Kommentare
Kommentar schreiben

Es gibt noch keine Kommentare zu diesem Beitrag. Schreiben Sie den Ersten.

Einen neuen Kommentar schreiben

Um einen neuen Komentar zu schreiben, melden Sie sich bitte mit ihrem Benutzernamen und Passwort an. Wenn Sie noch keinen EIFELON-Account haben, können Sie sich kostenlos und unverbindlich registrieren.


  1. *Ihre eMail-Adresse wird nicht veröffentlicht
  2. Ein Passwort wird Ihnen an Ihre eMail-Adresse zugeschickt, Sie können es anschließend in Ihrem Benutzerberich leicht ändern.
  3. Den Button zur Registrierung finden Sie unter unserern folgenden Richtlinien:
Die Richtlinien für die Nutzung der EIFELON Diskussionsplattform
Die Benutzer bestätigen/akzeptieren mit ihrer Anmeldung unsere Richtlinien. Falls es im Nachhinein noch Änderungen an den Richtlinien gibt, werden die User beim nächsten Einloggen aufgefordert, die Richtlinien erneut zu bestätigen: Wir bieten Ihnen hier eine Plattform für sachliche und konstruktive Diskussionen. Um dies zu gewährleisten, behält sich die Redaktion vor, Kommentare nicht zu veröffentlichen, die einer sachlichen Diskussion nicht förderlich sind. Wir bitten Sie daher, durch die Einhaltung unserer Richtlinien zu einem freundlichen Gesprächsklima beizutragen.
1. Gegenseitiger Respekt
Bitte behandeln sie andere Nutzer so, wie Sie selbst behandelt werden möchten. Zeigen Sie Toleranz gegenüber anderen Meinungen und verzichten Sie auf persönliche Angriffe und Provokationen.
Selbstverständlich werden Kommentare, die ehrverletzend, beleidigend, rassistisch, pornografisch oder auf andere Weise strafbar sind, nicht freigeschaltet.
2. Wortwahl und Formulierung
Sachliche Argumentation ist die Basis für eine konstruktive Diskussionskultur. Nehmen Sie sich die Zeit, Ihren Kommentar vor dem Abschicken zu überprüfen. Habe ich den richtigen Ton getroffen? Könnten meine Formulierungen Missverständnisse hervorrufen?
3. Benutzernamen
Diese genannten Richtlinien gelten auch für die Verwendung von Benutzernamen.
4. Quellenangaben und Verlinkungen
Wenn Sie Zitate verwenden, verweisen Sie bitte auf die Quelle und erläutern Sie deren Bezug zum Thema.
5. Zeichenbegrenzung
Die Länge eines Kommentars ist auf 1000 Zeichen zu begrenzen, um eine Moderation in einem adäquaten Zeitrahmen zu gewährleisten. Mehrteilige Beiträge können daher leider nicht berücksichtigt werden.
Bitte sehen Sie davon ab, denselben oder einen sehr ähnlichen Kommentar mehrmals abzuschicken.
6. Werbung
Die Nutzung der Kommentarfunktion zu kommerziellen Zwecken ist nicht erlaubt. Inhalte gewerblichen oder werbenden Charakters werden nicht freigeschaltet. Gleiches gilt für politische Aufrufe aller Art.
7. Sonstige Hinweise
Es besteht kein Anspruch auf Veröffentlichung eines Kommentars. Beiträge, die sich als falsch oder unwahr herausstellen, können auch im Nachhinein noch gelöscht werden. Sollten Sie auf Beiträge stoßen, die gegen die Richtlinien verstoßen, machen Sie die Moderation bitte darauf aufmerksam. Schicken Sie einfach den Link des betreffenden Kommentars mit einer kurzen Erläuterung an redaktion@eifelon.de. Bei wiederholten oder besonders schweren Verstößen gegen diese Richtlinien behalten wir uns einen Ausschluss einzelner User vor.


zurück zur Startseite