Bad Münstereifel: Dieses Motto zog vergangenen Samstag zahlreiche Neugierige nach Bad Münstereifel. Passend zur Vorweihnachtszeit erfuhren sie – anschaulich erklärt und bebildert – viele Details über Zimt, Nelken, Kakao oder Anis – wohlriechende und unverzichtbare Spezereien für die Weihnachtsbäckerei. Zu diesem Nachmittag hatten die ehemaligen Apotheker des Ortes, Gertrudis und Theodor Symann, eingeladen. Bis zu ihrem Ruhestand waren sie Inhaber der Schwanen-Apotheke, die heute als Museum genutzt wird. Die über 200 Jahre alte Apotheke ist seit sieben Generationen in Familienbesitz. Daher konnte die Apothekerin so manche interessante Geschichte aus der Vergangenheit erzählen.
Dank vieler engagierter Helfer und mit finanzieller Unzterstützung der NRW-Stiftung konnte das Apotheken-Museum 1997 eröffnet werden. Das Besondere an diesem Museum ist, dass es seit zwei Jahrhunderten nahezu unverändert an seinem heutigen Standort existiert. So hat die Apotheke Napoleon und seine Soldaten vorüberziehen sehen. Zur Verwunderung von Familie Symann wurden bei Renovierungsarbeiten tief versteckt in verborgenen Geheimschatullen alte französische Schriften aus dieser Zeit gefunden.
Die Verkaufsraum der alten Apotheke mit seiner Rokoko-Stuckdecke enthält noch das Original-Eichenmobiliar aus dem Jahr 1806. Überraschend waren auch die sieben übereinander liegenden farblichen Anstriche der hölzernen Innenausstattung, dabei gab es so unterschiedliche Töne wie rot, blau oder orange. Bei der Restaurierung haben Handwerker ganze Arbeit geleistet, sodass die abgebeizten Hölzer heute in ihrem ursprünglichen schönen Eichenholz glänzen können. Auf den Regalen stehen wohlgeordnet unzählige pharmazeutische Glasflaschen und Gefäße. Schon auf den ersten Blick lassen sich die Medikamente in rezeptfreie (schwarze Schrift auf weißem Grund) und rezeptpflichtige Mixturen (rote Schrift auf weißem Grund) unterscheiden.
Wie durch ein Wunder überstand das Jahrhunderte alte Apothekeninventar auch die Zerstörungen des 2. Weltkriegs. Eine sehr anrührende Geschichte erzählt Gertrudis Symann vom 1. Weihnachtstag 1944. Ihre Familie wohnte damals in dem an die Apotheke rückwärtig angrenzenden Haus. Durch die Klingel an der Apothekentür wurde ihr Vater in den Laden gerufen. Ein Soldat brauchte ein Medikament und gab ihrem Vater als Dank eine Tafel Schokolade. Genau in dem Moment wurde das Wohnhaus der Familie von einer Bombe stark beschädigt. „Mein Vater hatte nichts mehr als eine Tafel Schokolade „, berichtet die Apothekerin.
Beeindruckend ist der kleine Giftschrank im Verkausfsraum, damals noch schlicht mit einem einfachen Schlüssel zu verschließen. Die hier aufbewahrten Arzeneimittelflaschen waren warnend mit weißer Schrift auf schwarzen Grund etikettiert.
Im rückwärtigen Raum kann der Besucher alte Gerätschaften entdecken. Unter anderem das Labor mit dem Apothekenherd, wo in vergangenen Zeiten viele Medikamente am Pillenbrett selbst hergestellt wurden. Zäpfchen in drei verschiedenen Größen formte der Apotheker in entsprechenden Vertiefungen unter Zugabe des Öls der Kakaopflanze, da sich dieses bei einer Körpertemperatur von 37 Grad auflöst.
Im oberen Stockwerk kann man eine alte Sammlung von Büchern bewundern, aber auch das von der Apothekerin Symann während ihres Pharmaziestudiums angelegte Herbarium. Auf der gleichen Etage befindet sich die Material – und Kräuterkammer mit über hundert Teedrogen, die sich erschnuppern lassen – ganz ohne Risiken und Nebenwirkungen. Man muss auch nicht den Arzt oder Apotheker fragen! All das und noch viel mehr können Interessierte bei einem Besuch des Apotheken-Museums kennen lernen. Mit Hilfe eines in mehrere Sprachen übersetzten Flyers können Gäste viel Wissenswertes aus dem damaligen Alltag der Arzeneikundigen erfahren und so den Rundgang durch die Räume zu einem spannenden Erlebnis für Jung und Alt werden lassen. Das sehenswerte Museum ist täglich (außer montags) von 14.30 bis 17.00 Uhr geöffnet. Der Eintritt kostet für Erwachsene zwei Euro, Kinder zahlen einen Euro.
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