Heimbach, Blens: „Wenn die Sirene geht, läuft man halt. Irgendwann geht das in Fleisch und Blut über“, erzählt der Blenser Hans-Peter Herkenrath. Einmal ist er nachts vom Sirenengeräusch wach geworden, zum Feuerwehrgerätehaus gelaufen und hat sich dann gewundert, warum kein anderer Kamerad da war. Bis er feststellte, dass er im Schlaf die Sirene aus Schmidt von der anderen Seite des Berges und nicht die eigene aus Blens gehört hatte.
Zum Feuerwehrgerätehaus ist er gelaufen, viele Jahre, seit seinem 17. Lebensjahr. Erst als Feuerwehrmann in der Löschgruppe Blens, 1984 als Brandmeister, ab 1986 als Zugführer, von 1990 bis 2008 als Stadtbrandmeister der Feuerwehr Heimbach. Bis er 17 war, hatte er keinen Bezug zur Feuerwehr. Aber dann – 1972 – war Feuerwehrfest in Blens. „Von den vielen Feuerwehren aus dem Umkreis mit ihren roten Fahrzeugen war ich so begeistert, dass ich am nächsten Tag direkt zum Blenser Löschgruppenführer gegangen bin und ihm gesagt habe, dass ich mich engagieren will.“ Für seinen Einsatz in der Heimbacher Feuerwehr ist Hans-Peter Herkenrath nun von der Heimbacher Stadtvertretung als Ehrenstadtbrandmeister ausgezeichnet worden. „Die Ehrung hat mich sehr berührt“, gesteht der 1,90 Meter große, schlanke Mann mit dem weißen Haar.
Hans-Peter Herkenrath steht damit stellvertretend für die vielen freiwilligen Feuerwehrmänner und -frauen, die sich ehrenamtlich für den Schutz ihrer Mitbürger einsetzen. In seiner Laudatio würdigte Bürgermeister Peter Cremer nicht nur die fachliche Kompetenz und die Führungsqualitäten Herkenraths, sondern auch sein „hohes Maß an Weitsicht“. So hat er beispielsweise erstmals einen Brandschutzbedarfsplan aufgestellt und auch dafür gesorgt, dass dieser umgesetzt wird. Außerdem konnten sich die freiwilligen Feuerwehrmänner stetig aus- und fortbilden, so dass die Heimbacher Feuerwehr laut Cremer heute über einen „außergewöhnlich hohen Ausbildungsstandard“ verfügt. Seine Qualitäten haben ihm wohl auch gedient, als der Dürener Kreistag 2009 Herkenrath zum stellvertretenden Kreisbrandmeister und von 2012 bis 2015 zum Kreisbrandmeister benannt hat. Jetzt mit 60 ist seine aktive Zeit in der Feuerwehr beendet, Hans-Peter Herkenrath hat die gesetzliche Altersgrenze erreicht. Für ihn ist das in Ordnung: „43 Jahre Feuerwehr müssen genug sein.“
Während seiner aktiven Jahre hat Hans-Peter Herkenrath vieles erlebt: Tragisches, Eindrucksvolles und Skurriles. 1990 unternahm er einen Ausflug zum Modellflugplatz nahe Vlatten. Aus Richtung Mariawald sah er plötzlich Rauch aufsteigen. Ein großes Waldstück brannte. Es war seine erste Feuerprobe. Erst wenige Zeit zuvor war er zum Stadtbrandmeister berufen worden. „Als ich die 40 bis 50 Meter hohen Flammen sah, ging mir alles Mögliche durch den Kopf.“ Obwohl alle Qualifikationen in der Tasche, „hatte ich natürlich Angst davor, ob ich diesen Einsatz bewältigen, die richtigen Entscheidungen treffen werde.“ Es war sein erster großer Einsatz, den er als Einsatzleiter mit den Feuerwehren aus Nideggen, Kreuzau, Hürtgenwald, Gemünd und Heimbach meisterte. Einmal musste er mit den Kameraden zu Sylvester ausrücken und einen Stallbrand auf einem Bauernhof in Düttling löschen. Ein Pferd haben sie auch schon gerettet. Es war durch ein Garagendach eines Grundstückes in Hasenfeld gebrochen, das sich in Hanglage befand. Zweimal ist es vorgekommen, dass er mit den Kameraden eine tote Person bergen musste. „Das habe ich als sehr belastend empfunden.“ Ganz am Anfang gab es noch keine psychologische Betreuung, später schon. Das Gespräch mit dem Einsatzkräfte-Nachsorgeteam hat ihm und den Kameraden sehr geholfen. „Wenn man über das Erlebte redet, kann man es besser verarbeiten.“
Wie sieht Hans-Peter Herkenrath die Zukunft der freiwilligen Feuerwehr?
Die Hauptaufgabe auch der Gemeinden, die sich eine Berufsfeuerwehr gar nicht leisten können, werde darin bestehen, Menschen weiterhin langfristig für den Dienst bei der freiwilligen Feuerwehr zu motivieren. Er sagt es zwar spaßhaft, trifft aber wohl den wahren Kern: „An der freiwilligen Feuerwehr ist nur der Ein- und Austritt freiwillig. Der Rest ist Dienst und Pflicht.“ Neben der fachlichen Ausbildung spielt für Herkenrath auch die Kameradschaft untereinander eine große Rolle, ohne die eine freiwillige Feuerwehr nicht funktioniert. Dabei dürfe man sich „auch mal ordentlich die Meinung sagen. Danach muss es aber auch wieder gut sein.“ Warum er sich über eine so lange Zeit für die Feuerwehr engagiert hat, die ihn viel Zeit zusätzlich zum normalen Job bis 2010 als Ingenieur bei der Telekom gekostet hat, die er nicht mit seiner Familie verbringen konnte? „Wenn man anderen Menschen in einer Notsituation helfen kann, gibt einem das ein unheimlich gutes Gefühl, egal, ob bei der freiwilligen Feuerwehr oder einer anderen Hilfsorganisation.“
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