Heimbach, Düttling: Seit fast dreißig Jahren steht Gertrud Stoffels hinter der Fleischtheke im Verkaufsraum des hofeigenen Betriebes, und sie macht es jeden Tag aufs Neue gern. „Ich brauche den Kontakt mit den Kunden“, erklärt die 66-Jährige und denkt noch lange nicht ans Aufhören. Ihre treuen Kunden kommen aus der Gegend, aber auch von Aachen, Bergheim, Düren, Jülich, Düsseldorf und Köln. Besonders wenn im Fernsehen Berichte über Tierhaltung und Fleischproduktion laufen, finden weitere Kunden den Weg zu ihr. Die Stoffels legen Wert darauf, ihre Tiere art- und tiergerecht zu halten. Ihre Wurstwaren stellen sie selber her.
1969 hat Gertrud Stoffels den landwirtschaftlichen Betrieb mit ihrem Ehemann Peter gegründet. Direkt an und neben ihr Fachwerkhaus an der Düttlinger Römerstraße haben sie die für Vieh, Futter und Maschinen benötigten Gebäude errichtet. Los ging es mit zwölf Milchkühen. Kölner waren ihre ersten Kunden. Auf ihrem Heimweg nach einem Wochenendtripp in die Eifel bogen die Städter bei den Stoffels ab, um frische Kuhmilch mit nach Hause zu nehmen. „Könnt Ihr nicht auch Wurst machen“, fragten sie. Und so stieg Familie Stoffels in die Fleischproduktion ein. In enger Absprache mit den Angestellten vom Veterinäramt haben sie die Räume für Verkauf, Verarbeitung und Lagerung aufgebaut, Wände, Decken und Böden gefliest, die Theke errichtet.
Schweine und Rinder ziehen sie groß. „Uns ist es wichtig, dass die Tiere artgerecht gehalten und tiergerecht aufgezogen werden“, erklärt Sohn Jürgen Stoffels. Im Stall stehen die Tiere auf Stroh. Außer im Winter grasen die Rinder draußen auf der Weide. Weitere Futtermittel sind Gras-, Maissilage und Getreide. Familie Stoffels baut sie selber an. Von der anfänglichen Milchkuhzucht hat die Familie den Betrieb auf Mutterkuhhaltung umgestellt. Blonde d´Aquitaine heißt die Rinderrasse ihrer Wahl, die ursprünglich aus Südfrankreich kommt, und die Familie Stoffels nun züchtet. Die Tiere haben meist ein hellgelbes Haarkleid, gelten als ruhig und anpassungsfähig bezüglich Klima und Futter, langlebig (die Durchschnittskuh kann bis zu elf Jahre alt werden), fruchtbar. Den Kühen werden gute Muttereigenschaften zugesprochen. Die Kälber wachsen auf natürliche Weise mit der Milch ihrer Mutter auf, ohne Milchaustauscher, also Muttermilchersatz, oder Zusatzstoffe. Jürgen Stoffels und seine Frau Claudia fahren regelmäßig mit den Tieren auf Ausstellungen. Letztes Jahr machte eines ihrer Rinder den ersten Platz zur „Miss Future 2015“. Die Jury hat ihr viel Zuchtpotential attestiert. Inzwischen ist die knapp Zweijährige mit ihrem ersten Kalb trächtig. Im Sommer wird es zum ersten Mal neben den anderen 125 Rindern grasen.
Die Schweine stehen inzwischen bei einem Freund der Stoffels auf Stroh im Stall, weil unterschiedliche Tierarten nicht mehr in einem Stall gehalten werden dürfen. Das ist Vorschrift. Ebenso darf auf dem Hof nur noch für den Eigenbedarf geschlachtet werden. Jürgen Stoffels bringt die Tiere daher zum Schlachthof nach Düren, wo der staatlich geprüfte Landwirt als Fleischkontrolleur arbeitet. Das Fleisch nimmt der 42-Jährige mit nach Hause, wo ein Metzger es zu verschiedenen Fleisch- und Wurstsorten weiterverarbeitet. „So wissen wir genau, welche Zutaten in unseren Produkten stecken“, erklärt Jürgen Stoffels. Fleisch und Wurst verkauft Gertrud Stoffels anschließend im Hofladen, in dem auch Vegetarisches seinen Platz hat: Selbst gemachte Marmelade, oftmals mit Früchten und Beeren aus dem eigenen Garten, Honig eines Mechernicher Imkers, Eier aus Vlatten und Wein von der Ahr. Die selbst angebauten Kartoffeln lagern in der Scheune nebenan.
Gertrud Stoffels überlegt. Früher hatte Düttling sechs Bauernhöfe bei 80 Einwohnern. Heute mit 90 Einwohnern gibt es neben ihrem eigenen nur noch einen weiteren Hof. Der Fleischpreis ist im Verlauf der Jahre nicht so stark gesunken, dafür aber der Preis für Milch. Gleichzeitig sind die Pachtpreise in die Höhe geschossen: Von 60 DM für einen Morgen Land in den 70/80ern auf heute 120 bis 130 Euro. Allein vom landwirtschaftlichen Betrieb haben die Stoffels nie leben können, selbst wenn es Arbeit genug gibt.
Die ersten Kölner Kunden von damals hat Gertrud Stoffels noch immer, mittlerweile auch in der zweiten Generation.
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