Heimbach: „Das wird eine Entdeckungsstunde“, meint Asya Fateyeva, eine der weltbesten Saxophonistinnen, mit strahlendem Lächeln. Gemeinsam mit den Kindern der Heimbacher Grundschule hockt sie auf dem Boden des Musikraums und erklärt den Viertklässlern ihr Instrument. Im Rahmen des Kammermusik-Festivals „Spannungen“ war die gebürtige Russin als Botschafterin von „Rhapsody in School“ in die Grundschule gekommen – lautstark begrüßt vom Trommelkurs der Heimbacher Schüler.
Unter den gebannten Blicken der Kinder öffnete sie ihren Instrumentenkoffer, baute Stück für Stück ihr Saxophon zusammen und erzählte den Kindern, wie sie ‚ihr‘ Instrument entdeckt habe. „Damals war ich zehn Jahre alt und spielte schon seit vier Jahren Klavier.“ Eigentlich habe ihr Vater das Saxophon für sich gekauft, aber sie wollte es damals unbedingt ausprobieren. „Danach war mir vor lauter Pusten ganz schwindelig“, schilderte sie den Kindern und erklärte ganz nebenbei die Technik der Zirkular-Atmung. Mit geblähten Backen simulierten die Pänz diese Atemtechnik, die erst ein lückenloses Spiel auf Blasinstrumenten möglich macht.
Anschließend führte Asya Fateyeva den Viertklässlern die Klangvielfalt ihres Instruments vor. Virtuoser Auftakt war ein Ausschnitt aus einer Cello-Suite von Bach – eigentlich fürs Cello geschrieben, doch dann fürs Saxophon adaptiert. „Das ist mein Gute-Morgen-Stück“, meinte sie vergnügt. Denn genau wie ein Sportler müsse sie als Musikerin jeden Tag fit bleiben, das bedeute ‚Aufwärmübungen‘ und viele, viele Trainingsstunden. Mit traumwandlerischer Sicherheit führte sie die Kinder anschließend musikalisch durch den „Jungle“, eine atmosphärische Komposition von Christian Lauba: Da schienen Elefanten durch den Urwald zu trotten, sich Schlangen durchs Unterholz zu schlängeln und kunterbunte Schmetterlinge zwischen den Ästen zu schwirren.
„Wie viele Sprache sprichst Du?“, „Ist es anstrengend, um die Welt zu reisen?“, „Wie oft übst Du?“. Das sind nur einige der elementaren Fragen, die die junge Musikerin anschließend kindgerecht beantwortete. „Kannst Du auch die Noten spielen, die da am Fenster stehen?“, fragte ein Viertklässler herausfordernd mit Blick auf die bunte Deko ihres Musikraumes. Verblüfft drehte sich Asya Fateyeva um, schmunzelte und schon schallte das Lied „Hey Pippi Langstrumpf“ durch den Raum, das die Pänz stimmgewaltig mitsangen.
Bühne frei für junge Talente
Der Jubel war groß, als die Heimbacher Pänz der jungen Musikerin am folgenden Tag erneut begegneten. Gesponsert von innogy, fand im Jugendstil-Kraftwerk wieder das Musikevent „Junge Bühne“ statt. In diesem Jahr stimmte die Katholische Grundschule Hambach, an der 85 Kinder ein Instrument spielen, das junge Publikum musikalisch ein. „Ihr wart ganz, ganz klasse“, bedankte sich der künstlerische Festivalleiter Lars Vogt bei den Nachwuchs-Musikern. Für ihr musikalisches Engagement wurde die Schule mit dem diesjährigen Förderpreis ausgezeichnet.
Mit Witz, Charme und Spontaneität führte Vogt als Pianist und Moderator durchs Programm. Die Auswahl der kindgerechten Stücke war einfach genial. Asya Fateyeva und Cellist Maximilian Hornung zauberten mit ihren Instrumenten unvergessliche Bilder: Mal trudelten Fliegen gegen eine Fensterscheibe, sirrten Libellen übers Wasser oder schwirrten unzählige Moskitos durch die Luft.
Umjubelter Höhepunkt war die Trommel-Clownerie von Stefan Rapp und Paul Donat. Die beiden Percussionisten lieferten eine sensationelle Show. Während ihres grandiosen Auftritts wurde alles zum Resonanzboden: Notenständer, Luftballons und sogar das hölzerne Podest im Jugendstil-Kraftwerk.
Trotz tropischer Hitze folgten die Kinder dem Programm gebannt. Egal, ob Mozart, Poulenc oder Ravel – sie wippten im Takt, dirigierten mit oder spielten auf einer imaginären Klaviatur. Mit einem glühenden Appell verabschiedete Lars Vogt die knapp 600 Kinder: „Viel Spaß, wenn Ihr Musik macht. Bleibt dran, auch wenn’s manchmal mühsam ist. Musik ist eine der tollsten Sachen auf der Welt!“
Die junge Geigerin Sarah Christian, Konzertmeisterin der Deutschen Kammerphilharmonie in Bremen, spielte im Gymnasium Kreuzau auf. Die Pianistin Kiveli Doerken begeisterte in der Euskirchener Marienschule und der 23-jährige Fagottist Theo Plath faszinierte durch seine atemberaubend spielerische Präzision.
Das geplante Gastspiel des jungen Trompeters Peter Dörpinghaus beim Dürener Wirteltor-Gymnasium musste leider ausfallen, da kurzfristig eine Zusatzprobe für das abendliche Konzert anberaumt worden war.
Nähere Informationen zu dem Projekt „Rhapsody in School“, das von Sabine von Imhoff geleitet wird, unter www.rhapsody-in-school.de.
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