Nideggen, Berg: „Der Kauz ist nach wie vor gefährdet und deshalb streng geschützt, aber das nützt ihm nicht viel.“ Jahr für Jahr würden durch die Gefährdung oder gar den Verlust ihres Lebensraums weniger Steinkauze registriert, mahnt Eulenexpertin Doris Siehoff bereits seit langer Zeit. Deshalb können die Bürger von Berg jetzt stolz sein, dass ihr Ort als erster in der Region als „Steinkauzfreundliches Dorf“ ausgezeichnet wurde.
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Das Innere einer Nisthilfe. [Foto: bwp]
Immer seltener gebe es allerdings „Naturbruten“, denn alte, gestandene „Höhlenbäume“ – Wohnraum für Kauze und Fledermäuse – kämen oft durch den Verbiss von Weidetieren zu Schaden. Diese Fraß- und Schälschäden führen dann innerhalb weniger Jahre zum Absterben und Windbruch der Bäume. Wichtig sei es deshalb, regelmäßig mit alten Obstsorten aufzuforsten.
Fehlender Brutraum kann aber auch durch mardersichere, hölzerne Nistkästen ausgeglichen werden, die auf geeigneten Streuobstwiesen installiert werden. Um sich erfolgreich fortpflanzen zu können, braucht der Kauz zwei bis drei Großbäume. Damit der kleine Eulenvogel sich in seinem Revier wohlfühlt, dürfen die Bäume jedoch keinen Waldcharakter haben. Zudem ist für den Wildvogel beweidetes Grünland überlebenswichtig.
Offene Viehtränken sind für die Vögel allerdings eine tödliche Falle, deshalb wurden in den Niederlanden große Wasserbottiche entwickelt, die innen nochmal mit einem gegitterten Plastikkorb ausgestattet sind. Sollte ein Kauz ins Wasser stürzen, kann er sich so mit dem Schnabel an den einzelnen Sprossen wieder herausziehen. Diese steinkauzsicheren Tränken werden Weidetierhaltern von der Biologischen Station Nideggen kostenlos zur Verfügung gestellt. Ansprechpartnerin Maria Hinz ist unter der Telefonnummer 02427 – 9498715 zu erreichen.
Achim Schumacher, der seit Jahren mit Kamera und Objektiv auf die Pirsch geht, berichtete über seine zahlreichen Begegnungen mit Steinkauzen. „Zu Fuß kann man sich den Tieren nur auf 50 bis 90 Meter nähern, sonst sind sie – wupps – im Baum verschwunden.“ Im Auto komme er bis auf 15 bis 20 Meter an sie heran, um Aufnahmen zu machen. „Doch sobald man Augenkontakt mit ihnen hat, werden sie nervös.“
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Manfred Hurtz mit der Auszeichnung. [Foto: bwp]
Nideggens Bürgermeister zeigte sich beeindruckt von dem Engagement der Berger Bürger: „Hier kümmern sich Menschen drum und reden nicht nur drüber.“
Auf die stadteigenen Wiesen angesprochen, zeigte er sich sofort kooperationsbereit, um auch dort Bruthilfen anzubringen: „ Es gibt immer Mittel, um die Wege aufzugreifen. Das Pflänzchen ist gesetzt.“
Nach den Fachvorträgen ergab sich eine angeregte Diskussion, während deren Verlauf gemeinsame Ideen entwickelt wurden. Um das Bewusstsein für die bedrohte Eulenart in der Bevölkerung zu wecken, soll beim Berger Familienfest am 9. Juni ein Infostand der EGE errichtet werden. Zudem bot Doris Siehoff an, an diesem Tag Ortsspaziergänge zu den Steinkauzkästen durchzuführen. Dort können die interessierten Gäste dann miterleben, wie die Jungvögel beringt werden.
Ebenso soll das Steinkauz-Projekt an den Nideggener Schulen reaktiviert werden: In der ehemaligen Hauptschule waren in der Werk-AG wiederholt Nistkästen für die Kauze gebaut worden und einige der ehemaligen Schüler übernahmen damals Patenschaft und Pflege der Bruthilfen.
Und zu guter Letzt wird demnächst ein Wettbewerb ausgeschrieben, wie denn der putzige Vogel, der in Berg schlüpfte und nun die überreichte Steinkauz-Plakette ziert, heißen soll…
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