Nideggen: Am 24. September erreichte uns eine Mail mit dem Hinweis: „In drei Monaten ist Weihnachten!“ Nein, es handelte sich dabei nicht um eine Werbemail, die bereits ein Vierteljahr vor dem Fest den Konsum ankurbeln sollte. Absender war Franz-Josef Brandenburg. Pensionierter Lehrer, passionierter Geschichtsforscher und gemeinsam mit seiner Frau Doris begeisterter Krippensammler. Mit ihrem Schreiben wollten Brandenburgs bereits im Vorfeld auf ihre traditionelle Krippenausstellung aufmerksam machen, die an diesem Wochenende zum 13. Mal im Nideggener St.-Johannes-Haus, Kirchgasse 6, gezeigt wird. Unter dem Titel „Gott kommt überall zur Welt“ präsentieren sie Krippen aus Mexiko, Italien, Madagaskar, Polen oder Dänemark. Ab dem erstem Adventswochenende werden dann 30 der Ausstellungsstücke zusätzlich in der Innenstadt entlang des „8. Nideggener Krippenwegs“ zu sehen sein.
Seit zwei Wochen sind die beiden Sammler damit beschäftigt, aus den rund 1.000, auf dem Dachboden gehorteten Schätzen die Exponate für die diesjährige Ausstellung zusammenzusuchen. Die kleinste Krippen-Szenerie aus ihrer Sammlung passt in einen Fingerhut und kommt aus Mexiko. Die größten Figuren haben ein stolzes Maß von 150 Zentimetern. „Die habe ich in Holland abgeholt.“ Allein 60 großformatige Ställe hat das Paar im Laufe der Jahre zusammengetragen. Daneben Krippen aus Papier, Porzellan oder Terracotta, sowie Gemälde und Drucke. „Seit fünfzehn Jahren sammeln meine Frau Doris und ich ganz gezielt“, erzählt Brandenburg. Doch seine Liebe zu Krippendarstellungen besteht schon ein Leben lang. „Bereits als Messdiener in Monschau habe ich mitgeholfen, die Krippenszene in der Kirche aufzubauen.“ Seine Passion blieb. Einmal wurde selbst die eigene Garage in eine Weihnachtsszene verwandelt. Da musste das Auto in Eis und Schnee ausharren, damit die Heilige Familie ein trockenes Dach über dem Kopf hatte. „Der damals ausgestellte Josef war 52 Zentimeter groß“, erinnert sich Brandenburg.
Im Laufe der Jahre hat das Paar Krippen aus aller Herren Länder zusammengetragen, denn – je nach Nationalität des Erbauers – sehen die Krippen völlig unterschiedlich aus: Mal passt die Szenerie in eine Nussschale, dann wieder werden Maria, Josef und das Jesuskind fast lebensgroß dargestellt. Mal wird Christi Geburt stilisiert abgebildet, dann wieder quietschebunt in fröhlichen Farben. So sind Brandenburgs das ganze Jahr über auf der Suche nach bislang unbekannten, dreidimensional inszenierten Darstellungen von Christi Geburt.
Erstmals nahmen die beiden Nideggener im Oktober am Weltkrippenkongress teil, der alle vier Jahre vom Weltkrippenverband „Universalis Foederatio Praesepistica“ in einer anderen Stadt veranstaltet wird. Unter dem Motto „Venite adoremus“ (Kommt lasset uns anbeten) trafen sich die Sammler dieses Jahr im italienischen Bergamo, um gemeinsam Vorträge, Konzerte und Gottesdienste zu besuchen. Auf dem Programm standen ebenfalls Fahrten zu acht Krippenmuseen sowie einem Krippenmarkt.Von der harmonischen Atmosphäre zwischen den etwa 1.000 Teilnehmern aus aller Welt zeigt sich Franz-Josef Brandenburg immer noch beeindruckt. „Rund um Bergamo gibt es 18 Krippenvereine mit etwa 500 Mitgliedern, die den Kongress fantastisch organisiert und begleitet haben. Die unterschiedlichen Sprachen stellten kein Problem dar. Reichte unsere Muttersprache oder Englisch nicht aus, kamen eben Hände und Füße zum Einsatz“, beschreibt er. Im Notfall half eine schnelle Zeichnung auf einem Blatt Papier weiter.
Ihre Sammelleidenschaft haben Brandenburgs bei der Italienreise gezügelt. „Wir haben lediglich eine Papierkrippe gekauft, die auf Sperrholz aufgezogen und anschließend mit der Laubsäge ausgeschnitten werden muss. Im nächsten Jahr werden wir sie wohl das erste Mal zeigen können.“ Und an einigen „Finimenti“, Ausstattungszubehör, das Krippen erst atmosphärisch werden lässt, konnten sie natürlich auch nicht vorbeigehen…
„Die äußerst kunstvollen und detailreichen italienischen Krippen unterscheiden sich sehr stark von den in Deutschland üblichen“, erzählt Brandenburg. Es sind so genannte „Dioramen“, glasgerahmte Guckkästen, in denen das Weihnachtsgeschehen dreidimensional vor einem bemalten Hintergrund dargestellt wird. Diese Szene vollzieht sich meist nicht in einem Stall, einer Ruine oder Höhle, sondern Mitten im pulsierenden Leben. Der Alltag geht seinen gewohnten Gang. In der Herberge sitzen die Falschspieler am Tisch, da wird Wein mit den Füßen gekeltert, eine alte Frau verkauft Maronen, ein Mann bietet hausgemachten Käse und Schinken feil, ein anderer melkt seine Kuh und Frauen holen Wasser am Brunnen. „Die Tiefenwirkung dieser Krippen ist faszinierend: Vorne sind die Figuren groß, und nach hinten verjüngen sie sich bis hin zur kleinsten Figur und zum kleinsten Gebäude. Sehr wichtig für ein gutes Diorama ist aber auch dessen Beleuchtung“, beschreibt Doris Brandenburg die lebendig gestalteten Schaukästen aus Italien. Das Geschehen um die Heilige Familie wird dabei stets mit einem kleinen, versteckt angebrachten Spot beleuchtet, während das restliche Treiben nur in schummrigem Licht zu sehen ist.
Eine ähnlich gestaltete Krippe und rund weitere 50 Exponate werden Doris und Franz-Josef Brandenburg bei ihrer diesjährigen Ausstellung am 12. und 13. November jeweils von 11.00 bis 18.00 Uhr zeigen. Der Eintritt zu der barrierefreien Krippenschau ist wie gewohnt frei. Um Spenden für das stationäre Hospiz in Düren Lendersdorf wird jedoch gebeten.
Ab dem 1. Adventswochenende bis zum Jahresbeginn 2017 können Besucher zum achten Mal den von den Krippenfreunden gestalteten „Nideggener Krippenweg“ entlanggehen und sich in die liebevoll gestalteten Darstellungen vertiefen. Auch hier kann an bestimmten Krippen für das Hospiz in Düren-Lendersdorf gespendet werden. Aushänge weisen auf diese Stellen hin. Unter der Rufnummer 02427 – 6247 gibt es ab Anfang Dezember einen „Krippenstadtplan“, damit jeder Interessierte die rund 30 Krippen zwischen Thumer Linde, der Pfarrkirche (ab Heilig Abend nachmittags) sowie dem Nationalparktor und der Jugendherberge im Effels finden kann.
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