Nideggen: Zum 40-jährigen Bestehen des Nideggener Burgenmuseums gab es gleich zwei Anlässe, um zu feiern: Einerseits das runde Jubiläum und gleichzeitig die Schenkung von rund 160 wertvollen Gebrauchs- und Zierkeramiken des 13. bis 16. Jahrhunderts. Also aus jener Epoche, als die Nideggener Burg erbaut und zum politischen Zentrum der Region wurde. Unter den wertvollen Stücken befinden sich auch einige Exponate aus Antike und Gegenwart.
Bereits im vergangenen Jahr fasste das Sammlerehepaar Helga und Dietrich Schnell den Entschluss, die aus der ganzen Welt zusammengetragenen Töpferwaren dem hiesigen Museum zu übergeben. Zuvor waren die Exponate Stück für Stück von Ralph Mennicken, dem Leiter des Raerener Töpfereimuseums, analysiert und als wertvolle „Originale“ zertifiziert worden. So konnte eine lückenlose Auflistung und Klassifizierung erstellt; die einzelnen Krüge, Kerzenleuchter oder Kannen eindeutig zugeordnet werden. „Bis dahin habe ich meine Unikate meist auf Grund von Fachliteratur bestimmt“, erzählt Schnell im EIFELON-Gespräch.
„Der Sammler und die Sammelleidenschaft war immer da“, meint der Stifter. Selbst Sohn eines Töpfers, wurde ihm der „gute Ton“ wohl bereits in die Wiege gelegt. „85 Prozent meiner Sammlung stammen aus Langerwehe.“ Kein Wunder, denn bereits Mitte des 16. Jahrhunderts sind Mennickens „Ur-Ur-Ur-Vorfahren“ dorthin gezogen, um eine Töpferei zu betreiben. Schmunzelnd verweist er auf den Ausstellungsflyer mit attraktivem Foto von bauchiger Blaukeramik. „Das haben seine Ahnen getöpfert“, betont er. Diese irdenen Keramiken waren damals so gefragt, dass herrschende Königshäuser Prunkkrüge mit eingearbeitetem Emblem dort in Auftrag gaben. Scherben dieser grazil gearbeiteten und trotzdem robusten, mittelalterlichen Ware ‚made in Langerwehe‘ wurden sogar in Amerika und Australien entdeckt.
1972, als er noch in Langerwehe wohnte, kaufte Dietrich Schnell seine ersten Sammlerstücke. Später schaute er sich in Aachen bei Antiquitätenhändlern um, wurde in Lüttich fündig und baute ein euregionales Netzwerk auf. „Mich faszinierte, wohin damals die Langerweher Töpferware exportiert wurde“, schaut er zurück und fügt hinzu: „Meine Frau und ich haben keine Kinder, deshalb wollte ich meine, unsere Sammlung öffentlich zugänglich machen.“ Vom Balkon seines Hauses hat Dietrich Schnell einen unverbaubaren Blick auf das historische Nideggener Panorama. „Ich habe das Glück gepachtet, von hier auf die Burg zu schauen. So kann ich meine Sammlung immer bildlich vor mir sehen.“
„Diese Sammlung versetzt uns in die Lage, über Jahrhunderte die Entwicklung der Keramik zu vermitteln“, betonte Museumsleiterin Luzia Schlösser während des Festaktes. In den eigens gebauten Vitrinen werden nun dauerhaft historische Becher, Schalen, Pilgerflaschen und -hörner, Öllampen und Kerzenleuchter zur Schau gestellt. „Es ehrt uns sehr, dass wir uns – dank Ihrer Schenkung – auf ‚Tonspuren‘ begeben können.“ Passend zum 40-jährigen Jubiläum hielt sie 40 rote Rosen bereit, um sie nach dem Festakt an die Gäste zu verteilen.
„Seit vielen Jahren ist uns diese Burg lieb und teuer“, bekräftigte Landrat Wolfgang Spelthahn. Die großzügige Gabe des Ehepaars Schnell läute eine neue Dekade ein:
Kultur ist das Salz in der Suppe, die Würze des Lebens.“
Doch ohne die treibende Kraft, die engagierte Museumsleiterin Luzia Schlösser, könnte man solch ein Jubiläum nicht feiern. „Sie waren und sind ein Glücksfall für dieses Museum. Das Burgenmuseum ist das besucherstärkste Haus der Region.“ Allein im vergangenen Jahr tauchten 42.000 Besucher tief in die Geschichte der Region ein, die mit all ihren Facetten – wissenschaftlich und trotzdem unterhaltsam – im Bergfried der Burg präsentiert werde, hob Landrat Spelthahn hervor. Auch er ließ gekonnt die Blumen sprechen, indem er der Museumsleiterin 17 lachsfarbene Rosen überreichte – eine für jedes Jahr, in dem sie sich engagiert und ideenreich für das Museum einsetzt hatte.
Das Mhylsteyn Duo komplettierte die Festtagsreden mit ansprechenden Weisen. „Auf dass Eure Humpen immer gut gefüllt sind“, ermunterten sie das Publikum und stimmten ein altfranzösisches Trinklied an.
Im ehemaligen Palas der Burg Nideggen genossen die Besucher derweil den historischen „Zunfthandwerkermarkt“. Authentisch und verzaubernd präsentierten die aus ganz Deutschland angereisten Gäste in historischen Gewändern den handwerklichen Alltag der damaligen Zeit.
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