Nideggen, Schmidt: „You are now entering Schmidt“ steht auf den großen Bannern und Fahnen, die in den nächsten Wochen das Ortsbild prägen. Sie sind den historischen Hinweistafeln nachempfunden, die vor 70 Jahren den Weg der alliierten Truppen beim Vormarsch gegen Nazi-Deutschland markierten. Die multi-mediale Ausstellung „Routes of Liberation“ – vom 10. bis 31. Januar in der Schmidter Kirche St. Hubertus zu sehen – zeichnet die damalige Befreiung nach.
Es ist eine Sensation, dass die renommierte Wander-Ausstellung, die in Arnheim, Berlin, Brüssel, Danzig, Frankfurt und Warschau gezeigt wird, auch in dem kleinen Eifeldorf Station macht. Für die Eröffnung am kommenden Samstag haben sich prominente Gäste angesagt: EU-Parlamentspräsident und Schirmherr Martin Schulz, US-Generalkonsul Stephen A. Hubler und Victoria van Krieken, Direktorin der gleichnamigen Stiftung in Arnheim, unterstreichen die internationale, grenzüberschreitende Bedeutung der Ausstellung.
Schmidts besondere geografische Lage – als Straßenknotenpunkt hoch über dem Rurtal, in unmittelbarer Nähe zur Rurtalsperre – war in den letzten Kriegsmonaten für die amerikanischen Streitkräfte von überragender, militärisch-strategischer Bedeutung. Wer Schmidt beherrschte, beherrschte auch die Rur- und Urfttalsperre. Schmidt war also für die Amerikaner das Hauptangriffsziel auf ihrem Weg ins Rheinland und nach Berlin. Insgesamt vier Offensiven zielten auf die Ortschaft Schmidt ab. Bei zwei von ihnen, dem ersten und dem dritten Angriff, wurde Schmidt nicht erreicht. Beim zweiten Ansturm konnten sich die amerikanischen Soldaten nur wenige Stunden halten und wurden wieder ins Kalltal zurückgedrängt. Beim vierten Angriff schlugen die Amerikaner dann gleich mit insgesamt fünf Regimentern aus verschiedenen Richtungen zu. Schmidts Befreiung bedeutete damals für die Ortschaft selbst die totale Zerstörung.
Auf vier Stelltafeln wird deshalb die Schmidter Vergangenheit mit alten Fotos und Dokumenten auf etwa 60 DIN A 3-Ausdrucken zusätzlich dokumentiert. „Am 5. November 1944 stand Schmidt auf der Titelseite der New York Times“, erzählt Konrad Schöller, der gemeinsam mit seinem Sohn Benedikt die ortseigenen Ereignisse nachzeichnet. Zu sehen ist unter anderem auch eine Karikatur, die der 1920 in Oregon geborene Soldat Tom Medley über die Eroberung der Eifel anfertigte.
„Bei der Fülle des Materials können wir nur beispielhaft skizzieren“, meint Schöller. Schließlich sei ein Kirchenbau kein Museum, doch ihm – stellvertretend für den ganzen Kirchenvorstand – ist eines wichtig: „70 Jahre nach Kriegsende treffen ehemalige Gegner zusammen, um die Vergangenheit, das Vermächtnis des Zweiten Weltkriegs, gemeinsam aufzuarbeiten.“ Eine Powerpoint-Präsentation mit 80 Folien rundet die Vergangenheitsbewältigung ab.
Um das Großereignis stemmen zu können, packen alle ortsansässigen Organisatoren mit an. Anfang kommender Woche muss ein Teil der Kirchenbänke ausgeräumt werden, um Platz für die große Präsentation zu schaffen. Für drei Wochen steht dann die Ausstellung im Fokus der Aufmerksamkeit. Darüber hinaus hat der engagierte Pfarrgemeinderat bereits eins beschlossen: Am 9.2. – dem Tag der endgültigen Befreiung aller Schmidter Ortsteile vom Nazi-Regime – werden zukünftig immer die Glocken von Sankt Mokka läuten!
Öffnungszeiten der kostenlosen Ausstellung:
Mo. – Do. & Sa. : 10.00 – 17.00 Uhr
Fr. & So.: 11.00 – 17.00 Uhr
FÜHRUNGEN:
Ausstellung:
Fr., Sa. & So.: 14.00 Uhr (4 €)
Ausstellung & 7 km Wanderung „Kreuzweg des Friedens“
Sa.: 13.00 Uhr (7 €)
Ausstellung & 12 km Wanderung „Kreuzweg des Friedens“
So.: 11.30 Uhr (9 €)
Für Kinder und Jugendliche unter 16 Jahren sind die Angebote kostenlos. Nähere Informationen unter www.rureifel-tourismus.de oder telefonisch unter 02446-805790. [bvl]
Bisher 0 Kommentare
Kommentar schreiben
Es gibt noch keine Kommentare zu diesem Beitrag. Schreiben Sie den Ersten.
Einen neuen Kommentar schreiben
Um einen neuen Komentar zu schreiben, melden Sie sich bitte mit ihrem Benutzernamen und Passwort an. Wenn Sie noch keinen EIFELON-Account haben, können Sie sich kostenlos und unverbindlich registrieren.