Nideggen, Wollersheim: Seit dem Mittelalter reihen sich – wie Perlen auf einer Schnur – circa 25 Mühlen entlang des Neffelbachs bis nach Kerpen. „Sie stehen hier auf historischen Gebiet“, betonte deshalb Dr. Helmut Waldmann, als er die zahlreichen Gäste auf dem Terrain der mittelalterlichen Burg Gödersheim begrüßte. „Hier existiert die älteste Mühlenlandschaft Europas“, weiß er zu berichten. Waldmann, der bereits jahrzehntelang die gegenüberliegende malerische Gödersheimer Mühle detailgetreu restaurierte, hatte Grund zum Feiern: Um die malerische Burg vor dem Verfall zu retten, kaufte er das Gelände und begann – mit kundiger Unterstützung der Denkmalschutz-Experten – erste Sanierungsarbeiten. (EIFELON berichtete) „Wir wollen hier den Geist des Ortes, den ‚genius loci‘, wieder aufleben lassen“, lautet seine Devise.
„Wer die Vergangenheit nicht kennt, kann die Zukunft nicht gestalten“, betonte Staatssekretär Thomas Rachel, als er den ersten Förderbescheid in Höhe von 120.000 Euro überreichte. Und mit einem Schmunzeln im Gesicht gestand er: „Bis vor zwei Jahren kannte ich die Burg auch noch nicht.“ Damals, bei seinem ersten Besuch habe es geschüttet wie aus Kübeln. Doch er habe 2018 versprochen, er käme erst wieder, wenn er einen Bewilligungsbescheid zur Förderung in der Hand habe. Kein Wunder also, dass alle Anwesenden die Kamera zückten, als das lang ersehnte Papier überreicht wurde. „Es gibt noch Politiker, die Wort halten“, bedankte sich Waldmann für Rachels Engagement. Trotzdem ist diese erste Förderung ein Tropfen auf den heißen Stein. Um die verwunschene Burg denkmalgetreu wieder herzurichten, muss nicht nur sehr viel Geld in die Hand genommen werden. Es stehen Gesamtkosten von etwa 1,2 Millionen Euro zur Debatte. Ein Zehntel davon ist nun bewilligt. Mögliche weitere Förderungen stehen noch aus.Allein der Abriss für alle umgebenden Gebäude aus dem 20. Jahrhundert, die den Blick auf die 1342 erstmals erwähnte, ehemalige Wasserburg beeinträchtigen, wird rund 200.000 Euro kosten: Die Betonbauten auf der anderen Straßenseite und ein verwahrlostes, in den 1960er Jahren errichtetes Hotel. Doch Waldmann zeigt sich zuversichtlich: „Wir tragen das Gebäude bis auf das Erdgeschoss ab und bringen dort Garagen und Vorratsräume unter.“ Dann dominiere wieder die Burg das idyllische Gelände.
„Bundesfördermittel bekommen nur besonders wertvolle Gebäude“, freut sich Helmut Waldmann über die Finanzspritze. Die Beschaffung von historischen Baumaterialien macht ihm momentan jedoch zu schaffen. „Wir halten uns streng an Denkmalschutzauflagen.“ Um Zwischendecken in die Burgruine einziehen zu können, benötigt er alte Holzbalken immensen Ausmaßes: „Ich bin auf der Suche nach acht Balken mit dem Maß von mindestens 40 mal 40 Zentimetern und einer Länge von 10,70 Metern.“ Als ‚findiger Fuchs‘ hatte er sich zwar bereits per Internet auf die Suche gemacht, aber die gesamten, historischen Holzbestände scheinen für den Wiederaufbau von Notre Dame reserviert zu sein. Seine stille Hoffnung ist, dass das Dach der Pariser Kathedrale demnächst mit einer stabilen Stahlkonstruktion gestützt wird…
Dann wird der Weg frei, um das historische Eifeler Kleinod Stück für Stück, Stein für Stein, Balken für Balken wieder herzurichten. So, wie bereits das historische Torhaus der Burg.
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